BVI-Branchenstatistik

Nur wenige Fondsadressen dominieren das Neugeschäft

Auch wenn die Fondsadressen im deutschen Markt insgesamt einen zweistelligen Milliardenbetrag von Sparern und Investoren einsammelten, entfällt das Neugeschäft auf wenige Adressen, wie aus der Absatzstatistik des Branchenverbands BVI hervorgeht.

Nur wenige Fondsadressen dominieren das Neugeschäft

Wenige Fondsadressen dominieren das Neugeschäft

Auch wenn die Branche in Deutschland einen soliden Absatz erzielt, verzeichnen etliche Gesellschaften hohe Abflüsse

Auch wenn die Fondsadressen im deutschen Markt insgesamt einen zweistelligen Milliardenbetrag von Sparern und Investoren einsammelten, entfällt das Neugeschäft auf wenige Adressen, wie aus der Absatzstatistik des Branchenverbands BVI hervorgeht. Vor allem Allianz Global Investors zeigte sich schwach.

jsc Frankfurt

Die Fondsanleger in Deutschland haben im vergangenen Jahr zahlreichen Investmentgesellschaften den Rücken gekehrt. Während die Branche hierzulande von Anfang Januar bis Ende Dezember insgesamt netto 62,6 Mrd. Euro einsammelte und damit das eher schwache Vorjahr leicht übertraf, floss zugleich nur einigen Adressen unterm Strich Geld von deutschen Sparern und Investoren zu, wie aus Daten des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) von Dienstag hervorgeht.

Die Zahl der Häuser mit höheren Milliardenzuflüssen ist überschaubar: Die DWS, die im ETF-Segment stark ist, sammelte mit Publikumsfonds 13,5 Mrd. Euro ein. Union Investment, die über Genossenschaftsbanken die Sparer erreicht, kommt auf 10,8 Mrd. Euro. Im Spezialfondsmarkt dominieren weiterhin HSBC mit ihrer Internationalen Kapitalanlagegesellschaft (Inka) sowie Universal-Investment den Absatz. Beide Häuser bündeln das Geld institutioneller Anleger und erzielten wiederholt hohe Zuflüsse.

Allianz und Flossbach von Storch unter Druck

Auf der Verliererseite sticht erneut Allianz Global Investors hervor, die sowohl im Publikumsfondsgeschäft mit minus 7,4 Mrd. Euro als auch im Spezialfondsmarkt inklusive freier Mandate mit minus 10,1 Mrd. Euro unter die Räder kam. Bereits im Jahr 2022 fiel die Adresse mit hohen Abflüssen auf.

In den Zahlen sei zum Teil auch der Absatz der Schwester Pimco enthalten, wie ein Sprecher erklärte. Allianz Global Investors tritt als Kapitalverwaltungsgesellschaft für Pimco auf. Beide Unternehmen gehören zum Konzern der Allianz. Weil die Fondsgesellschaft zudem global agiere, seien „grenzgenaue Absatzzahlen mit einer gewissen Unschärfe verbunden“.

Daneben zeigte sich die bankunabhängige Gesellschaft Flossbach von Storch im vergangenen Jahr schwach. Die Kölner Fondsadresse, die vor allem mit ihrem Mischfonds „Multiple Opportunities“ im Markt aktiv ist, sah bei Publikumsfonds einen Abfluss von netto 1,7 Mrd. Euro. Im Spezialfondsmarkt wiederum verloren sowohl die Deka-Gruppe als auch die LBBW Asset Management jeweils ein großes Einzelmandat.

Wenige Häuser, viel Gewicht

Im Segment offener Publikums-Immobilienfonds gerieten DWS (minus 430 Mill. Euro) und Commerz Real (minus 234 Mill. Euro) unter Druck, während sich die Deka-Gruppe mit plus 1,2 Mrd. Euro behauptete und Union Investment auf plus 267 Mill. Euro kam. Der Absatz von Immobilien-Spezialfonds lief derweil rund, so dass mehrere Adressen viel Geld einsammelten, darunter Intreal mit 1,6 Mrd. Euro, HIH Investment mit 1,2 Mrd. Euro und Union Investment mit 1,1 Mrd. Euro.

Auch der Fondsbestand ist in Deutschland auf wenige Gesellschaften konzentriert: Im per Jahresende 1.382 Mrd. Euro schweren Publikumsfondssegment dominieren die DWS, Allianz Global Investors, Union Investment und die Deka-Gruppe mit rund 68% der verwalteten Vermögen. Im institutionellen Segment, das mit Spezialfonds und freien Mandaten auf 2.767 Mrd. Euro kommt, haben Universal-Investment, HSBC, Allianz Global Investors, Deka-Gruppe und Helaba Invest einen Anteil von 56%. Die BVI-Statistik erfasst einen Großteil des Marktes.

Der Verband schlüsselt den Absatz nicht nur nach Gesellschaft, sondern auch nach Fondstyp auf. Das wichtige Segment der Publikumsfonds verzeichnete mit 12,9 Mrd. Euro zwar ein solides Ergebnis. Doch Mischfonds sind mit einem Abfluss von netto 15,5 Mrd. Euro kein Verkaufsschlager mehr. In den vorherigen Jahren hatten die Produkte jeweils noch zweistellige Milliardensummen eingesammelt. Aktienfonds waren hingegen mit 12,9 Mrd. Euro gefragt. Auch Rentenfonds sind angesichts solider Anleihezinsen wieder attraktiv. Hier flossen netto 12,7 Mrd. Euro zu. 2022 hatte die Zinswende das Segment belastet, so dass Anleger unterm Strich 16,5 Mrd. Euro abzogen.

Guter Start ins neue Jahr

Wird nur das vierte Quartal 2023 betrachtet, fällt das Neugeschäft mit 8,5 Mrd. Euro über alle Kategorien hinweg allerdings schwach aus. Für das laufende Jahr zieht der Verband hingegen eine vorerst positive Bilanz. „2024 ist der Fondsabsatz positiv gestartet“, sagt BVI-Präsident Dirk Degenhardt, Chef der Deka Vermögensmanagement. „Hierin spiegelt sich die gute Stimmung an den Aktienmärkten Ende letzten Jahres wider.“ Im November und Dezember sind die Börsenkurse weltweit stark gestiegen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.