Sparkassenverband Bayern

Operativ zurück auf der Erfolgsspur

Hohe Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere belasten auch die Sparkassen in Bayern. Aber die Aussichten sind dank der Zinswende gut.

Operativ zurück auf der Erfolgsspur

mic München

Die 61 Sparkassen in Bayern rechnen im laufenden Jahr mit einem Anstieg ihres operativen Ergebnisses in der Größenordnung von 500 Mill. Euro. Das ordentliche Ergebnis in Bezug auf die durchschnittliche Bilanzsumme könne sich in Richtung 1 % entwickeln, sagte Präsident Ulrich Reuter auf der Jahrespressekonferenz des Sparkassenverbands Bayern. Diese Relation des Betriebsergebnisses vor Bewertung hatte im Jahr 2022 nur 0,8 % betragen – 0,1 Prozentpunkte entsprechen bei der durchschnittlichen Bilanzsumme 2022 von 256 Mrd. Euro rund 250 Mill. Euro.

Landesobmann Matthias Everding zeigte sich ebenfalls zuversichtlich für 2023. „Aber die Unsicherheiten in der Planung waren noch nie so groß“, schränkte er ein. Everding, der die Sparkasse Nürnberg leitet, verwies auf die Zinsentwicklung, die Dynamik des Kreditwachstums, die Entwicklung des Einlagenzinses, den Personalaufwand aufgrund des kommenden Tarifabschlusses und die Höhe der Kreditrisikovorsorge.

Der Nettogewinn der Sparkassen wird 2023 einen noch ausgeprägteren Sprung machen, folgt man der Einschätzung von Reuter. Die Bewertungsergebnisse würden deutlich besser ausfallen, sagte er. Allerdings hänge das Ausmaß davon ab, wie sich die Zinsen entwickelten.

Als Jahr des Umbruchs bezeichnete Reuter 2022: „Wir sind mitten in einer Anpassungsphase.“ Die Zinswende schlug sich auch in Bayern in gegensätzlicher Weise nieder.

Einerseits stieg der Zinsüberschuss erstmals seit 2011 an, und zwar um knapp 10% auf 3,4 Mrd. Euro (siehe Grafik). Dies ist zwar der höchste prozentuale Anstieg seit 2009. Doch in Bezug auf die Bilanzsumme trägt der Zinsüberschuss viel weniger bei als vor der Finanzkrise: von 2,2% im Jahr 2009 sank sein Anteil auf 1,3%.

Andererseits wurde die operative Trendwende 2022, die das Betriebsergebnis vor Bewertung um 22 % auf 2,0 Mrd. Euro steigen ließ, durch hohe Abschreibungen ausradiert, so dass der Gewinn um 10 % auf 301 Mill. Euro sank (siehe Tabelle). Vor allem festverzinsliche Papiere wurden um 1,6 Mrd. Euro abgeschrieben. „Dies ist dramatisch, aber nicht verheerend“, kommentierte Reuter. Denn es würden in der Zukunft Zuschreibungen fällig, wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten würden. Um die Belastung 2022 abzufedern, hätten die Sparkassen Vorsorgereserven aufgelöst. Dies sei historisch einmalig, hieß es. Reuter wollte den Umfang nicht beziffern.

Entlastend wirkten auch Zuschreibungen auf Anteile an Tochterunternehmen der Sparkassen, die das sonstige Bewertungsergebnis von 66 Mill. Euro auf knapp 350 Mill. Euro hievten. Reuter begründete dies vor allem mit einer Werterhöhung der LBS Bayern, aber auch der Versicherungskammer und der Bayerischen Landesbank. Die Kreditvorsorge stieg zwar stark, befindet sich aber mit 65 Mill. Euro auf einem sehr niedrigen Niveau.

Der Einlagenüberhang der Sparkassen in Bayern reduzierte sich von 35 auf 29 Mrd. Euro. Während der Kreditbestand um 6% zulegte, wuchsen die Einlagen wegen schrumpfender Spareinlagen (−6%) nur um 2%. Das Kreditneugeschäft sank um 6%.

Die geplante Fusion der LBS Bayern mit der LBS Südwest kommt voran. „Es läuft planmäßig“, sagte Reuter. Allerdings habe man noch drei Verfahren in den Landesparlamenten zu durchlaufen. Die Aufsicht sei auch tätig. Wenn diese Voraussetzungen vorlägen, werde man Ende Juli oder im August die Fusion rückwirkend zum 1. Januar vollziehen können.

Aktuell werde in Bayern noch über eine Fusion von Sparkassen diskutiert, sagte Reuter. Er strich heraus, dass die Zahl der Sparkassen hoch gehalten werden solle. Der Verband wolle kleineren Instituten helfen, etwa über Standardisierungen überleben zu können. Zwar werde man auch in Zukunft die eine oder andere sinnvolle regionale Fusion sehen: „Den Druck darauf müssen wir eher abbauen als aufbauen.“ Aktuell weisen alle Präsenz-Kennziffern prozentuale Minuszeichen auf: Mitarbeiter, Geschäftsstellen, Geldautomaten und Konten. Dagegen ist das Aufwand-Ertrags-Verhältnis mit 60,1 % so gut wie seit dem Jahr 2011 nicht mehr.

Für einen Verkauf der BayernLB-Direktbanktochter DKB sieht Reuter keine Notwendigkeit. Das Geschäft laufe gut, zudem gebe es für Bank­assets keine hohen Erlöse.

Reuter sagte, nur 5 bis 6% der Sparkassenvorstände seien Frauen. Der Verband habe alle Institute aufgefordert, in den nächsten fünf Jahren mindestens eine Frau als stellvertretende Vorständin zu bestellen.

Bedeckt hielt Reuter sich zu seiner erwarteten Wahl zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands am Montag. Er äußerte sich nicht konkret zu seinen Plänen.

Wertberichtigt Seite 2

Bayerns Sparkassen *
Verbundzahlen nach HGB
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss3 4193 105
Kreditrisikovorsorge652
Provisionsüberschuss1 6041544
Verwaltungsaufwand3 0753 061
Betriebsergebnis vor Bewertung      2 039      1 672
Betriebsergebnis nach Bewertung      772      941
Nettoergebnis301335
Cost-Income-Ratio (%)60,164,7
Bilanzsumme (Mrd.)257254
Mitarbeiter (Anzahl)33 77334 695
*) 61 Institute (31.12.2022)Börsen-Zeitung