Ost-Sparkassen trotzen Niedrigzinsen

Dresden "mit Bravour" - Potsdam steigert Gewinn - Leipzig dreht Kredite hoch

Ost-Sparkassen trotzen Niedrigzinsen

Von Ulli Gericke, BerlinTrotz Niedrigstzinsen und fortschreitender Digitalisierung hat sich die Ostsächsische Sparkasse Dresden im vergangenen Jahr “mit Bravour” am Markt behauptet. Dies jedenfalls versichert Institutschef Joachim Hoof, der zugleich von einem erneut ausgeweiteten Kreditgeschäft berichtet. Mit 6,3 Mrd. Euro habe die zweitgrößte ostdeutsche Sparkasse erstmals die 6-Mrd.-Schwelle beim Kreditbestand überschritten. Dagegen stehen Kundeneinlagen von 10 Mrd. Euro. Der enorme, aber immerhin seit Jahren abnehmende Passivüberhang aller Ost-Banken ist Folge der chronischen Industrieschwäche in den neuen Bundesländern, welche die Kreditvergabe beschränkt. Den Ausbau des Kreditbestands um 600 Mill. Euro binnen Jahresfrist wertet Hoof dementsprechend als “eindeutigen Beleg” für eine anhaltend positive wirtschaftliche Stimmung in Dresden und seinem Umland.Obwohl Zinsüberschuss und Betriebsergebnis vor Risikovorsorge nach vorläufigen Zahlen um jeweils gut 5 % auf 214 bzw. 103 Mill. Euro zurückgingen, sehen sich die Sachsen dank unverändert minimaler Abschreibungen auf Kredite und Wertpapiere erneut in der Lage, ihre Rücklagen um gut 50 Mill. Euro aufzustocken. Die Eigenkapitalrendite dürfte – trotz konstanter Filialzahl – erneut um 1 Prozentpunkt auf 11,5 % zugelegt haben, kalkulieren die Dresdner, deren Bilanzsumme auf 11,5 Mrd. Euro zurückging. Lausitz entert InternetNoch bravouröser hat sich die mit einer Bilanzsumme von 12,7 Mrd. Euro größte Ost-Sparkasse, die Mittelbrandenburgische Sparkasse, in Potsdam geschlagen. Die nach den Häusern in München und Hannover siebtgrößte gesamtdeutsche Sparkasse verbesserte ihr Betriebsergebnis vor Risiko trotz Zinstiefs leicht auf 180 Mill. Euro – womit das Institut, das Berlin im Norden, Westen und Süden umzingelt, seine Stellung als bei weitem profitabelste Großsparkasse hierzulande weiter festigen konnte. Da allerdings Einmaleffekte beim Ergebnis eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben, rechnet Vorstandschef Andreas Schulz für die Folgejahre wieder mit sinkenden Überschüssen. Die Kundeneinlagen kletterten im Vorjahr um fast 5 % auf 10,5 Mrd. Euro, das Kreditvolumen (ohne Schuldscheindarlehen) legte um gut 3 % auf 5,0 Mrd. Euro zu.Die kleinste der drei großen Ost-Sparkassen, die Sparkasse Leipzig, hielt das Einlagenvolumen bei 7,7 Mrd. Euro stabil, wohingegen der Kreditbestand um rund ein Zehntel auf knapp 4,2 Mrd. wuchs. Aus heutiger Sicht dürfte der Zinsüberschuss wegen der EZB-Politik um etwa 6 Mill. auf 149 Mill. Euro sinken; dieses Minus dürfte jedoch durch den auf 79 Mill. gesteigerten Provisionsüberschuss kompensiert werden. Trotz eines um gut ein Zehntel geringeren Betriebsergebnisses vor Bewertung sehen sich die Leipziger erneut in der Lage, ihre Rücklagen und Reserven deutlich zu dotieren.Die Dresdner zeigen zugleich, wie sehr die Digitalisierung mittlerweile alle Bevölkerungsschichten durchdrungen hat. So kommt jeder fünfte Zugriff auf die Internet-Filiale aus der Lausitzer Region, obwohl diese dünn besiedelt und stark durch die sterbende Braunkohleförderung geprägt und somit überaltert ist.