Midcap Monitor von Houlihan Lokey

OLB ist aktivste Leveraged-Finance-Bank im Mittelstand

Die Anzahl neuer Finanzierungen erreicht im ersten Halbjahr im mittelständischen Leveraged-Finance-Geschäft einen neuen Tiefpunkt, zeigt der Midcap Monitor von Houlihan Lokey.

OLB ist aktivste Leveraged-Finance-Bank im Mittelstand

OLB führt bei Leveraged Finance

Midcap Monitor von Houlihan Lokey zeigt im ersten Halbjahr extrem schwaches Neugeschäft

Die OLB war in Deutschland zuletzt die aktivste Bank bei der Finanzierung mittelständischer Private-Equity-Deals. Das zeigt der aktuelle „Midcap Monitor“ von Houlihan Lokey. Die Investmentbank-Boutique hält vierteljährlich alle Private-Equity-Transaktionen zwischen 20 und 500 Mill. Euro fest, die von Banken oder Private-Debt-Fonds finanziert werden. Neben Leveraged-Buyouts umfasst die Statistik auch kleinere Add-on-Finanzierungen, Refinanzierungen sowie fremdfinanzierte Dividendenausschüttungen (Recaps).

In den zurückliegenden vier Quartalen finanzierte die OLB insgesamt 15 Transaktionen, die diesen Kriterien entsprechen. Den zweiten Platz im Banken-Ranking belegt die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) mit 11 Transaktionen, gefolgt von der Hamburger Privatbank Berenberg mit 10 erfassten Deals. Die OLB wird gerade von der Targobank übernommen, die zur französischen Bankengruppe Crédit Mutuel gehört. Zuvor waren mehrere Versuche gescheitert, die Bank an die Börse zu bringen.

Wachablösung unter den Landesbanken?

Damit ist die Nord/LB an der LBBW vorbeigezogen, die laut Midcap Monitor zuletzt immer die Landesbank mit den meisten Leveraged-Finance-Deals im Mittelstand gewesen ist. Finanzierungsberater Thorsten Weber von Houlihan Lokey will darin aber noch keine Wachablösung im Landesbankensektor sehen. Vielmehr spiegle das Ranking die Marktdynamik wider. Weber beobachtete zuletzt am unteren Ende des Marktes deutlich mehr Aktivität als am oberen Ende. Die Nord/LB sei traditionell stärker bei kleineren Transaktionen, die LBBW bei größeren.

Unter den Private-Debt-Fonds war in den vergangenen zwölf Monaten erneut Ares der aktivste Fondsanbieter. Die US-Amerikaner gehen mit 16 deutschen Deals in die Statistik ein und schlossen damit hierzulande doppelt so viele Transaktionen ab wie der zweitplatzierte Kreditfonds Eurazeo aus Frankreich. Der dritte Platz im Leveraged Finance Ranking geht mit 7 Deals an die Schweizer Partners Group.

Deutschland ist Europas drittgrößter Leveraged-Finance-Markt

Insgesamt verzeichnete der Markt im ersten Halbjahr 61 Transaktionen, womit Deutschland in Europa der drittgrößte Markt nach Großbritannien (106) und Frankreich (101) ist. Die meisten Deals schlossen dabei Private-Debt-Fonds ab, die 66% aller Transaktionen in Deutschland abwickelten. Der Anteil neuer Finanzierungen sank im ersten Halbjahr in Deutschland auf 31% und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Bestehen der Datenreihe. Im Gegenzug markierten Refis, Recaps und Add-ons mit 69% einen neuen Höchstwert.

Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Ergebnis, das in etwa dem Vorjahresniveau entspricht oder dieses leicht übertrifft.

Thorsten Weber, Managing Director, Houlihan Lokey

Houlihan Lokey zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass der M&A-Dealflow in der zweiten Jahreshälfte besser wird. „Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Ergebnis, das in etwa dem Vorjahresniveau entspricht oder dieses leicht übertrifft“, sagt Finanzierungsberater Thorsten Weber. Im vergangenen Jahr verbuchte der Markt in Deutschland 131 Transaktionen.

