Nebeneffekte von Hilfen treiben Bankenabwickler um
bn Frankfurt
Anderthalb Jahre nach großzügigen Lockerungen der Vorgaben für Banken angesichts der Pandemie wird bei EU-Behörden die Frage nach unbeabsichtigten Nebeneffekten formuliert. Die Erleichterungen hätten ihren Zweck erfüllt, hat Bostjan Jazbec, für Abwicklungsplanung und -entscheidungen zuständiger Direktor der EU-Abwicklungsbehörde SRB am Donnerstag auf einer digitalen Veranstaltung des European Banking Institute (EBI) zu Risiken im europäischen Bankensystem festgestellt. Auf der anderen Seite aber wolle es nun niemand wagen, diese Maßnahmen abrupt enden zu lassen. Unterdessen sei zu beobachten, dass manche Bank, die bereits vor der Pandemie auf breiterer Front mit Problemen zu kämpfen gehabt habe, nun Risikovorsorge auflöse. Jazbec sprach von Bedenken, die man jetzt nicht mehr nur mit Blick auf die Effekte der ultraleichten Geldpolitik habe.
Regulatoren, Aufseher und Bilanzstandardsetzer hatten zahlreiche Register gezogen, um es Banken zu erleichtern, die Pandemie zu meistern. So legte die EU im Zuge eines „Quick Fix“ der EU-Eigenkapitalrichtlinie fest, dass alle nach Anfang 2020 eingetretenen Erhöhungen der Risikovorsorge in den Stufen 1 und 2 gemäß Bilanzstandard IFRS9 zwei Jahre lang bei Ermittlung der Eigenmittel unberücksichtigt bleiben.
Inzwischen mehren sich zumindest bundesweit die Anzeichen, dass die Lockerungen allmählich ein Ende haben. So kündigte Raimund Röseler, BaFin-Exekutivdirektor Bankenaufsicht, im August an, voraussichtlich zum Jahresende Ausnahmeregelungen zur Liquiditätsdeckungs- und Verschuldungsquote auslaufen zu lassen und andere Erleichterungen sukzessive zurückzunehmen. Vor wenigen Tagen erklärte Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling, unerwartete Folgen für Banken durch die Corona-Pandemie seien unwahrscheinlicher geworden. Institute müssten daher wieder mit normalen aufsichtlichen und regulatorischen Anforderungen rechnen.