Nord/LB stärkt Kapitaldecke
ste Hamburg – Die von der Schifffahrtskrise gebeutelte Nord/LB sieht sich nach dem 2016 verbuchten Rekordverlust von 2 Mrd. Euro nach dem dritten Quartal auf gutem Weg, in diesem Jahr wie angekündigt die Rückkehr in die Gewinnzone zu schaffen. Zwar errechnet sich für das Berichtsquartal ein Vorsteuerverlust von 83 Mill. Euro. Doch dank einer um 59 % unter dem Vorjahreswert liegenden Risikovorsorge von 683 Mill. Euro sowie Sondereffekten aus Wertpapiergeschäften wie Erlösen aus dem Verkauf von Schuldscheindarlehen, die das sonstige betriebliche Ergebnis auf 372 (-47) Mill. Euro hievten, weist die Landesbank aus Hannover mit 326 (-624) Mill. Euro einen Vorsteuergewinn auch nach neun Monaten aus. Ziele 2017 bekräftigtVorstandschef Thomas Bürkle sprach von einem soliden Ergebnis, “mit dem wir zufrieden sein können”. Es zeichne sich ab, dass die Nord/LB alle für 2017 gesetzten Ziele erreichen werde. Neben der vollständigen Übernahme der Tochter Bremer Landesbank zum 31. August und einer Integration “in Rekordzeit” komme man beim Abbau des Schiffskreditportfolios schneller als erwartet und auch bei der Stärkung der Kapitalquoten voran.Bürkle kündigte an, dass die zum 30. September bei 11,5 % und damit über der aufsichtsrechtlich geforderten Marke von 8,3 % liegende harte Kernkapitalquote zum Jahresende voraussichtlich auf rund 12 % ansteigen werde. Dazu werde der bisherige Gewinn beitragen, aber auch eine “großvolumige Verbriefungstransaktion”, an der die Nord/LB gerade arbeite und mit der die Risikoaktiva weiter reduziert werden sollen. Die Stärkung der Kapitalquoten habe “nach wie vor” Priorität. Das unterstrich mit Blick auf strengere regulatorische Anforderungen auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende, Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU). Das seit kurzem von einer großen Koalition regierte Bundesland ist mit 59,1 % an der Nord/LB beteiligt.Um die Kapitaldecke zu stärken, hat die Bank im Frühjahr alle Konzernbeteiligungen und -töchter auf den Prüfstand gestellt. Entscheidungen gab es bislang nicht. Heute läuft dem Vernehmen nach die Frist für die Abgabe von Geboten für die Immobilienbanktochter Deutsche Hypo ab. Als mögliche Interessenten wurden in den vergangenen Monaten unter anderem Aareal Bank und Deutsche Pfandbriefbank gehandelt. Ob und wann sich die Nord/LB über einen Kaufvertrag einigen wird, könnte bis Anfang 2018 feststehen.Die Nord/LB, die als drittgrößte Landesbank mit einer seit Ende 2016 um 5 % auf 165 Mrd. Euro geschrumpften Bilanzsumme knapp vor der Helaba (163 Mrd. Euro) liegt, soll auch profitabler werden. Nach der vollständigen Übernahme der Bremer Landesbank hat sich die Bank vorgenommen, die Kostenbasis bis Ende 2020 um 150 Mill. bis 200 Mill. Euro auf 900 Mill. bis 950 Mill. Euro zu reduzieren. Die Stellenzahl soll bis dahin um bis zu 1 250 oder rund ein Fünftel sinken. Den Anstieg des Verwaltungsaufwands in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 6 % auf 883 Mill. Euro erklärt die Nord/LB neben erweiterten regulatorischen Anforderungen vor allem mit Investitionen in die IT-Infrastruktur. Schiffsportfolio schrumpftBis auf das Segment Schiffskunden mit einem Verlust von 523 Mill. Euro weist die Nord/LB wie vor Jahresfrist im Berichtszeitraum bis September in allen Geschäftsfeldern und damit für rund 85 % ihres Portfolios positive Vorsteuerergebnisse aus. In der künftig allein aus Hannover gesteuerten Schiffsfinanzierung strebt die Bank eine Qualitätsverbesserung des Bestands durch risikoarmes Neugeschäft sowie einen Portfolioabbau auf mittelfristig etwa 10 Mrd. Euro an – von für Ende 2017 erwarteten 13 Mrd. Euro. Das ursprüngliche Ziel eines Abbaus auf 12 Mrd. bis 14 Mrd. Euro bis Ende 2018 hat die Nord/LB nach einem Abbau von 3,5 Mrd. auf 13,3 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten dieses Jahres bereits erreicht. Der Anteil an Problemkrediten (NPL) soll deutlich reduziert werden. Bis Ende 2019 wird ein Abbau des NPL-Portfolios in der Schiffsfinanzierung von derzeit 9,1 Mrd. auf 5 Mrd. Euro erwartet. Ende September lag die NPL-Quote des Konzerns bei 5,4 %.