CFO-InterviewJasper Hanebuth, Nord/LB

Nord/LB auch ohne Fusion „nachhaltig profitabel“

Die Nord/LB ist mit einer Bilanzsumme von knapp 120 Mrd. Euro deutlich kleiner als LBBW, BayernLB und Helaba. Doch die Landesbank aus Hannover hält sich nach ihrer Restrukturierung für groß genug, um eigenständig zu bleiben, wie Finanzchef Jasper Hanebuth im Interview erläutert.

Nord/LB auch ohne Fusion „nachhaltig profitabel“

Im Interview: Jasper Hanebuth

Nord/LB hält sich für groß genug

Der Finanzvorstand der Landesbank über das Ergebnis des jüngsten EU-Bankenstresstests, über das Geschäftsmodell und das laufende Geschäftsjahr

Die Nord/LB ist deutlich kleiner als LBBW, BayernLB und Helaba. Doch die Landesbank aus Hannover hält sich nach ihrer Restrukturierung für groß genug, um profitabel zu wachsen und eigenständig zu bleiben. Finanzvorstand Jasper Hanebuth erläutert im Interview die aktuelle Lage sowie die Aussichten.

Herr Hanebuth, mit der LBBW und der Helaba haben zwei Landesbanken beim jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufsicht schlecht abgeschnitten. Die Nord/LB findet sich im Mittelfeld wieder. Wie bewerten Sie das Ergebnis des Stresstests?

Positiv. Unser Abschneiden im jüngsten EU-Bankenstresstest ist eine Folge der erfolgreichen mehrjährigen Transformation der Bank, die wir im vergangenen Jahr abgeschlossen haben. Zum einen haben wir unsere Profitabilität verbessert, wodurch sich die Risikotragfähigkeit erhöht. Zum anderen tragen die hohe Qualität unseres Kreditportfolios sowie die sehr gute Kapitalausstattung zu dem Testergebnis bei. Wir sehen in dem Ergebnis wie schon in den Hochstufungen unserer Bonitätsnoten durch Ratingagenturen in den vergangenen Monaten eine Bestätigung der finanziellen Stabilität, die die Nord/LB in den vergangenen Jahren wiedererlangt hat. Zumal dem Stresstest sehr harte Annahmen zugrunde lagen, wie ein 30-prozentiger Rückgang der Immobilienpreise, während Maßnahmen des Managements nicht angesetzt werden durften.

Jeder dieser fünf Geschäftsbereiche verfügt aus unserer Sicht über eine relevante Größe, sodass wir in den kommenden Jahren nachhaltig profitabel operieren können.

Was lässt sich aus dem Stresstestergebnis mit Blick auf das Geschäftsmodell der Nord/LB ableiten?

Wir fühlen uns gut aufgestellt. Wir sind mit dem Firmenkundengeschäft, mit Structured Finance, mit der Immobilienfinanzierung, den Finanzmarktaktivitäten unserer Markets-Einheit sowie mit dem Privatkundengeschäft einschließlich Braunschweigische Landessparkasse in fünf Kerngeschäftsbereichen tätig. Jeder dieser fünf Geschäftsbereiche verfügt aus unserer Sicht über eine relevante Größe, sodass wir in den kommenden Jahren nachhaltig profitabel operieren können.

Zur Person

Seit dem 1. Juli 2024 gehört Jasper Hanebuth als eines von fünf Mitgliedern dem Nord/LB-Vorstand an. Als Chief Financial Officer (CFO) ist der 46-Jährige für die Bereiche Finanzen, Treasury und ESG-Management zuständig. Der gebürtige Bremer arbeitete vor seinem Wechsel zur Landesbank in Hannover 17 Jahre für die britische Großbank Barclays, zuletzt als CFO für Barclays Europe. Eine weitere berufliche Station war die Deutsche Bank, bei der Hanebuth auch eine Banklehre absolvierte. Der verheiratete Vater dreier Kinder, der einen Bachelor- und Master-Abschluss der Betriebswirtschaftslehre an der Frankfurt School of Finance and Management hat, lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Vor gut einem Jahr haben Sie den Rückzug aus der Flugzeugfinanzierung verkündet, Anfang dieses Jahres folgte der Beschluss, die Niederlassung in Singapur zu schließen. Das Geschäftsmodell Ihrer Bank ist in Bewegung.

