Zahlungsverkehrssystem

Nahende Migration auf Target2 macht Banken nervös

Seit Jahren arbeitet das Eurosystem auf die Modernisierung des Zahlungsverkehrssystems Target2 hin. Die Umstellung in gut zwei Monaten macht die Banken nervös. Ihre Besorgnis äußerten sie nun in einem Brief an die Bundesbank.

Nahende Migration auf Target2 macht Banken nervös

fir Frankfurt

 Deutschlands Finanzindustrie blickt mit Sorge auf die im November anstehende Modernisierung des europäischen Zahlungsverkehrssystems Target2. Die in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) vereinten Finanzverbände äußern in einem an Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz gerichteten Schreiben von Anfang September Bedenken ob des Mammutprojekts, das alle Banken in den Euro-Staaten betreffe, ist zu vernehmen. Darüber hatte „Finanz-Szene.de“ zuerst berichtet.

Ende 2017 hatten die EZB und die nationalen Zentralbanken der Euro-Mitgliedstaaten die Weiterentwicklung der Zahlungsinfrastruktur initiiert, um das Leistungsangebot im Zahlungsverkehr und in der Wertpapierabwicklung sowie die Cybersicherheit zu verbessern. Entwicklung und späterer Betrieb der Plattform obliegt Banca d’Italia, Banco de España, Banque de France und Bundesbank. Nach der jahrelangen Vorarbeit, während der die Bundesbank auch mit den Bankverbänden im Austausch stand, soll das bestehende Target2-Zahlungsverkehrssystem schließlich am 21. November abgeschaltet und von dem leistungsfähigeren Target2/T2S abgelöst werden. Dass die Migration in einem „Big Bang“, wie es die Bundesbank selbst ausdrückt, stattfinden soll, also am Wochenende vor dem 21. November, trägt nicht zur Beruhigung der Bankindustrie bei. Zuvor gebe es zwar umfangreiche Tests, doch seien diese nicht in vollem Umfang möglich und obendrein aktuell noch so fehlerbeladen, dass die DK Letzteres als besorgniserregend bezeichnet, wie in Finanzkreisen zu hören ist. Dass sich die Bankenvertreter in dem Schreiben gut zwei Monate vor der Umstellung bemüßigt fühlen, darauf hinzuweisen, und um ein weiteres Treffen mit der Bundesbank zu bitten, zeugt davon, wie groß die Nervosität ist.

Die Bundesbank erklärte am Dienstag, mit Hochdruck an dem Projekt zu arbeiten und die Software seit Monaten unter Beteiligung von Banken und in Target2 verrechnenden Zahlungs- und Clearingsystemen zu testen, um Mängel zu identifizieren und zu beheben. Mit der Branche stehe sie in stetem Kontakt.

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