Norwegens Staatsfonds macht Verlust

Coronabedingte Marktturbulenzen drücken Halbjahresergebnis ins Minus

Norwegens Staatsfonds macht Verlust

fir Frankfurt – Der unmittelbar vor einem umstrittenen Führungswechsel stehende norwegische Staatsfonds hat im ersten Halbjahr wegen Marktturbulenzen im Zuge der Corona-Pandemie Verlust geschrieben. Dass er die sechs Monate mit -188 Mrd. norwegischen Kronen (nkr; 17,8 Mrd. Euro) abschloss, geht auf ein dickes Minus im ersten Quartal (-1,35 Bill. nkr) zurück, wohingegen im zweiten Quartal ein Plus von 1,16 Mrd. Bill. nkr stand.Trond Grande, der Vizechef von Norges Bank Investment Management (NBIM), einer Abteilung der Zentralbank Norges Bank, die den Staatsfonds namens Government Pension Fund Global steuert, verwies auf die großen Schwankungen auf dem Aktienmarkt im Berichtszeitraum. “Das Jahr begann mit Optimismus, aber die Aussichten des Aktienmarktes änderten sich schnell, als sich das Coronavirus weltweit auszubreiten begann. Der starke Rückgang des Aktienmarktes im ersten Quartal wurde jedoch durch eine massive geld- und finanzpolitische Reaktion begrenzt”, wird er in einer Mitteilung von Dienstag zitiert. Aber auch wenn diese Maßnahmen und die sukzessiven Lockerungen die Stimmung der Investoren verbessert und sich die Märkte im zweiten Quartal erholt hätten, sei die Unsicherheit weiterhin beträchtlich.Der Staatsfonds steht kurz vor einem hoch umstrittenen Führungswechsel. Der als Nachfolger des seit 2008 agierenden Vorstandsvorsitzenden Yngve Slyngstad auserkorene Nicolai Tangen, der seinen neuen Posten an der Spitze eines der weltweit größten Staatsfonds am 1. September antreten soll, ist bei vielen Norwegern wegen seiner Tätigkeit als Chef des von ihm gegründeten Hedgefonds AKO Capital nicht wohlgelitten. Parlamentsabgeordnete und Medien kritisieren vor allem das undurchsichtige Einstellungsverfahren bei dem Staatsfonds und die bisherige Tätigkeit Tangens. Ihnen stößt sauer auf, dass dem Fonds, der selbst strenge Anforderungen an seine Investments anlegt, der Chef eines in London ansässigen Hedgefonds vorstehen soll, der als mit den norwegischen Eliten bestens verdrahtet gilt. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Flug, den Slyngstad im November auf Tangens Kosten von New York nach Oslo unternommen hatte, nachdem er an einem von Tangen ausgerichteten Seminar in Pennsylvania teilgenommen hatte. Norges Bank hatte eingeräumt, dass sie es versäumt habe, mögliche Interessenkonflikte im Zusammenhang mit Tangens Vermögen zu adressieren.Es sei unklar, ob die norwegische Regierung vom Parlament aufgefordert wird, einzugreifen und den Führungswechsel möglicherweise zu verschieben oder gar zu stoppen, schrieb Bloomberg am Dienstag. Der Stellvertreter von CEO Slyngstad ließ nach der Halbjahres-Pressekonferenz in Oslo durchblicken, dass die Führungsfrage ihr Übriges zu der wegen der Corona-Folgen ohnehin diffizilen Lage des Staatsfonds beigetragen habe. “Alle freuen sich auf eine Klärung und eine neue Führungspersönlichkeit. Diese Situation kommt zu dem schwierigen Umgang mit einer Pandemie hinzu”, sagte Trond Grande der Agentur zufolge. In 9 200 Firmen investiertZum Halbjahr hatte der Staatsfonds einen Marktwert von 10,4 Bill. nkr (990 Mrd. Euro). Am Dienstag lag seine Marktbewertung mit 10,18 Bill. nkr noch niedriger. Investiert ist der Government Pension Fund Global zu 69,6 % in Aktien, zu 27,6 % in festverzinslichen Wertpapieren und zu 2,8 % in nicht börsennotierten Immobilien. Betrug die Rendite der Aktien im Schnitt – 6,8 % und der Immobilienwerte -1,6 %, so warfen die Anleihen ein Plus von 5,1 % ab. Nach eigenen Angaben hält der Fonds Anteile an aktuell 9 202 Unternehmen in 74 Staaten und ist demnach in 1,5 % aller weltweit gelisteten Firmen investiert.