Wir haben das Geschäftsmodell um unsere fünf Kerngeschäftsbereiche herum durch Einstellung des Flugzeugfinanzierungsgeschäfts und durch Schließung des Standorts in Singapur geschärft. Dadurch ist Risikokapital frei geworden, das wir inzwischen für profitables Wachstum in anderen Geschäften eingesetzt haben. Auch diese Maßnahmen sehen wir durch die Ratinghochstufungen und das Ergebnis des Stresstests bestätigt. Wir sehen genug Potenzial in unserem Geschäft in Deutschland und in Europa sowie in den USA. Unser Geschäftsmodell ist sowohl inhaltlich als auch geografisch breit diversifiziert, umkrempeln müssen wir da nichts.

So wie die Nord/LB heute aufgestellt ist, kann sie genügend profitables Geschäft erwirtschaften?

Ein klares Ja. Wir sind überzeugt, dass wir das im März genannte finanzielle Ziel, die Eigenkapitalrendite vor Steuern bis 2028 – verglichen mit dem Niveau im vergangenen Jahr – auf 10% zu verdoppeln, mit unseren heutigen Geschäftsbereichen erreichen können.

Es gibt keine Geschäfte mehr, die Sie verkaufen oder einstellen wollen, um profitabler zu werden?

Nein, nicht in signifikantem Umfang. Portfoliooptimierungen sind immer wieder möglich. Aber das sind einzelne Projekte. Zu unseren fünf aktuellen Kerngeschäftsbereichen stehen wir voll und ganz. Wir haben sehr konkrete Pläne, wie wir in diesen Bereichen profitabler agieren können.

Immobilienfinanzierung ist für uns ein europäisches Geschäft. Wir betreiben heute keine Immobilienfinanzierung in den USA und haben dies kurzfristig auch nicht vor.

Nach dem Rückzug aus der Flugzeugfinanzierung und vom Standort Singapur: Wie verteilt sich Ihr Geschäft künftig geographisch?

Knapp 90% unseres Geschäfts entfällt heute auf Europa, der Rest vor allem auf die USA.

Welche Pläne verfolgen Sie in der Immobilienfinanzierung? Wie blicken Sie auf den US-Markt, in dem andere Landesbanken vertreten sind?

Immobilienfinanzierung ist für uns ein europäisches Geschäft. Wir betreiben heute keine Immobilienfinanzierung in den USA und haben dies kurzfristig auch nicht vor.

Trotz Ihrer Niederlassung in New York?

Ja. Mit unserer Positionierung in Europa fühlen wir uns, was die Immobilienfinanzierung angeht, sehr wohl. Die Präsenz in Europa bietet gute Möglichkeiten zur Diversifikation um unseren Heimatmarkt Deutschland herum. Mit der EZB-Zinswende 2022 begann eine schwierige Phase für den Immobilienmarkt in Deutschland. Inzwischen sehen wir Anzeichen, dass der Boden in dieser Marktphase erreicht sein sollte. Der Aufschwung ist derzeit aber noch recht moderat.

Welche Pläne verfolgen Sie in den USA?

Über unsere Niederlassung in New York betreiben wir in den USA vornehmlich Projektfinanzierungsgeschäft. Dabei geht es um die Finanzierung von Infrastruktur, Energieprojekten mit Schwerpunkt Erneuerbarer Energien und auch von Investitionen in Batteriespeicher. Die Energienachfrage weltweit, aber insbesondere in den USA, nimmt deutlich zu. Treiber dieses Bedarfs sind unter anderem der Zubau von Datenzentren, die im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz entstehen.

Es gibt in den USA den politischen Trend der Rückbesinnung auf fossile Energieträger.

