UWE FRÖHLICH, DZ Bank

„Natürlich ist es unser Ziel, besser zu werden“

Knapp zwei Drittel der Kredite der DZ Bank unterstützen mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, wie das Institut erhoben hat. Co-Vorstandschef Uwe Fröhlich wertet dies als gute Ausgangsbasis. Verbessern soll die Quote die Finanzierung erneuerbarer Energien.

„Natürlich ist es unser Ziel, besser zu werden“

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Rund zwei Drittel der von der DZBank in der AG vergebenen Kredite unterstützen zumindest eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Dies hat eine Analyse des 66 Mrd. Euro schweren Forderungsportfolios ergeben, in deren Verlauf das genossenschaftliche Spitzeninstitut jedem Kredit, an den UN-Zielen gemessen, einen positiven bzw. negativen Effekt beigemessen hat. Zudem hat die DZBank ihre Ausschlusskriterien für eine nachhaltige Kreditvergabe verschärft, wie im Nachhaltigkeitsbericht, den sie am heutigen Dienstag in neuer Form publiziert, zu lesen ist. Demnach steigt sie aus der direkten Finanzierung thermischer Kohle vollständig aus, von der Förderung bis zur Kohleverstromung. Auch eine indirekte Finanzierung in Mischkonzernen ist künftig tabu, „wenn kein Ausstiegsplan aus der Kohle ersichtlich ist“. Vereinbarungen mit Kunden sollen ferner sicherstellen, dass die Bank weder direkt noch indirekt Komponenten mitfinanziert, die in kontroverse Waffen verbaut werden könnten. Deren Definition erweitert die Bank dabei um autonome Waffen. Auch verpflichtet sie sich, keine Öl- und Gasförderung mittels Fracking oder Bergbau mit dem „Mountain-Top-Removal“-Verfahren zu finanzieren, und schließt ein Engagement bei Handelsgeschäften mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten aus.

„64% sind schon einmal eine gute Ausgangsbasis, die wir in diesem Jahr mindestens halten wollen“, sagt Co-Vorstandschef Uwe Fröhlich der Börsen-Zeitung mit Blick auf die Analyse des Kreditportfolios und ergänzt: „Natürlich ist es unser Ziel, besser zu werden.“ Dafür bietet die Portfolio-Analyse nun den Hebel.

Kräftig ausweiten will die DZBank etwa die Finanzierung erneuerbarer Energien, auf die derzeit ein Volumen von 5,7 Mrd. Euro entfällt und die schon jetzt für mehr als die Hälfte des positiven Nachhaltigkeitseffekts im Portfolio steht. Angesichts eines branchenweiten Runs im Kreditgeschäft auf erneuerbare Energien engagiert sich das Haus dabei vor allem im Ausland, etwa in Nordamerika, und zwar bevorzugt bei Projekten, für die Produzent und Abnehmer mit sogenannten Purchase Price Agreements vorab für beide Seiten Klarheit über rentable Bedingungen schaffen: „In der Finanzierung erneuerbarer Energien sind uns Projekte, die überhaupt nicht subventioniert werden, inzwischen die liebsten“, sagt Fröhlich. „Da gibt es keine politischen Risiken.“

Generell warnt der Manager davor, die Regulierung der Kreditwirtschaft als Instrument für politisch gewollte Veränderungen zu nutzen, die anderweitig womöglich nicht realisierbar sind, und plädiert dafür, auf den Markt zu setzen: „Man sollte den Marktmechanismen eine Chance geben. Wir greifen der Taxonomie der EU ja nicht deshalb vor, weil wir Musterschüler sein wollen, sondern in dem Glauben, dass es auch ein betriebswirtschaftlich sinnvoller Weg ist.“

Furcht vor Taxonomiekoloss

Ähnlich äußerte sich vor wenigen Tagen Gerhard Hofmann, Mitglied im Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Der delegierte Rechtsakt der EU-Kommission zur Festlegung detaillierter Kriterien für die beiden ökologischen Nachhaltigkeitsziele Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel lasse „einen Taxonomiekoloss befürchten“, kritisierte er. Politische Reden und bürokratische Ansätze allein aber würden nicht hunderte Milliarden von notwendigen Investitionen auslösen. Gerade für die kleineren Primärinstitute des genossenschaftlichen Sektors stellt die Erhebung detaillierter Daten für die Beurteilung des nachhaltigen Charakters von Finanzierungen oft ein Problem dar, auch weil Kunden entweder über die Daten nicht verfügten oder diese nicht offenlegen wollten. Die zunächst in der DZBank vorgenommene Analyse des Portfolios ist inzwischen von der AG auf den Konzern ausgeweitet worden. Parallel laufen im BVR Vorbereitungen, das Modell unter den Primärinstituten zu verbreiten (BZ vom 9. Februar). Auch andere Konzerngesellschaften der DZBank hat der Nachhaltigkeitstrend erreicht, wie im 108 Seiten starken Bericht zu lesen ist. Demnach will etwa die Fondsgesellschaft Union Investment ihre nachhaltigen Anlagen bis Ende kommenden Jahres um 20 Mrd. Euro auf 81 Mrd. ausweiten.

Im Zuge des Wandels wolle die DZ Bank als Partner auftreten, nicht als Polizist, erläutert Fröhlich: „Wir treten mit unseren Kunden in den Dialog, um ihnen deutlich zu machen, dass wir einen Willen zur Transformation erkennen wollen.“ Als Gesellschaft wünsche man sich immer das Gute, am besten solle alles „dunkelgrün“ sein. „Unter ökologischen Aspekten aber ist es oft besser, wenn Unternehmen, die noch nicht nachhaltig arbeiten, damit beginnen, erst einmal niedrig hängende Früchte zu ernten“, erklärt er. „Wir wollen die Industrien in der Breite bewegen. Da fängt man am besten mit den größten Umweltsündern an.“