Baudarlehen

Neugeschäft mit Wohnkrediten nähert sich Talsohle

Tiefer und tiefer fiel das Neugeschäft mit Wohnimmobilienkrediten im zurückliegenden zweiten Halbjahr. Im Dezember blieb ein weiterer Einbruch allerdings aus. Marktteilnehmer hoffen bereits auf eine „Bodenbildung“.

Neugeschäft mit Wohnkrediten nähert sich Talsohle

jsc Frankfurt

Nach einem Einbruch der Kreditnachfrage für Wohnimmobilien scheint ein Ende der Talfahrt in Sicht: Im Dezember fiel das Neugeschäft mit privaten Haushalten im Vergleich zum Vormonat nur noch geringfügig um 0,3% auf 13,5 Mrd. Euro, wie aus vorläufigen Daten der Deutschen Bundesbank hervorgeht. Weil das Neugeschäft bereits in den Vormonaten kräftig gefallen war, ist das Niveau mittlerweile so niedrig wie seit Februar 2010 nicht mehr.

Die abrupte Zinswende prägte im vergangenen Jahr das Kreditgeschäft auf außergewöhnliche Weise: Denn im März stieg das ausgereichte Volumen auf einen Höchstwert 32,3 Mrd. Euro, ehe es in den Folgemonaten abfiel. Dieser zeitweilige Torschluss-Effekt führte dazu, dass die Kreditwirtschaft im Gesamtjahr insgesamt noch ein vorzeigbares Neugeschäft von 257,4 Mrd. Euro erzielte, das sind lediglich 9,4% weniger als im Jahr 2021. Wird jedoch nur das Niveau des vierten Quartals betrachtet, fällt der Einbruch im Jahresvergleich mit minus 39,1% auf 42,0 Mrd. Euro besonders deutlich aus.

Die Bundesbank erfasst das Geschäft seit dem Jahr 2003. Starke Schwankungen von Monat zu Monat sind zuweilen üblich, nicht aber ein Einbruch über mehrere Monate hinweg. Auch Banken, Sparkassen und Kreditvermittler berichten von einer rückläufigen Nachfrage im zweiten Halbjahr. Selbst nach dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise brach das Geschäft nicht so stark ein wie im vergangenen Jahr: Damals sackte das Geschäft vom Hochpunkt im Juli 2009 bis zum Tiefpunkt im Februar 2010 um 40,1% auf 11,9 Mrd. Euro ab, ehe sich die Kreditvergabe rasch erholte. Im zurückliegenden Jahr betrug das Minus vom Hochpunkt im März bis zum jüngsten Tiefpunkt im Dezember bereits 58,1%.

„Bodenbildung“ im Herbst

Der Finanzplattformbetreiber Hypo­port hofft für das eigene Geschäft auf eine „Bodenbildung“ im vierten Quartal und eine Normalisierung der Nachfrage zwischen Mitte 2023 und Mitte 2024. Hypoport betreibt etwa die Vermittlungsplattform Dr. Klein und stellt über Europace eine Infrastruktur für andere Anbieter bereit. Das eigene Geschäftsmodell sei aber stärker als der Gesamtmarkt, hält die Gesellschaft fest. Die Sparkassen in Rheinland-Pfalz rechnen künftig mit einer höheren Kreditnachfrage durch Wohnhaussanierungen. Die Beratungsgesellschaft EY wiederum erwartet für das laufende Jahr einen leicht sinkenden Bestand an Immobiliendarlehen – ein Szenario, das gegen ein hohes Neugeschäft spricht.

Der Einbruch der Nachfrage geht auch mit einem Ende des starken Preisanstiegs für Immobilien einher. Zwar kletterte das Niveau für selbst genutztes Wohneigentum im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Jahresviertel noch moderat um 0,5%, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) im November berichtete. Der Preisanstieg setzt sich damit bereits seit dem vierten Quartal 2013 ununterbrochen fort. In deutschen Metropolen sanken die Preise jedoch bereits leicht. Am Freitag veröffentlicht der Verband die Daten für das vierte Quartal.

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