Die „Big Beautiful Bill“ gibt Anlass, zu überprüfen, ob und was sich im US-Energiesektor ändert. Es ist Einiges in Bewegung und es finden Veränderungen in der Förderung Erneuerbarer Energien statt. Dennoch ist der steigende Energiebedarf in den USA nur zu bewältigen, wenn alle Arten von Energie zugebaut werden, auch Erneuerbare Energien. Durch die veränderten Bedingungen sehen wir Vorzieheffekte und derzeit keine Umkehr der Aktivitäten im Markt. Die Projekte sind unabhängig von der politischen Agenda ökonomisch sinnvoll. Dennoch werden wir stets sehr genau auf Risiken achten.

In den USA und auch in Europa?

Wir sind als Finanzierer in diesem Bereich seit mehr als drei Jahrzehnten tätig. Wir verfügen über eine große Expertise im Haus, die im Markt anerkannt ist. Das Infrastrukturpaket, das vor wenigen Monaten in Deutschland verabschiedet worden ist, lässt auf eine höhere Nachfrage in Zukunft schließen, zumal Energieunabhängigkeit in Deutschland und Europa ein wichtiges politisches Ziel ist. Wir sehen uns als Finanzierungspartner im Bereich von Infrastruktur und Erneuerbaren Energien gut positioniert und rechnen uns als Bank der Energiewende gute Chancen für profitables Wachstum in den kommenden Jahren aus.

Ihre Trägersparkassen pochen vor dem Hintergrund der Nord/LB-Geschichte auf eine konservative Risikopolitik. Worin sehen Sie nach zwei Jahren Rezession in Deutschland in Folge die größten Risiken für Ihr Haus?

Zum einen müssen wir uns wie andere Kreditinstitute auch mit der geopolitischen Volatilität befassen. Die Zolldiskussionen schlagen auf exportorientierte Branchen und auch auf uns als Mittelstandsfinanzierer durch. Allerdings sehe ich die Nord/LB nicht stärker exponiert als andere Häuser. Wir haben mit diesem Szenario geplant und sehen uns mit unserer Risikovorsorge gut aufgestellt. Die laufenden Entwicklungen behalten wir dennoch genau im Blick. Zum anderen werden auch wir von den Zinssenkungen beeinflusst, wobei der Effekt für uns wohl vergleichsweise gering ausfällt. Unsere Loan-to-Deposit-Ratio, das Kredit-Einlagen-Verhältnis, ist derzeit höher, was den Abwärtsdruck auf das Zinsergebnis verringert.

Womit rechnen Sie nach acht Zinssenkungen der EZB seit 2024?

In Europa sollten wir fast am Ende des Zinszyklus angelangt sein. Wir gehen davon aus, dass die EZB ihren Zinssatz noch einmal senken wird, wahrscheinlich um 25 Basispunkte zum Jahresende. Dieses Szenario berücksichtigen wir auch in unseren Plänen. Kurzfristig herrscht noch ein hohes Maß an Unsicherheit, was die konjunkturelle Entwicklung angeht. Mittelfristig sollten wir positive Wachstumsraten in Deutschland sehen. 2026 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 1,2%. Die Politik handelt aus meiner Sicht richtig. Wir sollten nun in Deutschland den fiskalpolitischen Spielraum nutzen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Das käme uns nicht zuletzt bei der Risikovorsorge entgegen.

Die Quote der problembehafteten Kreditengagements liegt bei 1,6%. Damit können wir uns im deutschen und europäischen Branchendurchschnitt gut sehen lassen.

Wie sieht es nach dem ersten Halbjahr aus?

Die Quote der problembehafteten Kreditengagements liegt bei 1,6%. Damit können wir uns im deutschen und europäischen Branchendurchschnitt gut sehen lassen. Die Risikovorsorge ist im ersten Halbjahr noch einmal leicht gestiegen, insgesamt aber bei einem gut diversifizierten Portfolio weiterhin unauffällig. Hinzu kommt ein Management Adjustment von noch immer 165 Mill. Euro, mit dem wir auch den geopolitischen Risiken Rechnung tragen. Im Immobilienbereich fühlen wir uns gut versorgt.

Wie beurteilen Sie Ihr Neugeschäft in diesem Jahr?

Wir sind sehr zufrieden und sehen eine gute Entwicklung in nahezu allen Geschäftsbereichen. Gut wäre, wenn sich die Belebung, die wir in vielen Ländern Europas und den USA bereits wahrnehmen, nunmehr auch in Deutschland einstellt.

