Zahlungsverkehr

Neuer Swift-Standard fordert Banken einiges ab

Im November kommenden Jahres beginnt im Zahlungsverkehr die wichtige Migration auf einen neuen Standard des Zahlungsnetzes Swift. Die entsprechende Kommunikation mit ihren Unternehmenskunden lassen Banken laut einer Studie indes schleifen.

Neuer Swift-Standard fordert Banken einiges ab

bn Frankfurt

Banken müssen laut einer Studie des Walldorfer Software-Entwicklers Treasury Intelligence Solutions (TIS) mehr tun, um ihre Unternehmenskunden auf den künftigen Swift-Standard ISO 20022 vorzubereiten. „Offensichtlich haben die meisten Banken dies nicht als vorrangig für die Kommunikation mit ihren Unternehmenskunden identifiziert“, heißt es in dem Dokument. Bislang seien die Institute mit ihren eigenen Projekten für den Übergang beschäftigt; was Unternehmen angehe, hätten die Belastungen durch die Pandemie das Thema in den Hintergrund gedrängt.

Unternehmen müssten jetzt über die Auswirkungen des Übergangs informiert werden und entsprechend planen, was ihre Anbindung an ihre Bank, an Swift und ihre Back-Office-Systeme angehe, wird Kerstin Schönwitz, Global Formats Senior Product Manager in der Unternehmensbank der Deutschen Bank, im Dokument zitiert. Die Deutsche Bank und TIS schlossen im März dieses Jahres eine strategische Partnerschaft im Zahlungsverkehr. Ins gleiche Horn wie Schönwitz stößt allerdings auch Thomas Egner, Ex-Commerzbanker und heute Generalsekretär der Euro Banking Association (EBA), eines Verbands von rund 200 europäischen Banken. „Unternehmen sollten angemessene Strategien finden, um die Herausforderung einer solch komplexen Umstellung zu meistern“, erklärt er und regt brancheninterne Kooperationen und Partnerschaften oder die Zusammenarbeit mit entsprechend spezialisierten Dienstleistern an.

Für Banken hat die in Brüssel ansässige Genossenschaft Swift zur Monatsmitte bereits eine „vollständige ISO20022-Testumgebung für grenzüberschreitende Zahlungen“ lanciert. Mit diesem „In-flow Translation Service“ könnten Finanzinstitute bei Umstellung auf ISO 20022 die Vorteile reichhaltiger Daten nutzen, auch wenn ihre Geschäftspartner den Standard noch nicht eingeführt hätten, und vorzeitig die Migration vorbereiten, hieß es.

Die im November kommenden Jahres beginnende Migration ist bis November 2025 befristet. Dann müssen den Planungen zufolge alle Finanzinstitute in der Lage sein, Zahlungsnachrichten im neuen ISO-Format zu senden und zu empfangen. Alle Banken müssten diesen Wechsel rasch und effizient annehmen, und dennoch mühten kleinere Banken sich schon jetzt damit ab, diese Frist einzuhalten, hält TIS fest. Unterdessen gingen einige Banken bereits dazu über, von Finanz- und Systemdienstleistern Daten nach den neuen Spezifikationen zu verlangen. Je nach ihrem individuellen Zeitplan würden Finanzinstitute aufhören, die althergebrachten Formate auf Seiten ihrer Unternehmenskunden zu unterstützen und zu akzeptieren, wird prognostiziert. Swift zufolge dürften Unternehmen das alte Format zwar noch bis Ende 2026 nutzen. Im Markt geht TIS zufolge jedoch die Sorge um, Swift könnte Unternehmen künftig für die Umwandlung der Formate vom bisher dominierenden FIN- aufs künftige ISO-Format zur Kasse bitten.

2019 entfiel gerade einmal ein Viertel der 10,8 Milliarden Zahlungsnachrichten im Swift-Netz auf das ISO-Format. Nicht nur Clearing-Systeme, Banken sowie Swift würden den Standard wechseln, schreibt TIS. Auch die Enterprise-Resource-Planning-Systeme von Unternehmen und etwa ihr Treasury Management müssten auf Sicht das neue Format für Zahlungs- und Kontoinformationen senden und empfangen können.