Öffnung der Private Markets weckt Sorgen vor Finanzkrise
Öffnung der Private Markets weckt Sorgen vor Finanzkrise
Öffnung der Private Markets weckt Sorgen vor Finanzkrise
Star-Manager zieht Parallelen zu 2008 – Branche hofft auf Ende des Exit-Staus
xaw New York
Der Expansionsdrang der Private-Markets-Manager ins Retail-Segment treibt inzwischen auch Köpfe der Assetmanagement-Branche selbst um. Denn nachdem US-Präsident Donald Trump im August mit einem Exekutivbeschluss die Voraussetzung für die Aufnahme privater Assets und illiquider Vermögenswerte in sogenannte „401(k)“-Altersvorsorgepläne geschaffen hat, machen an der Wall Street Warnungen vor einer Milchmädchenhausse bei Privatmarkt-Anlagen die Runde.
„Fülle zusätzlicher Risiken“
Mit Robert Morris, dessen Firma Olympus Partners 12 Mrd. Dollar verwaltet, spricht ein Veteran des Sektors von der „Nachfolge der Hypothekenkrise von 2008“. Retail-Anleger würden durch die Öffnung der Altersvorsorge für Private-Equity-Fonds mit komplexen Gebührenstrukturen einer „Fülle zusätzlicher Risiken“ ausgesetzt, obwohl sie „finanziell und emotional nicht darauf vorbereitet“ seien, massive Verluste auszuhalten, schrieb Morris jüngst an Stiftungs- und Staatsfonds. Zuerst hatte die „Financial Times“ über seinen Brief berichtet.
Die „401(k)“-Pläne nehmen im rund 40 Bill. Dollar schweren US-Altersvorsorgemarkt 9 Bill. Dollar ein. Ihre Öffnung für Privatkapital-Investments soll dem Segment einen Schub bescheren. Cerulli Associates beziffert das Volumen der Retail-Mittel, die amerikanische Finanzberater in nicht vollständig liquide Private-Markets-Strategien allokieren, heute auf 1,9 Bill. Dollar. Bis 2029 werde es wohl auf 3,7 Bill. Dollar wachsen.
Anlagedruck nimmt zu
Im Immobilien- und Infrastrukturbereich haben Assetmanager ihre Angebote für Teilnehmer an sogenannten „Defined Contribution“-Plänen – neben 401(k)s zählt dazu auch eine Reihe weiterer Altersvorsorge-Vehikel mit möglicher Arbeitgeberzuzahlung – gegenüber dem Vorjahr bereits deutlich ausgebaut. Laut Umfragen von Cerulli, Partners Group und dem Branchenverband DCALTA sind die Ambitionen bei Private Equity und insbesondere Private Credit aber noch größer. In letztgenanntem Segment, in dem spektakuläre Insolvenzen zuletzt ein Schlaglicht auf strukturelle Kreditrisiken geworfen haben, bietet ein Fünftel der Assetmanager bisher Altersvorsorge-Investments an. Weitere 48% planen inzwischen Offerten – 2024 waren es noch 27%.

Allerdings geht die Sorge um, dass eine weitere Mittelschwemme ins Segment den Anlagedruck verstärkt und Manager in Assets niedrigerer Qualität zwingt. Zwar ist das Volumen des „Dry Powder“ nach Pitchbook-Daten zuletzt erstmals seit 2010 zurückgegangen, mit 4 Bill. Dollar nimmt es aber noch mehr als ein Viertel der global verwalteten Private-Capital-Mittel ein. Zugleich müssen Manager wieder Returns aus bestehenden Beteiligungen an ihre Limited Partner zurückführen. Denn der „Backlog“ in den Portfolios ist gewaltig: Laut Bain & Company summiert er sich auf mehr als 30.000 unverkaufte Unternehmen.
Hoffnung auf Ende des Exit-Staus
Nun macht sich indes Hoffnung auf ein Ende des Exit-Staus breit. Der Assetmanager Adams Street Partners sieht in der anziehenden IPO-Aktivität in den USA einen „Silberstreif am Horizont“. Im laufenden Jahr haben sich zahlreiche heiß gehandelte Börsenkandidaten nach langer Zeit in Lauerstellung aufs Parkett gewagt.
Denn während die US-Regierung mit ihrer Handels- und Fiskalpolitik wiederholt die Märkte durchrüttelt, treibt sie zugleich weitreichende Deregulierungen voran. Zudem heben Zinssenkungen die Stimmung. Jeff Diehl, Managing Partner bei Adams Street, geht davon aus, „dass dieser wichtige Exit-Kanal 2026 weiter auftauen wird“. Allerdings warnte das Chicagoer Haus zuletzt auch davor, dass der Kampf um Retail-Mittel gerade bei Private Credit auf den Returns für institutionelle Bestandskunden lastet und die Assetqualität zu drücken droht.