Müssen Sie bei den Preisen Zugeständnisse machen?

Nein.

Was erwarten Sie beim Neugeschäft?

Wir rechnen mit einer weiterhin positiven Entwicklung. Wir haben uns auch dafür positioniert, dass die Nachfrage im Bereich der Infrastruktur und der Erneuerbaren Energien zunimmt. Wir gehen für 2026 von einer Belebung bei den Immobilientransaktionen aus. Auch darauf sind wir eingerichtet. Die zuletzt verhaltene Nachfrage im Firmenkundenbereich könnte wieder anziehen, wenn Zweitrundeneffekte aus den Infrastrukturpaketen spürbar werden und die Investitionstätigkeit zulegt.

Welches Wachstumstempo gestehen Ihnen Ihre Träger zu, die dazu unterschiedliche Ansichten haben?

Wir haben einen konservativen Risikoansatz, den wir beibehalten. Unsere Pläne zur Profitabilisierung der Bank und unser Risikoansatz finden die volle Zustimmung unserer Träger. Die erwartete zunehmende Nachfrage unserer Kunden nach Finanzierungen können wir im Rahmen unseres Risikoappetits gut bedienen.

Ihre Bilanzsumme ist im ersten Halbjahr um 5 Mrd. auf knapp 119 Mrd. Euro verglichen mit Ende 2024 gestiegen. Wohin führt der Weg, was die Größe der Nord/LB angeht?

Wie bereits gesagt, steht für uns das Thema Profitabilität im Vordergrund. Unsere Planung für die nächsten Jahre sieht organisches Wachstum vor. Die Bilanzsumme wird dabei moderat ansteigen, unter Beibehaltung unseres Risikoprofils. Im Übrigen sind eher andere Kennzahlen für uns maßgeblich, wie etwa die Leverage Ratio – also das Verhältnis des harten Kernkapitals zum Gesamtexposure. Hier können wir uns im Vergleich mit anderen Instituten sehr gut sehen lassen.

Ist die Bank groß genug, um im Wettbewerb die Tickets im Kreditgeschäft zu übernehmen, die sie gerne hätte?

Wir können die Bedürfnisse unserer Kunden gut bedienen. Es ist schon so, dass die Größe der Projekte gerade im Rahmen der strukturierten Finanzierungen zunimmt. Das ist aber keine neue Entwicklung. Wir arbeiten erfolgreich daran, mit Partnern Kredite zu syndizieren und Originate-to-Distribute-Lösungen zu finden. So sind größere Losgrößen möglich, ohne mehr Risiken in die Bilanz nehmen zu müssen. Ich bin positiv gestimmt für die Weiterentwicklung unseres Geschäfts. Aus unserer Sicht hat jeder unserer fünf Geschäftsbereiche die erforderliche kritische Größe, um Kunden die benötigten Produkte und Dienstleistungen anbieten und um nachhaltig profitabel operieren zu können.

Wäre ein Zusammenschluss nicht sinnvoll? Bankenkonsolidierung in Deutschland findet statt, wie im Norden gerade das Beispiel OLB zeigt.

Wir als Vorstand konzentrieren uns darauf, die Nord/LB organisch weiterzuentwickeln. Wir sind der Ansicht, dass die Bank über die richtige Größe verfügt, um profitabel zu wachsen und eigenständig zu bleiben.

Will eigenständig bleiben: die Nord/LB in Hannover
Will eigenständig bleiben: die Nord/LB in Hannover
Janko Woltersmann

Könnte sich die Nord/LB durch eine Fusion nicht auch eine bessere Position im Verhältnis zu den anderen Landesbanken verschaffen, wenn es eines Tages doch noch um die Bildung eines Sparkassenzentralinstituts gehen sollte?

Das ist spekulativ.

Wie beurteilen Sie die Kapitalausstattung der Nord/LB mit Blick auf ihre Wachstumspläne und die steigenden Kapitalanforderungen?

