Munich Re will kritische Investoren besänftigen

Vor der Hauptversammlung legt sich der Vorstand eine Selbstverpflichtung für Kapitalvorratsbeschluss auf

Munich Re will kritische Investoren besänftigen

Reuters/sck München – Die Munich Re hat auf den Widerstand großer deutscher Fondsgesellschaften gegen milliardenschwere Kapitalerhöhungen reagiert und will damit eine Abstimmungsniederlage auf der heutigen Hauptversammlung (HV) verhindern. Dazu modifizierte die Verwaltung kurz vor dem Aktionärstreffen mit Hilfe einer Selbstverpflichtung des Vorstands den Tagesordnungspunkt 9, der eine Fortschreibung eines im nächsten Jahr auslaufenden Vorratsbeschlusses für neu genehmigtes Kapital vorsieht.Der größte Rückversicherer der Welt will den Kapitalrahmen für die kommenden Jahre bis April 2022 nunmehr nicht voll ausnutzen. Dazu veröffentlichte der Dax-Konzern auf seiner Internetseite am Dienstag, also einen Tag vor der HV, die Erklärung des Topmanagements, das Kapital um maximal ein Drittel zu erhöhen. Das – formal weiter bestehende – Ansinnen des Konzerns, ein genehmigtes Kapital von fast 50 % des Grundkapitals zu schaffen, war Finanzkreisen zufolge im Vorfeld auf Ablehnung bei deutschen Fondsgesellschaften gestoßen. Damit geriete die notwendige Mehrheit von 75 % der anwesenden Grundkapitals in Gefahr. “Wir hoffen, damit die Bedenken von Investoren auszuräumen”, sagte eine Konzernsprecherin.Ähnlicher Widerstand droht in den nächsten Wochen auch anderen Gesellschaften. Denn Fondsgesellschaften wie die Deka, die Deutsche Asset Management mit ihren DWS-Fonds und Allianz Global Investors legen offenbar eine härtere Gangart ein, was die üblichen großzügigen Vorratsbeschlüsse für Kapitalerhöhungen betrifft, die sich börsennotierte Unternehmen in der Regel einräumen lassen. Die Fonds wollen damit verhindern, dass Konzerne große Übernahmen in die Wege leiten können, ohne dass die Aktionäre ein Mitspracherecht haben. Bei Bayer/Monsanto und Linde/Praxair hatte das für Unmut gesorgt. Widerstand zur UnzeitDie Kritik kommt für die Munich Re zur Unzeit, steht doch nach der HV der Wechsel an der Konzernspitze an. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard wird vom vorher für die Lebensrückversicherung zuständigen Vorstandskollegen Joachim Wenning abgelöst. Bei Übernahmen hatte sich die Munich Re zuletzt unter Verweis auf hohe Preise zurückgehalten und stattdessen jedes Jahr eigene Aktien im Milliardenvolumen zurückgekauft. Auch mit einer Kapitalerhöhung um 33 % – wie die Selbstverpflichtung nun vorsieht – könnte die Munich Re gemessen am aktuellen Aktienkurs immer noch bis zu 10 Mrd. Euro einsammeln. Bei Kapitalerhöhungen ohne Bezugsrecht der Aktionäre will sich das Unternehmen auf 10 % des Grundkapitals beschränken, im offiziellen Antrag der Verwaltung stehen 20 %.Die vierte große deutsche Fondsgesellschaft Union Investment signalisierte bereits Zustimmung zu den Vorschlägen. Sie sei zwar auch gegen überdimensionierte Kapitalrahmen, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. Bei der Munich Re mache man aber eine Ausnahme, weil diese sehr gut mit Kapital ausgestattet sei.—– Leitartikel Seite 8