Neue Aktivistenattacke auf Aareal

Petrus Advisers fordert Zugriff auf die "enormen Kapitalpuffer" des Immobilienfinanzierers

Neue Aktivistenattacke auf Aareal

Obwohl die Coronakrise ihr Geschäft unmittelbar beeinträchtigt, hat sich die Aareal Bank mit Nachdruck gegen den von der europäischen Aufsicht verhängten Dividendenstopp gewehrt. Die möglichen Beweggründe beleuchtet ein jetzt aufgetauchtes Schreiben des Hedgefonds Petrus Advisers.lee Frankfurt – Die wegen ihres starken Exposures in Hotelimmobilien in der Coronakrise unter Druck geratene Aareal Bank steht neuer Ärger ins Haus. In einem auf den 6. November datierten Schreiben fordert der britische Hedgefonds Petrus Advisers eine grundsätzliche Neuausrichtung der Strategie des Immobilienfinanzierers. Die Attacke des mit zuletzt knapp 8 % größten Einzelinvestors kommt zur Unzeit. Die Wiesbadener senkten zuletzt nicht nur infolge der gestiegenen Risikovorsorge die Prognosen, sondern müssen mitten in der Krise bis auf weiteres ohne ihren Vorstandschef Hermann J. Merkens auskommen, der aus gesundheitlichen Gründen für drei bis vier Monate pausiert (BZ vom 10. November).Das von Klaus Umek und Till Hufnagel unterzeichneten Schreiben an den Vorstand zeigt exemplarisch, unter welchem Druck die Banken durch den in der Coronakrise von den Aufsichtsbehörden verhängten Dividendenstopp geraten. Die Hedgefondsmanager ziehen alle Register, um an die aus ihrer Sicht allzu üppigen Kapitalpolster der Aareal Bank zu gelangen. Per Ende September lag die harte Kernkapitalquote (CET1) laut Geschäftsbericht bei 20,4 %. Die vom Institut in Aussicht gestellten 350 Mill. Euro, die ausgeschüttet werden sollen, sobald die Aufsicht grünes Licht gibt, reichen ihnen nicht.Aus ihrer Sicht fehlt es der Bank an einer glaubwürdigen Strategie. Ohne dies weiter zu vertiefen, verweisen die Aktivisten darauf, dass dies auch der Aktienkurs widerspiegele, der sich im März fast halbiert hatte, zuletzt auch dank der Hoffnung auf den Impfstoff jedoch wieder etwas erholte. Gleichwohl heißt es in dem Schreiben: “In den Augen der Kapitalmärkte besteht die beste Strategie zur Schaffung von Shareholder Value darin, die Bank herunterzufahren und aufzulösen.” Eine Einschätzung, der sich Umek und Hufnagel, wie sie schreiben, nicht anschließen wollen. Die Aktionärsaktivisten bemängeln jedoch die mangelnde Bereitschaft des Managements, “aggressiv” an den aus ihrer Sicht zu hohen Kosten zu arbeiten.Aus Sicht von Petrus Advisers sind insbesondere die Personalkosten der Aareal Bank zu hoch. Die Wiesbadener betrachten es indes als integralen Bestandteil ihres Risikomanagements, dass sie sich in ihrem stark internationalen Geschäft auf die Marktkenntnisse lokaler Immobilienexperten verlassen können, die über eine entsprechende Berufserfahrung verfügen.Inwieweit der von Umek und Hufnagel herangezogene Vergleich der Aufwands-Ertrags-Quote mit der des Wettbewerbers Deutsche Pfandbriefbank (PBB) trägt, ist schwer zu überprüfen. Zwar zeigt der Blick in die Zwischenberichte, dass die Kennziffer bei der Aareal Bank in den ersten neun Monaten des Jahres mit 60,5 % deutlich höher lag als bei der PBB (42,5 %). Ob sich daraus die von den Aktivisten hergeleiteten Einsparmöglichkeiten von 30 bis 50 Mill. Euro ableiten lassen, dank derer sich die Eigenkapitalrendite um 100 bis 150 Basispunkte verbessern lasse, ist jedoch fraglich. In Wiesbaden verweist man jedenfalls darauf, dass in der Kennziffer auch die Bankenabgabe von zuletzt 20 Mill. Euro verbucht sei, was nicht bei jedem Wettbewerber so gehandhabt werde. Die PBB dagegen kalkuliert dagegen ausschließlich die Verwaltungskosten ein, zu denen nach Angaben eines Sprechers die Bankenabgabe in Höhe von ebenfalls 20 Mill. Euro nicht zählt. – Wertberichtigt Seite 6