Ohne Moos ist auch für Hannover Finanz nix los

Private-Equity-Haus bleibt nach 40 Jahren dem Geschäftsmodell treu - Trotz hoher Preise auf Käuferseite

Ohne Moos ist auch für Hannover Finanz nix los

wb Frankfurt – “Ohne Moos nix los”, wirbt die hessische Bäckereikette gleichen Namens. Moos ist eine der vier neuen Beteiligungen, die Hannover Finanz, ein Urgestein im deutschen Private-Equity-Geschäft, im vorigen Jahr eingegangen ist. Deren Vorstand Jürgen von Wendorff reklamiert den Moos-Spruch denn auch für Hannover Finanz. Doch nach drei Jahren mit zahlreichen Veräußerungen, die einiges an “Moos” einbrachten, steht nun das Wiederauffüllen des Portfolios stärker im Vordergrund, sagt Vorstandssprecher Goetz Hertz-Eichenrode. Dabei bleibt Hannover Finanz auch nach 40 Jahren bei ihrem Eigenkapital-Leisten: Minderheiten und Mehrheiten an Mittelständlern ohne den Schuldenhebel stark einzusetzen, zu erwerben und zu halten. Die Niedersachsen können ohne Exitdruck agieren, da sie als Evergreen ohne Fonds mit festen Laufzeiten operieren.Für mehr “Moos” wollen, wie von Wendorff berichtet, auch die Investoren sorgen, die Hannover Finanz neue Mittel zur Verfügung stellen. Dazu zählen Commerzbank, Hannover Rück, die auch Gesellschafter ist, die Continentale, Basler Leben und andere. Für sie habe man in der 40-jährigen Geschichte aus rund 250 “Eigenkapitalpartnerschaften” mit Investitionen von mehr als 2 Mrd. Euro im Schnitt immer eine prozentual zweistellige Rendite erwirtschaftet und trage so zur Ertragssicherheit von Versicherungen und Pensionsfonds bei. Das erste Investment war 1979 die Drogeriekette Rossmann, aber auch Aixtron, Fielmann oder Oettinger zählten dazu. Die operativen Erträge ohne Verkaufserlöse stiegen 2018 im dritten Jahr in Folge (auf 23 Mill. Euro). Ausgeschüttet wurden 11 Mill. Euro.”Wir sind mit über 200 Mill. Euro für weitere Investitionen gut gerüstet”, betont von Wendorff. Hannover Finanz mit dem jetzt 40-köpfigen Team wolle 2019 drei bis vier Beteiligungen erwerben. Dabei räumt er ein: “Die Preise sind heute schon extrem hoch.” Exits würden natürlich auch stets geprüft. Derzeit hat Hannover Finanz 43 Unternehmen im Portfolio, deren Beteiligungsvolumen bei 380 Mill. Euro liegt. Alles in allem hängen daran 38 000 Arbeitsplätze und Umsätze jenseits von 4 Mrd. Euro, schätzt Hertz-Eichenrode. Hannover Finanz setzt vor allem auf Nachfolgelösungen und punktet bei Mittelständlern mit ihren “Owner-Buy-outs”. Dabei handelt es sich um einen Buy-out, bei dem die Eigentümer einen Teil ihres im Betrieb steckenden Vermögens herausnehmen und sich rückbeteiligen können – bis hin zur Mehrheitsübernahme. Dies bedeute “gehen und doch bleiben”, sagt Hertz-Eichenrode. Diese “Nachfolgeregelung in Stufen” erlaube ganz neue Finanzierungsstrukturen und beinhalte die Option, dass der Unternehmer später immer noch entscheiden könne, die Firma doch an den Nachwuchs abzugeben.Rund 54 Mill. Euro wurden 2018 in vier Neuengagements gesteckt: den in der Pharma tätigen Anlagenbauer Atec, Zeeh Design (Messebau) und den HF Debtfonds mit 49 % (vgl. BZ vom 25.5.2018), um Finanzierungslücken zu schließen. Zudem wurde in die regionale Bäckerei Moos investiert. Diese Transaktion in einer Branche mit zahlreichen Pleiten – auch von Private Equity – nennt Hertz-Eichenrode als Beispiel dafür, dass sich Hannover Finanz auch “verbrannte Erde” anschaue, sofern sie Branchenexpertise mitbringe. Der Debtfonds mit 109 Mill. Euro sei zu mehr als der Hälfte mit neun Deals bei über 170 evaluierten Transaktionen investiert. Die erwartete Rendite liege momentan bei 8,6 % brutto.