"Ordentliche" Zahlen im Startquartal
Auf der Hauptversammlung der Commerzbank hat deren Chef Martin Zielke Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis im Startquartal geschürt. Die Urteile der Anteilseigner über Zielkes Bilanz nach einem Jahr im CEO-Amt gehen auseinander.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Commerzbank schürt Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis im ersten Quartal. “Wir sind gut in das neue Jahr gestartet”, hat der Vorstandsvorsitzende Martin Zielke am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt erklärt: “Die Ergebnisse sind ordentlich ausgefallen. Insofern bin ich recht zufrieden.”Das Institut wird seine Zahlen für das erste Quartal am Dienstag kommender Woche präsentieren. Analysten rechnen im Konsens bisher damit, dass die Erträge der Bank vor Risikovorsorge binnen Jahresfrist im Lichte des Zinstiefs um knapp 70 Mill. auf 2,247 Mrd. Euro nachgegeben haben. Das operative Ergebnis sollte dem Konsens nach auch infolge zunehmender Risikovorsorge um ebenfalls 70 Mill. oder rund ein Viertel auf 203 Mill. Euro eingebrochen sein. An Restrukturierungskosten, welche sich in diesem und im kommenden Jahr infolge der Neuausrichtung der Bank auf rund 1,1 Mrd. summieren dürften, haben die Analysten fürs Startquartal gerade einmal 24 Mill. Euro eingeplant. Im Zuge ihrer Neuausrichtung streicht die Bank bis 2020 rund jede fünfte oder 9 600 Vollzeitstellen. Wie Zielke am Mittwoch erläuterte, hat sich die Bank dazu mit dem Betriebsrat bereits auf ein Programm für vorgezogene Altersteilzeit geeinigt. Darüber hinaus liefen intensive Diskussionen mit den Arbeitnehmervertretern.Um ihre Erträge wie geplant bis 2020 um mehr als eine 1 Mrd. Euro zu steigern, zieht die Bank Zielke zufolge auch Übernahmen in Betracht. Im Dezember hatte die Tochter Comdirect den Online-Broker Onvista übernommen. Besserung gelobte Zielke, was Compliance angeht. Die Bank wolle diese bei allen Geschäften noch weiter stärken, erklärte er. “Wir haben auch gespürt, wie sich im Frühjahr 2015 Nachrichten über Steuerfahndungen bei der Commerzbank negativ ausgewirkt haben. Und zwar dort, wo wir Umsatz und Geschäft machen: in den Filialen”, erklärte Zielke mit Blick auf damalige Berichte von Durchsuchungen der Zentrale in Frankfurt und in mehreren Bundesländern wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Wenig Hoffnungen machte Zielke den Aktionären in Sachen Dividenden, nachdem die Verwaltung vorgeschlagen hatte, den Gewinn des vergangenen Jahres vollständig zu thesaurieren. “Auch für die folgenden Jahre wollen wir den Gewinn entsprechend konservativ verwenden”, erklärte er. Auch für 2018 sei ein Dividendenverzicht nicht ausgeschlossen. Ihre Engagements in der Schiffsfinanzierung haben der Bank seit 2012 Verluste von insgesamt rund 2,6 Mrd. Euro eingebracht, wie Zielke sagte. In den nächsten Jahren rechne die Bank dort mit einem weiter schwierigen Umfeld.Anders als in manch früherem Jahr erlebten Management und Aktionäre eine recht unspektakuläre Hauptversammlung. Bei einer Präsenz von 49,57 % wurde noch vor 15 Uhr die Rednerliste geschlossen. In den wesentlichen Tagesordnungspunkten stimmten die Aktionäre mit jeweils über 99 % den Vorschlägen der Verwaltung zu, mit Ausnahme des Vorschlags zur Anpassung der Satzung. Dieser erhielt nur eine Zustimmung von 66,44 % und verfehlte damit die erforderliche Zweidrittelmehrheit knapp. Die Bank hatte die Einberufungsfrist für eine Hauptversammlung von 30 auf zehn Tage verkürzen lassen wollen für den Fall, dass aufsichtliche Sanierungs- oder Abwicklungsmaßnahmen drohen.Aktionärsvertreter zeigten sich uneinheitlich in der Bewertung des Ende Mai 2016 angetretenen Vorstandschefs Martin Zielke. Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), bemängelte die “mickrige” Eigenkapitalquote von 1,2 % 2016 und rief dem Management angesichts einer Aufwandsquote von 75,5 % im operativen Geschäft zu: “Sie bekommen offenbar die Kosten nicht in den Griff.” Wolfgang Aleff, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Wertpapierinteressen (GfW), lobte das Management dagegen für seine Bemühungen um eine Digitalisierung der Bank sowie dafür, dass es einer Thesaurierung des Gewinns den Vorzug vor Ausschüttungen gebe.