Die harte Kernkapitalquote zum 30. Juni liegt bei 18%, unter Einbeziehung des Halbjahresergebnisses sogar bei knapp 19%. Das ist hervorragend. Wir sehen uns gut vorbereitet auf neue Kapitalanforderungen, wobei es mögliche Veränderungen der aufsichtsrechtlichen Vorgaben in Europa und den USA abzuwarten gilt. Ich kann aber mit großer Konfidenz sagen: Wir haben vollständig durchgeplant, auch die gesamten Einführungseffekte von Basel IV abzufedern. Die Effekte sind in unserem Geschäftsplan für die kommenden Jahre verarbeitet.

Welche Rolle spielt das mehrjährige Projekt „Fitt“ zur Einführung einer neuen Banksteuerung?

„Fitt“ ist ein wichtiger Hebel für uns, sowohl die Datenqualität als auch die Effizienz weiter zu steigern. Es handelt sich um eines der wichtigsten Projekte der Bank. Die erste von drei Phasen wird im kommenden Jahr wie geplant umgesetzt. Im Zuge des Projekts werden Finanz- und Risikokennzahlen schneller und häufiger vorliegen, was eine bessere Steuerung der Bank ermöglichen wird. Wie im ersten Halbjahr 2025 wollen wir die Kosten stabil halten, um 2028 auf eine Cost-Income-Ratio von nachhaltig unter 55% zu kommen – nach knapp 62% im vergangenen Geschäftsjahr.

Wie beurteilen Sie das Ergebnis des ersten Halbjahres 2025?

Wir sind mit dem ersten Halbjahr insgesamt zufrieden. Zwar ist der Zinsüberschuss wegen des schwächeren Zinsumfelds wie erwartet um 5% gesunken. Die Erträge sind insgesamt aber um 8% gestiegen. Dazu beigetragen hat ein deutlich gestiegenes Provisionsergebnis, ganz im Sinne unserer Strategie. Als Treiber dieser Entwicklung sind ein starkes Structured-Finance-Neugeschäft, das Wertpapiergeschäft unserer Markets-Einheit sowie der Wegfall von Gebühren für Garantien des Landes Niedersachsen zu nennen. Dass unser Halbjahresergebnis vor Steuern mit 264 Mill. Euro um rund 20% über dem Vorjahresniveau liegt, ist Ergebnis unserer guten Geschäftstätigkeit.

Das Halbjahresergebnis entspricht fast 75% des im vorigen Jahr um 31% auf 356 Mill. Euro gestiegenen Vorsteuergewinns. Könnten Sie jetzt nicht bei der Prognose für 2025 mutiger werden?

Wir nennen weiterhin, dass wir 2025 ein Vorsteuerergebnis über dem Vorjahresergebnis anstreben. Meine Zuversicht hat inzwischen aber zugenommen, dass wir dieses Ziel gut erreichen werden.

Wie wollen Sie – wie im März angekündigt – die Eigenkapitalrendite vor Steuern bis 2028 auf 10% verdoppeln und die Aufwandsquote auf unter 55% verbessern?

Die Finanzziele wollen wir durch Steigerung der Erträge erreichen, durch Effizienzgewinne unter anderem im Zuge des „Fitt“-Projekts und durch Stabilisierung der Kostenbasis. Wir wollen die Zinsmarge der Gesamtbank steigern. Wir setzen stärker auf Originate-to-Distribute-Lösungen und Partnerschaften. Wir werden das Provisionsgeschäft und unsere Refinanzierungsstruktur weiterentwickeln.

Wir wollen unsere diversifizierte Finanzierungsstruktur beibehalten. ist Ziel es dabei, den Anteil der Einlagen an der Refinanzierungsstruktur zu erhöhen.

Ist ein weiterer Personalabbau vorgesehen? Wie sieht es mit den Auslandsstandorten aus?

Die großen konzernweiten Transformationsprogramme der Bank wie „Nord/LB 2024“ sind abgeschlossen. Aber genauso wie andere Institute passen auch wir uns an geänderte Marktbedingungen an. In einzelnen Geschäftsbereichen kann es daher zu Veränderungen kommen. So stellen wir zum Beispiel Personal ein, etwa im Bereich der strukturierten Finanzierung, im Firmenkundengeschäft und unserer IT. An den Auslandsstandorten halten wir nach dem Rückzug aus Singapur fest. In Summe sollten wir beim Personal in den kommenden Jahren stabil bleiben.

