Jahresergebnis

N26 rutscht tiefer ins Minus

N26 hat im vergangenen Jahr erheblich mehr Erträge eingestrichen, ist aber zugleich noch tiefer ins Minus gerutscht. Die Ausgaben für Compliance sind deutlich gestiegen.

N26 rutscht tiefer ins Minus

fir Frankfurt

Mehr Erträge, weniger Gewinn: So lässt sich das Geschäftsjahr 2021 der Smartphonebank N26 knapp zusammenfassen. Die Bruttoerträge legten zwar um die Hälfte auf 182 Mill. Euro zu, doch die Kosten stiegen um 31% auf 270 Mill. Euro. Zins- und Provisionsüberschuss legten um zwei Drittel auf insgesamt 120 Mill. Euro zu. Unter dem Strich kam ein Jahresfehlbetrag heraus, der mit 172 Mill. Euro 14% tiefer im Minus stand als 2020, wie N26 am Dienstag in einer Mitteilung anlässlich der Zahlenvorlage angab. Die hohen Aufwendungen begründet das Unternehmen mit Investitionen in Mitarbeiter, Produkte sowie in Maßnahmen zur Verbesserung der Governance und zur Verhinderung von Online-Betrug und Geldwäsche.

Dahingehend hat N26 erhebliche Defizite erkennen lassen. Die On­line-Bank stößt seit Jahren auf er­höhte Aufmerksamkeit der Aufseher. Immer wieder hat die BaFin angemahnt, etwa in der Geldwäscheprävention nachzubessern. Dazu zählen Schwächen in der Kundenidentifizierung (KYC) und im Transaktionsmonitoring.

Schließlich hatte die BaFin der Gesellschaft im vergangenen Jahr eine Strafe über 4,25 Mill. Euro wegen verspätet abgegebener Geldwäscheverdachtsmeldungen in den Jahren 2019 und 2020 aufgebrummt und ihr im Oktober einen zweiten Sonderbeauftragten ins Haus ge­schickt sowie die Zahl der möglichen Neukunden auf 5000 pro Monat gedeckelt, was vermutlich in etwa der Hälfte der üblichen Zahl entsprechen dürfte. Der Sonderbeauftragte Nummer zwei ist beordert worden, um ein Auge auf die Behebung von Schwächen im Risikomanagement zu werfen. Der erste Sonderbeauftragte wurde im Mai bestellt, um Defiziten in der Geldwäscheprävention nachzugehen bzw. ihre Behebung zu kontrollieren.

Jeder Zweite bringt Ertrag

Trotz der Neukundendeckelung hat N26 im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mehr als 1 Million neue Kunden gewonnen und zählte demnach zum Jahresende insgesamt 8 Millionen Kunden. Davon war knapp jeder Zweite, nämlich 3,7 Millionen, „ertragsrelevant“, zahlte also für Konto bzw. Dienstleistungen. Im Schnitt nutzten Kunden dreimal pro Woche die N26-App und das Transaktionsvolumen wuchs um 59% auf 80 Mrd. Euro, hieß es. Zulegen konnte N26 auch bei den Kundeneinlagen, die um 52% auf 6,1 Mrd. Euro zum Jahresende stiegen.

Valentin Stalf, CEO und Mitgründer, sieht die Position von N26 unter den europäischen Digitalbanken gefestigt. „Wir haben weiter in unser Produkt und unser Team sowie in die Skalierbarkeit unserer Plattform investiert.“ Mit dem Abschluss der Series-E-Finanzierung im Oktober 2021 und insgesamt bislang 1,8 Mrd. Dollar an eingesammelten Geldern hält sich N26 eigenen Angaben zufolge für gut positioniert. Mit der Erweiterung und Vertiefung der Einnahmequellen werde die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells unter Beweis gestellt, heißt es, „selbst angesichts kurzfristiger makroökonomischer Unsicherheiten“. N26 ist in 24 Staaten aktiv, nachdem sie im November den Rückzug aus den USA verkündet hatte. Mit dem kurz zuvor von der BaFin verhängten Wachstumsdeckel bei Neukunden habe die Entscheidung, den US-Markt zu verlassen, nichts zu tun gehabt, hatte ein N26-Sprecher gesagt. Damit verabschiedete sich das Institut von seinen globalen Ambitionen und konzentrierte sich auf Europa.

N26
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Bruttoerträge182121
Zinsüberschuss3015
Provisionsüberschuss9157
Verwaltungsaufwand270206
  Personalaufwand10292
  Marketing und andere   Verwaltungsaufwend.  168  114
Risikovorsorge169
Jahresfehlbetrag–172–151
Börsen-Zeitung
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