Nord/LB schreibt wieder rote Zahlen

Pandemie führt zu erhöhter Risikovorsorge - Geschäftsentwicklung erfüllt aber Erwartung - Stellenabbau fortgesetzt

Nord/LB schreibt wieder rote Zahlen

Um auf mögliche Corona-Auswirkungen vorbereitet zu sein, hat die Nord/LB ihre Risikovorsorge weiter erhöht. Die Landesbank steuert nach roten Zahlen in den ersten neun Monaten auch im Gesamtjahr 2020 erneut auf einen Verlust zu. Umbau und Neuausrichtung verliefen nach Plan, heißt es aus Hannover.ste Hamburg – Die Nord/LB stellt sich im Zuge der Corona-Pandemie auf den dritten Jahresverlust in Folge ein. “Wir gehen derzeit davon aus, dass die Bank das Gesamtjahr 2020 mit einem negativen Ergebnis abschließen wird”, sagte Vorstandschef Thomas Bürkle anlässlich der Vorlage der Geschäfts- und Ergebniszahlen für die ersten neun Monate. Zudem stimmte die Landesbank aus Hannover darauf ein, dass die ökonomischen Folgen der Pandemie das Geschäftsergebnis auch im kommenden Jahr belasten werden. Die Bank hatte im Zuge der Schifffahrtskrise für das Jahr 2018 einen Rekordverlust von 2,4 Mrd. Euro ausgewiesen, ehe im vergangenen Jahr ein Fehlbetrag von 69 Mill. Euro folgte.Nach einem noch kleinen Gewinn von 4 (i.V. 149) Mill. Euro in den ersten sechs Monaten verbuchte die Nord/LB für den Zeitraum von Januar bis September ein Nachsteuerergebnis von -74 (+215) Mill. Euro. Um auf mögliche Kreditausfälle im Zusammenhang mit der Pandemie vorbereitet zu sein, sei die Risikovorsorge im dritten Quartal kräftig aufgestockt worden, erklärte das Institut. Die tatsächlichen coronabedingten Ausfälle seien derzeit, so Bankchef Bürkle, “dank der hohen Qualität unseres Kreditportfolios” aber überschaubar. Das Risikovorsorgeergebnis der ersten neun Monate landete bei -275 (-4) Mill. Euro. Flugzeuge belasten In ihrer Konzernpräsentation teilte die Bank mit, die operative Geschäftsentwicklung erfülle trotz der Pandemie die eigenen Erwartungen. Das Konzernergebnis vor Risikovorsorgeergebnis, Restrukturierung, Transformation und Steuern habe zum 30. September bei 239 Mill. Euro gelegen. Während die normale Risikovorsorgebildung mit Ausnahme der Flugzeugfinanzierungen weiter unauffällig verlaufe, sei für mögliche Corona-Auswirkungen durch “Modelladjustierungen” vorsorglich eine Risikovorsorge von 180 Mill. Euro gebildet worden. Allein im Segment Spezialfinanzierungen, zu dem auch die Flugzeugfinanzierung mit einem laut Nord/LB sehr breit diversifizierten Portfolio von 372 Flugzeugen und 31 (Ersatz-)Triebwerken gehört, sank das Risikovorsorgeergebnis auf -176 (-43) Mill. Euro.Zur Risikoreduzierung im Kreditbestand verwies die Nord/LB auf den fortschreitenden Portfolioabbau. So habe das Gesamtexposure zum 30. September bei 136,5 Mrd. Euro gelegen, das sind 9 % weniger als Ende 2019. Zugleich habe sich die Quote der ausfallgefährdeten Kredite (NPL) auf 1,6 von 2,0 % verringert. Das Schiffsportfolio der Bank, die sich aus der Schiffsfinanzierung zurückzieht und seit 2019 kein Neugeschäft mehr betreibt, sei auf 2,9 (Ende 2019: 4,6) Mrd. Euro reduziert worden. Davon seien 12 % nicht in Garantien oder Verbriefungen enthalten. Das Flugzeugportfolio beläuft sich den Angaben zufolge auf 4,1 Mrd. Euro. Davon sei über die Hälfte durch Garantien oder Verbriefungen abgedeckt. Garantien kostenIm Rahmen der insgesamt 3,6 Mrd. Euro umfassenden Rekapitalisierung Ende vergangenen Jahres hatte das gegenwärtig mit knapp 53 % an der Nord/LB beteiligte Land Niedersachsen Garantien für bestimmte Kreditportfolios der Bank übernommen. Die Gebühren für diese Garantien summierten sich in den ersten drei Quartalen auf 130 Mill. Euro. Dadurch sowie durch Provisionszahlungen für noch laufende Verbriefungstransaktionen fiel der Provisionsüberschuss nach neun Monaten auf -30 (+ 57) Mill. Euro. Allerdings hat sich Niedersachsen im Zuge der Kapitalmaßnahmen verpflichtet, Beträge in Höhe der erhaltenen Garantiegebühren in die Bank zurückzuführen – die Nord/LB erwartet positive Effekte für die Kapitalquoten. Diese lagen zum 30. September den Angaben zufolge deutlich oberhalb der regulatorischen Mindestanforderungen.Die Bank hob weiter hervor, dass das Transformationsprogramm planmäßig fortgesetzt worden sei. Der Verwaltungsaufwand, der bis 2024 auf Jahresbasis bei etwa 625 Mill. Euro liegen soll, sank im Neunmonatsvergleich um 5 % auf 684 Mill. Euro. Die Beschäftigtenzahl habe sich im bisherigen Jahresverlauf um etwa 400 auf 4 900 reduziert, erklärte die Bank. Bei den Mitarbeiterkapazitäten kam die Nord/LB zum 30. September auf knapp 4 500 (Ende 2019: 5 163). Bis Ende 2023 sollen es 2 800 sein. Die Vereinbarungen seien zwischenzeitlich vollständig unterzeichnet worden. Die Nord/LB hat sich eine Verkleinerung und Verschlankung vorgenommen und will ihre Bilanzsumme in vier Jahren auf gut 95 Mrd. Euro abgebaut haben. Ende September lag sie noch bei knapp 129 Mrd. Euro.