Schottische Großbanken

Natwest lockt mit Aktienrückkauf

Natwest hat im abgelaufenen Quartal unerwartet gut abgeschnitten. Wie bereits Barclays und Lloyds löste das Institut Rückstellungen auf. Aktionären winken Dividenden und ein Aktienrückkauf.

Natwest lockt mit Aktienrückkauf

hip London

Die schottische Großbank Natwest hat nach einem starken Quartalsergebnis nicht nur die Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen angekündigt, sondern auch einen bis zu 750 Mill. Pfund schweren Aktienrückkauf. Davon dürfte in erster Linie die Regierung profitieren, die immer noch 54,7% an der von ihr während der Finanzkrise geretteten Bank hält. Am 12. August will Schatzkanzler Rishi Sunak den Abverkauf der verbliebenen Beteiligung wieder anfahren. Wie das einst unter dem Namen Royal Bank of Scotland bekannte Institut mitteilt, erwirtschaftete es im zweiten Quartal ein Vorsteuerergebnis von 1,56 Mrd. Pfund. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Verlust von 1,29 Mrd. Pfund an dieser Stelle gestanden.

Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 0,86 Mrd. Pfund gerechnet. Die Eigenkapitalrendite (ROTE) wurde mit 15,6% angegeben. Der Aktienkurs konnte davon nicht wesentlich profitieren. Allerdings hatten die Papiere seit Jahresbeginn bereits um ein Viertel zugelegt.

Wie bereits Barclays und der schottische Rivale Lloyds Banking Group löste Natwest Rückstellungen für Problemkredite auf. Die Aufhebung zahlreicher Corona-Restriktionen durch die britische Regierung und steigende Wohnimmobilienpreise hatten zuletzt für mehr Optimismus gesorgt. „Die Kreditausfälle bleiben niedrig, und angesichts des verbesserten Ausblicks haben wir im abgelaufenen Quartal weitere 0,6 Mrd. Pfund Rückstellungen für Wertberichtigungen aufgelöst“, sagte Chief Executive Alison Rose. „Wir sehen zwar Potenzial für eine schnellere Erholung, werden aber weiterhin eine angemessene und konservative Herangehensweise verfolgen, während die Hilfsprogramme der Regierung auslaufen und die Wirtschaft wieder anläuft.“ Aktionäre sollen eine Zwischendividende von 3 Pence je Anteilschein erhalten. Dem Schatzamt dürften dadurch 190 Mill. Pfund zufließen. In den kommenden drei Jahren will Rose den Aktionären mindestens 1 Mrd. Pfund jährlich zukommen lassen.

Mangelnde Strahlkraft

Das Geschäft der Bank entwickelte sich allerdings nicht so strahlend wie das des Rivalen Lloyds Banking Group. Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson kam zu dem Schluss, dass die Erträge, alle Sondereffekte herausgerechnet, um 2,3% unter den Markterwartungen lagen. Firmenkunden übten sich in Deleveraging und begannen bereits mit der Rückzahlung von Krediten aus den Corona-Hilfsprogrammen der Regierung. Rund 5% der Teilnehmer des Bounce Back Loan Scheme (BBLS) der Regierung hätten ihre Darlehen aus dem Programm per Ende Juni bereits zurückgezahlt, heißt es im Natwest-Halbjahresbericht. Von den Firmen, die mit der Tilgung begannen, hätten dies 92% entweder recht- oder vorzeitig getan.

„Hypotheken haben dem Kreditwachstum einen Schub verlieren, aber das rentablere Geschäft mit unbesicherten Krediten macht einen etwas schwergängigen Eindruck“, schrieb der Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown. „Trotz Fortschritten bei der Kostensenkung ist die Cost-Income-Ratio im Vergleich zu Wettbewerbern immer noch hoch.“ Sie lag im abgelaufenen Quartal bei 63,7 (i.V. 70,9)%. Der für Bankerboni vorgesehene Betrag schrumpfte im ersten Halbjahr um ein Fünftel auf 142 (179) Mill. Pfund.

Wie die staatliche Agentur UK Government Investments Limited (UKGI) bereits mitgeteilt hatte, wird Morgan Stanley die verbliebene Beteiligung sukzessive über den Markt abverkaufen. Voraussetzung sei, dass sich dabei ein Preis erzielen lässt, der aus Sicht von UKGI und Schatzamt dem „fairen Wert“ der Aktien entspricht. Dabei halte man sich andere Optionen wie die Platzierung von Tranchen bei institutionellen Anlegern offen. Goldman Sachs fungiert als Privatisierungsberater. Freshfields Bruckhaus Deringer geht UKGI in rechtlichen Angelegenheiten zur Hand.

Wertberichtigt Seite 8

Natwest Group
Konzernergebnis nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Pfund20212020
Erträge gesamt5 3195 838
Operative Kosten3 5213 750
Wertberichtigungen+ 707– 2 858
Vorsteuerergebnis2 505– 770
Nettoergebnis1 842– 705
Nettozinsmarge (%)1,621,78
Cost-Income-Ratio (%)65,763,8
Kernkapitalquote (%)18,218,5 *
Leverage Ratio (%)6,26,4 *
Bilanzsumme (Mrd.)776799 *
*) per 31.12.2020Börsen-Zeitung
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