Britische Großbanken

Natwest dämpft die Markterwartungen

Natwest hat mit ihrem bereinigten operativen Ergebnis im abgelaufenen Quartal die Markterwartungen verfehlt. Die schottische Großbank, die gerade ihre Chefin verloren hat, erwartet für das laufende Jahr zudem eine niedrigere Nettozinsmarge. Ein 500 Mill. Pfund schwerer Aktienrückkauf soll die Aktionäre besänftigen.

Natwest dämpft die Markterwartungen

Natwest dämpft die Markterwartungen

Niedrigere Nettozinsmarge – 500 Millionen Pfund schwerer Aktienrückkauf

hip London

Als die schottische Großbank Natwest am Freitag ihre Halbjahresbilanz vorlegte, hat natürlich der plötzliche Abgang von CEO Alison Rose im Vordergrund gestanden, dem weniger später der Abschied vom Chef der Privatbanksparte Coutts folgte. Doch auch die Geschäftszahlen des abgelaufenen Quartals hatten reichlich Erklärungsbedarf. “Es war eine Woche zum Vergessen für Natwest, nachdem das Institut zwei Topmanager wegen des Debakels um die Schließung des Kontos von Nigel Farage verloren hat”, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Die von Finanzchefin Katie Murray präsentierten Zahlen halfen der Gruppe aus seiner Sicht auch nicht, trotz des etwas über den Erwartungen liegenden Nettoergebnisses. Zumindest ein Gewinner des Skandals steht fest: Der Hedgefonds Marshall Wace hatte die Aktien der Bank in großem Stil leerverkauft. Hinter ihm steht Paul Marshall, der Eigentümer von GB News.

Geringere Vorsorge

Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilte, blieben im zweiten Quartal unter dem Strich 1,08 (i.V. 1,11) Mrd. Pfund. Die vom Institut selbst zusammengetragenen Schätzungen von Bankanalysten hatten im Schnitt bei 1,06 Mrd. Pfund gelegen. Das einst unter dem Namen Royal Bank of Scotland bekannte Institut verfehlte mit seinem bereinigten operativen Ergebnis die Markterwartungen um 7%. Dass der Vorsteuergewinn am Ende den Analystenschätzungen in etwa entsprach, lag an einer niedrigeren Risikovorsorge. Die Bank löste Rückstellungen für faule Kredite in Höhe von 98 Mill. Pfund unter Verweis darauf auf, dass sich die wirtschaftliche Lage aufgehellt habe. Deshalb beliefen sich die Wertberichtigungen auf lediglich 153 Mill. Pfund. Nach Schätzung des Bankanalysten Joseph Dickerson von Jefferies hätten sie sich ansonsten wohl bei 210 Mill. Pfund bewegt. Ein Jahr zuvor waren noch Zuschreibungen in Höhe von 18 Mill. Pfund vorgenommen worden.

Die Nettozinsmarge ging von 3,27% im Auftaktquartal auf zuletzt 3,13% zurück, deshalb lag das Nettozinsergebnis etwas unter den Markterwartungen und um 2,7% unter dem im Auftaktquartal erreichten Wert. Für das Gesamtjahr rechnet das Management nur noch mit einer Nettozinsmarge von etwa 3,15%, nachdem man zuvor von 3,20% ausgegangen war. Analysten hatten bislang 3,23% auf der Rechnung. Anfang des Jahres war man noch von einem wesentlich niedrigeren Leitzins ausgegangen. Mittlerweile hat ihn die Bank of England auf 5,0% nach oben getrieben. Mit einer weiteren Erhöhung bei der Sitzung Anfang August wird am Markt gerechnet.

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Auch Barclays geht für das Geschäft auf dem Heimatmarkt inzwischen von einer niedrigeren Nettozinsmarge aus. Bei Natwest kommt der Druck auf die Marge stärker von den Aktiva als von den Verbindlichkeiten. Im abgelaufenen Quartal war der intensive Wettbewerb am Hypothekenmarkt für 9 der 14 Basispunkte verantwortlich, um die die Nettozinsmarge nachgegeben hat. Die restlichen 5 Basispunkte gingen auf das Konto des Einlagengeschäfts. “Obwohl die Zahlungsrückstände niedrig bleiben, wissen wir, dass Menschen, Familien und Betriebe über ihre Finanzen besorgt sind und viele zu kämpfen haben”, sagte Murray. Die Kernkapitalquote von 13,5% blieb 30 Basispunkte unter den Markterwartungen.

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