Anteil von Neugeschäft seit Jahren rückläufig

Fakt ist aber auch: Seit 2018 nimmt der Anteil neuer Finanzierungen am Gesamtmarkt stetig ab. Das liegt zum einen an den bei Private Equity sehr beliebten Buy-and-Build-Strategien, bei denen ein Finanzinvestor zunächst ein großes Plattforminvestment tätigt und anschließend viele kleinere Unternehmen andockt (Add-ons). Der Anteil von Add-on-Finanzierungen ist seit 2018 daher stetig gewachsen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Private-Equity-Investoren mit größeren Deals weiterhin zurückhalten.

Weber verweist zudem auf alternative Exit-Optionen wie die sogenannten Continuation-Fonds. Das ist eine Transaktionsart, bei der ein Private-Equity-Manager eines oder mehrere seiner Portfoliounternehmen in einen Fortführungsfonds überführt und damit faktisch an sich selbst verkauft. Diese Transaktionen fließen in der Regel aber nicht in die klassischen M&A-Statistiken ein und werden im Midcap-Monitor auch nicht erfasst.

Damit sich der Trend umkehre und das echte M&A-Geschäft wieder anziehe, müssten sich laut Weber vor allem die Rahmenbedingungen verbessern – insbesondere durch stabilere Geschäftszahlen und ein daraus resultierendes höheres Verkaufsinteresse. Die Unternehmensbewertungen seien derzeit belastet – und damit auch die Verkaufsbereitschaft vieler Unternehmen.

Private Equity meidet Industrie

Einen großen Bogen machte Private Equity zuletzt vor allem um mittelständische Industrieunternehmen. Im ersten Halbjahr wurde nur jede zehnte Transaktion mit Unternehmen aus dem Bereich Industrieprodukte und Fertigung abgewickelt. Die Musik spielt im Dienstleistungssektor, aus dem laut Midcap Monitor fast jeder zweite mittelständische Private-Equity-Deal stammte. Dieser Investitionsfokus überrascht nicht, schließlich zeigt sich die Dienstleistungsbranche deutlich weniger konjunkturabhängig als beispielsweise das produzierende Gewerbe.

Ende Juli hatte das Statistische Bundesamt veröffentlicht, dass die Rezession in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren deutlich ausgeprägter war als bislang angenommen. So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 verglichen mit dem Vorjahr nicht um 0,3%, sondern um 0,9% gesunken. 2024 betrug der Rückgang 0,5% und auch in diesem Jahr droht der deutschen Volkswirtschaft das dritte Rezessionsjahr in Folge. Es spricht also wenig dafür, dass Private Equity seine Liebe zur mittelständischen Industrie schnell wiederentdeckt.

Finanzierungsberater Weber prognostiziert Industrie-Comeback

Der Industriesektor habe im ersten Halbjahr besonders stark unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen gelitten – etwa durch Zölle, ein rückläufiges Exportgeschäft und die allgemein erhöhte Unsicherheit, sagt Weber. Vor diesem Hintergrund hätten viele M&A-Transaktionen entweder gar nicht erst angestoßen oder nicht erfolgreich umgesetzt werden können. „Kurz- bis mittelfristig erwarten wir jedoch eine Erholung“, sagt Weber.

Sobald sich die Unsicherheiten im Marktumfeld auflösten, dürfte die Aktivität im produzierenden Gewerbe wieder ein Niveau erreichen, wie wir es zuletzt im Jahr 2023 gesehen haben. Damals hatten Industrieunternehmen noch 27% aller Transaktionen ausgemacht. Für einen künftig höheren Dealflow spreche auch, dass zahlreiche Sponsoren Portfoliounternehmen in diesem Sektor hielten, die perspektivisch ebenfalls in den Markt gebracht werden dürften.

phh Frankfurt