Was meinen Sie mit Weiterentwicklung der Refinanzierungsstruktur?

Wir wollen unsere diversifizierte Finanzierungsstruktur beibehalten. Ziel es dabei, den Anteil der Einlagen an der Refinanzierungsstruktur zu erhöhen. Sowohl die mit der Ratinghochstufung einhergehende Normalisierung der Zinsaufschläge, die wir auf unsere Kapitalmarktfinanzierung zahlen, als auch die stärkere Diversifizierung der Finanzierungsstruktur über Einlagen sollten sich nachhaltig positiv auf unser Zinsergebnis auswirken.

Welche Rolle spielen Einlagen derzeit an der Refinanzierung?

Der Anteil der Einlagen liegt zwischen 15% und 20%.

Und in Zukunft?

Eine Zahl möchte ich nicht nennen. Aber ich sehe deutliche Steigerungschancen.

Wie soll der Einlagenanteil steigen?

Wir blicken auf verschiedene Kanäle, so auf unser schon starkes Privatkundengeschäft, das wir auch mit Blick auf die Refinanzierungsstruktur weiterentwickeln wollen. Im Firmenkundengeschäft wollen wir als ganzheitlicher Lösungsanbieter zum Beispiel im Cash Management wachsen. Mit unserer breiten Produktpalette können wir unsere Firmenkunden noch intensiver betreuen. Ebenso sehen wir noch Potenzial in unserem Privatkundengeschäft.

Heißt das, dass Sie auf die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK) auf Dauer nicht verzichten wollen?

Die BLSK ist ein integraler Bestandteil der Nord/LB und trägt auch zur Refinanzierung der Bank bei. Letztlich aber sind es die Träger der Nord/LB, die entscheiden müssen, was mit der BLSK passiert. Eine Studie ist im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis gelangt, dass eine Herauslösung der BLSK aus dem Nord/LB-Konzern grundsätzlich machbar sei. Eine Verselbstständigung der BLSK würde aber einen erheblichen Aufwand erfordern, in einer Phase, in der wir stark mit der Modernisierung unserer IT beschäftigt sind. Prämisse einer Separierung wäre, dass sowohl BLSK als auch Nord/LB keinen finanziellen Schaden nehmen und als starke Institute auftreten können.

Sie plädieren dafür, dass die BLSK langfristig Teil des Nord/LB-Konzerns bleibt?

Die BLSK ist ein wichtiger Teil der Nord/LB und wir werden das Geschäft im Interesse des Konzerns und unserer Kundinnen und Kunden weiterentwickeln. Wie gesagt, wir im Nord/LB-Vorstand fokussieren uns darauf, die Bank in ihrer aktuellen Aufstellung weiterzuentwickeln und die Banksteuerung zu modernisieren.

Die Trägerinstitute aus der Sparkassenorganisation, die 2019 die Kapitalstärkung der Nord/LB unterstützten, könnten sich von der Landesbank verabschieden und die BLSK übernehmen.

Das ist eine Spekulation, an der ich mich nicht beteilige.

Wir sind mit dem Abschluss des Jahres 2024 wieder dividendenfähig geworden.

Wird die Nord/LB erstmals seit über einem Jahrzehnt eine Dividende zahlen für das Geschäftsjahr 2025? Was erwarten die Träger?

Wir sind mit dem Abschluss des Jahres 2024 wieder dividendenfähig geworden. Wir diskutieren mit den Trägern einmal im Jahr über Ausschüttungen.

Im Frühjahr.

Ja.

Unter welchen Voraussetzungen wird die Nord/LB Dividenden zahlen?

Wir zahlen die Dividende aus dem laufenden Ergebnis. Dieses Ergebnis muss sich weiterhin positiv entwickeln, was 2025 der Fall ist. Zudem muss die Kapitalausstattung Ausschüttungen zulassen. Die Tragbarkeit von Dividenden ist gegeben. Entscheiden müssen die Träger auf Basis der Ertragslage.

Das Interview führte Carsten Steevens.