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Britische Förderbanken können die Europäische EIB nicht ersetzen

Die britischen Förderbanken haben das Loch bislang nicht stopfen können, das durch den Brexit bei Infrastruktur- und Klimafinanzierungen entstanden ist. Bei der Mittelstandsfinanzierung leistet die British Business Bank zwar gute Arbeit. Dennoch wird die EIB schmerzlich vermisst.

Britische Förderbanken können die Europäische EIB nicht ersetzen

Serie Förderbanken (14): UKIB

Großbritannien fehlt die EIB

Heimische Förderbanken stellen deutlich weniger Geld zur Verfügung – Klimafinanzierungen führen Schattendasein

Die britischen Förderbanken haben das Loch bislang nicht stopfen können, das durch den Brexit bei Infrastruktur- und Klimafinanzierungen entstanden ist. Bei der Mittelstandsfinanzierung leistet die British Business Bank zwar gute Arbeit. Dennoch wird die European Investment Bank (EIB) schmerzlich vermisst.

Von Andreas Hippin, London

Großbritannien hat sich bis zum Brexit nahezu vollständig auf die European Investment Bank (EIB) verlassen, wenn es um Infrastruktur- und Energieprojekte ging. Seit 1973 steckte die Förderbank real 146 Mrd. Pfund (nominal: 89 Mrd.) in mehr als 1.000 Projekte im Vereinigten Königreich. Unter dem Empfängern finden sich das schottische Atomkraftwerk Torness und die Londoner U-Bahn.

Wasserversorger größte Empfänger

Wie die Denkfabrik „The UK in a Changing Europe“ ermittelte, kamen sechs der zehn größten Projekte von den privatisierten Wasserversorgern. Schottland erhielt pro Kopf der Bevölkerung die meisten Fördermittel, gefolgt von Wales und dem englischen Nordwesten. Knapp die Hälfte der zwischen 1973 und 2019 vergebenen Mittel waren für Infrastrukturvorhaben. Verkehrsthemen wie die Modernisierung der Flotte von British Airways oder der Bau des fünften Terminals am Flughafen Heathrow machten zwei Fünftel der unter dieser Kategorie geförderten Projekte aus, Wasser- und Abwasserprojekte ein Drittel. Nach dem EU-Austritt verlor das Land 2020 den Zugang zu EIB-Finanzierungen. Im Gegensatz zu anderen entwickelten Volkswirtschaften gab es aber weniger Alternativen, auf die man hätte zurückgreifen können.

GIB zu früh versilbert

Die Green Investment Bank (GIB) wurde 2017, nur fünf Jahre nach ihrer
Einrichtung durch den liberaldemokra-
tischen Wirtschaftsminister Vince Cable, vom damaligen Schatzkanzler Sajid Javid an ein vom Finanzinvestor Macquarie geführtes Konsortium verkauft. Die Umweltförderbank sollte Projekte finanzieren, für die sich nicht genug private Mittel mobilisieren lassen. Insgesamt steckte die GIB während ihres Bestehens 3,4 Mrd. Pfund in grüne Projekte, was private Investitionen von 8,6 Mrd. Pfund nach sich zog. Die EIB investierte in diesem Zeitraum 13,4 Mrd. Pfund in klimabezogene Projekte in Großbritannien. Die ebenfalls von Cable an den Start gebrachte British Business Bank war in der Lage, den European Investment Fund (EIF) bei der Mittelstandsförderung abzulösen.

UK Infrastructure Bank kann die Lücke nicht füllen

Die UK Infrastructure Bank (UKIB), die 2021 vom damaligen Schatzkanzler Rishi Sunak eingerichtet wurde, blieb mit ihren Finanzierungen dagegen weit hinter dem zurück, was zuvor von der EIB geleistet wurde. Nach Rechnung des Thinktanks summieren sich die Infrastrukturinvestitionen der britischen Förderbanken auf etwas mehr als ein Achtel des früheren EIB-Fördervolumens. EIB-Präsident Werner Hoyer hatte 2018 gewarnt, dass es fünf bis zehn Jahre dauern könne, bis britische Förderbanken die EIB ersetzen können. Bislang haben sie in weniger Projekte investiert, die kleiner und mit geringeren Risiken behaftet waren.

Das liegt vor allem darum, dass sie noch nicht so lange am Markt sind. Sie hatten nicht die Zeit, die besten Mitarbeiter zu rekrutieren oder Netzwerke und Fachwissen aufzubauen. Zudem ist das jährliche Vergabevolumen der UKIB gedeckelt.

Zuletzt erschienen: BPI France 12.9.2023

Zuletzt erschienen: Der französische Newcomer unter den Förderbanken (13.9.) „Aus Marktversagen ergibt sich dauerhafte Legitimation“ (9.9.)

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