Britische Banken

Natwest liefert enttäuschenden Ausblick

Natwest hat mit ihrem Ausblick die Erwartungen verfehlt. Das Quartalsergebnis übertraf zwar die Analystenschätzungen. Das war allerdings vor allem dem Investment Banking zu verdanken. Die Nettozinsmarge blieb deutlich unter dem, womit man am Markt gerechnet hatte.

Natwest liefert enttäuschenden Ausblick

Britische Banken

Natwest liefert enttäuschenden Ausblick

Nettozinsmarge der britischen Großbank bleibt unter den Erwartungen, die Kosten liegen darüber

hip London

Natwest hat mit ihrem Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf die Erwartungen verfehlt. Das Quartalsergebnis übertraf zwar den Schnitt der vorab gesammelten Schätzungen von Bankfachleuten. Das war allerdings vor allem dem Investment Banking zu verdanken, das in den vergangenen Jahren immer weiter eingedampft worden war. Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson sprach von einem „guten Zahlenset“. Das Vorsteuerergebnis stieg um rund die Hälfte auf 1,82 (i.V. 1,22) Mrd. Pfund. Die von Bloomberg zusammengetragenen Analystenschätzungen hatten bei 1,55 Mrd. Pfund gelegen. Die Sparte Commercial & Institutional steuerte etwas mehr als die Hälfte zum Ergebnis bei.

„Die Richtung ist klar“

Die Nettozinsmarge der Gruppe blieb mit 3,27% deutlich unter den 3,38%, mit denen man am Markt gerechnet hatte. Natwest hatte schon bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen des vergangenen Jahres versucht, die Erwartungen zu dämpfen (vgl. BZ vom 17. Februar). Für das Gesamtjahr hielt das Institut trotz weiter steigender Zinsen an den bisherigen Zielen fest. Demnach wird ein Gesamtertrag von 14,8 Mrd. Pfund erwartet. Die Nettozinsmarge wird bei um die 3,20% verortet, was einem weiteren Rückgang entspräche. Analysten hatten 3,31% angesetzt. Die Spreads auf Spareinlagen seien zwar immer noch beträchtlich, doch beginne sich die Lage offenkundig zu drehen, schrieben die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) in einer ersten Einschätzung. Natwest zahle 1% auf Sichteinlagen, die Lloyds Banking Group dagegen 0,65%, was dem Rivalen im ersten Quartal vielleicht zu einer höheren Nettozinsmarge verholfen habe. „Doch die Richtung ist klar“, hieß es in der KBW-Note.

Der mit den Geschäftszahlen von 2022 angekündigte Aktienrückkauf im Volumen von 800 Mill. Pfund ist erst gut zur Hälfte abgearbeitet. Vor diesem Hintergrund erschien die Kernkapitalquote von 14,4% manchem zu niedrig, obwohl sie sich innerhalb der mittelfristigen Zielspanne von 13% bis 14% bewegte. Ein weiterer Rückkauf wurde nicht angekündigt. Die Aktie verlor im Londoner Handel deutlich.

„In einer Periode wesentlicher makroökonomischer Verwerfungen und Ungewissheit stehen wir weiterhin zu den Menschen, Familien und Firmen, denen wir dienen, indem wir gezielte Unterstützung liefern und unsere Kreditvergabe verantwortungsvoll ausbauen“, sagte Chief Executive Alison Rose. Die Bank habe mit einer Eigenkapitalrendite von 19,8% im ersten Quartal eine „starke operative Performance“ gezeigt. Nachdem vor einem Jahr noch Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle aufgelöst wurden, legte Natwest im Auftaktquartal dafür 70 Mill. Pfund zurück – weniger als am Markt erwartet. Alles in allem summieren sich die Rückstellungen damit auf 3,4 Mrd. Pfund. Die operativen Kosten stiegen auf 1,99 (1,82) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt 1,95 Mrd. Pfund angesetzt. In dem Anstieg spiegelt sich eine Einmalzahlung an die Mitarbeiter wider, die zumindest einen Teil des Anstiegs der Lebenshaltungskosten ausgleichen sollte. Die Cost-Income-Ratio ging auf 49,8 (57,1)% zurück.

Liquidität im Fokus

Die seit Beginn der US-Regionalbankenkrise durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in den Fokus gerückte Liquiditätsdeckungsquote ging seit Jahresbeginn von 145% auf 139% zurück. Das entspricht einem Spielraum von 43,4 Mrd. Pfund zu den regulatorisch vorgeschriebenen 100%. Vor einem Jahr hatte die Quote noch bei 167% gelegen. Das Kredit-Einlagen-Verhältnis stieg auf 83 (73)%. Im Retail Banking schrumpften die Einlagen im Vorjahresvergleich um 3%, im Private Banking um mehr als 7%, im Firmenkundengeschäft um fast 8%. Der Analyst Matt Britzman sieht darin keinen Grund zur Sorge. „Es ist keine große Überraschung, dass sich die Kunden nach den Angeboten mit den höchsten Zinsen umsehen, nachdem sie jahrelang wenig bis nichts für ihre Einlagen bekommen haben“, sagte er. Die Bank verwies darauf, dass die Kunden mehr Steuern zahlen und höhere Lebenshaltungskosten bestreiten müssen. Zudem nehme der Wettbewerb zu. Bei wechselwilligen Girokontenbesitzern erfreute sich Natwest indes vergleichsweise hoher Beliebtheit. Den jüngsten Daten von Pay.UK zufolge konnte nur die Nationwide Building Society den Wettbewerbern im vergangenen Jahr so viele Kunden abjagen wie das einst als Royal Bank of Scotland bekannte Institut.

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