COMMERZBANK LEGT HALBJAHRESZAHLEN VOR

Operative Erträge geben nach

Erosion auf Einnahmeseite im zweiten Quartal - Absatz von Währungsprodukten an Firmen schwächelt

Operative Erträge geben nach

bg Frankfurt – Die Commerzbank hat im zweiten Quartal noch schwächer abgeschlossen als erwartet und ein auf 183 (i.V. 351) Mill. Euro abgesacktes operatives Ergebnis verzeichnet. Grund dafür ist die schwache Ertragsentwicklung: Die operativen Einnahmen kippten um 7,7 % auf 2,07 Mrd. Euro ab – das schwächste Abschneiden seit Ende 2014. CFO Stephan Engels wies in einer Telefonkonferenz darauf hin, dass man im Großkundengeschäft unter mangelnder Nachfrage nach Produkten zur Währungsabsicherung gelitten habe – zuletzt klagten alle Banken über mangelnde Volatilität an den Märkten, was den Appetit der Kunden auf Kapitalmarktprodukte dämpft.Engels erklärte zudem, dass es im Schnitt 18 Monate dauere, bis sich ein Neukunde im Retailgeschäft amortisiere und dann rund 300 Euro Ertrag pro Jahr bringe – jeder neue Kunde kostet in der Akquise aber zunächst 150 bis 250 Euro. Insgesamt 2 Millionen Neukunden netto will die Commerzbank bis 2020 hinzugewinnen, ein Viertel davon wurde bereits erreicht.Unterm Strich fiel im zweiten Quartal ein Verlust von 637 Mill. Euro an, auf den das Institut die Investoren wegen der vorzeitigen kompletten Verbuchung von Rückstellungen für die Restrukturierung schon vorbereitet hatte. 807 Mill. Euro wurde dafür im zweiten Quartal vorgemerkt. Für die ersten sechs Monate beträgt der Konzernverlust 406 Mill. Euro, auf Jahressicht soll auch dank dreier Sondereffekte ein kleines Plus herauskommen (siehe obiger Bericht).Anleger haderten mit dem unter den Analystenerwartungen liegenden Abschneiden im zweiten Quartal und straften die Commerzbank-Aktie im frühen Handel um 4 % ab. Später konnte das Papier den Verlust begrenzen, nachdem es anfänglich zu Gewinnmitnahmen in der zuletzt gut gelaufenen Aktie kam. Die Marktkapitalisierung der Commerzbank beträgt bescheidene 13,75 Mrd. Euro.Das Institut befindet sich mal wieder in einer Restrukturierung, die unter dem Motto “Commerzbank 4.0” eine Digitalisierungsquote der Prozesse von 80 % (derzeit 41 %, bis Ende 2017 sind 50 % geplant) bis 2020 bringen soll, zudem wird auf die beiden Säulen Privat- und Unternehmenskunden (PUK) sowie das Firmenkundengeschäft fokussiert. Begleitet wird der Umbruch von einem Stellenabbau, der 9 600 Vollzeitposten umfasst, sowie erhöhten Investitionen in die Digitalisierung – 2 300 Jobs werden im Gegenzug aufgebaut. Engels hob in seiner Präsentation hervor, dass die Kosten trotz steigender Investitionen in Digitalisierungsprojekte gesunken seien – wobei es sich um ein marginales Delta von 12 Mill. Euro auf nun 3,583 Mrd. Euro per Ende Juni handelt. Das reine Kostenmanagement brachte aber eine vorzeigbare Ersparnis von 114 Mill. Euro ein.Grundsätzlich erfreulich läuft die Entwicklung im Retailsegment, wo per Ende Juni mit 0,5 Millionen Neukunden das Jahresziel bereits erreicht wurde. Dabei stammen 100 000 Neukunden aus der Onvista-Transaktion durch die Tochter Comdirect. Die hatte am Dienstag ein Vorsteuerergebnis per Ende Juni von knapp 51 Mill. Euro bekannt gegeben und trug damit zum operativen Segmentergebnis der Mutter von 336 (572) Mill. Euro bei. Die Assets under Control in der Sparte legten im ersten Halbjahr um 19 Mrd. auf 357 Mrd. Euro zu – damit ist die Bank vor dem Plan, bis 2020 ein Asset-Volumen von mehr als 400 Mrd. Euro zu verwalten. Mehr Ertrag auf Aktiva holenDas Retail-Segment wurde von Konzernchef Martin Zielke als Kernstück der geplanten Expansion auserkoren, ist dieses Geschäft doch weniger RWA-sensitiv (RWA, mit Kapital zu hinterlegende Risikoaktiva) als das Firmenkundengeschäft. In diesem soll Engels zufolge vor allem die RWA-Effizienz verbessert werden, das Verhältnis Erträge/RWA bis 2020 um 50 Basispunkte auf 4,2 % verbessert werden. 1 800 neue Firmenkunden konnten netto im ersten Halbjahr gewonnen werden, 10 000 sollen es mit Vollendung des Programms “Commerzbank 4.0” werden. Im ersten Halbjahr kam die Sparte auf operative Erträge von 2,043 (2,240) Mrd. Euro, die RWA gingen gegenüber dem Vorquartal um 5 Mrd. auf 93 Mrd. Euro zurück, was durch reduzierte Marktrisiken aufgrund geringer Marktvolatilität sowie aktiver Abgabe von Kreditrisiken (Schiffe) bedingt ist.Die Commerzbank sei im zweiten Abschnitt “einen weiteren wichtigen Schritt” bei der Umsetzung der Strategie vorangekommen”, resümierte Vorstandschef Martin Zielke.