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Österreichs Raiffeisen Bank verschiebt Russland-Exit

Die Raiffeisen Bank International vertagt ihre Entscheidung, wie es mit dem Russlandgeschäft weitergehen soll. Im zweiten Quartal erlitt die Bank einen Gewinneinbruch.

Österreichs Raiffeisen Bank verschiebt Russland-Exit

Raiffeisen Bank verschiebt Russland-Exit

Mögliche Abspaltung erst bis Jahresende

Reuters Wien

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) verschiebt ihre Pläne für einen Ausstieg aus dem gewinnbringenden Russland-Geschäft. Man strebe nun eine mögliche Abspaltung des Geschäfts bis Ende Dezember an, sagte Bankchef Johann Strobl am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Zuvor hatte der Manager einen sogenannten Spin-off bis Ende September in Aussicht gestellt. “Aus heutiger Sicht ist das unwahrscheinlich”, so Strobl.

Die RBI steht wegen ihres umstrittenen Russland-Geschäfts, das bisher der größte Ertragsbringer war, unter Druck von Investoren, Bankenaufsicht und US-Sanktionswächtern. Man sei weiter in Gesprächen mit den zuständigen Regulatoren und arbeite an beiden Optionen: Verkauf oder Abspaltung, sagte Strobl. “Wir sind nach wie vor entschlossen, eine Lösung zu finden”, so der Banker. Diese könne allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden sein. Im Verkaufsprozess sei man “ein bisschen weiter” als mit einer Abspaltung, die komplexer sei. Bei beiden Optionen benötige die Bank zahlreiche Genehmigungen. Ein Verkauf muss laut früheren Angaben sogar von Russlands Präsident Wladimir Putin genehmigt werden.

Die RBI ist seit 30 Jahren in Russland aktiv und heute die größte westliche Bank in dem Land, das wegen seines Angriffs auf die Ukraine mit Sanktionen belegt wurde. Neben den Österreichern sind auch noch andere Geldhäuser – etwa die italienische Großbank Unicredit oder amerikanische Institute – dort aktiv. Seit Kriegsausbruch prüft die RBI die Optionen, die im März auf einen Verkauf oder eine Abspaltung eingegrenzt wurden. Währenddessen fährt die Bank ihr Geschäft in Russland zurück. So wurde das Kreditvolumen gemessen in Rubel seit Kriegsausbruch um 35% reduziert. Zudem zeigte sich erstmals ein deutlicher Gewinnrückgang in Russland: Das Ergebnis nach Steuern schrumpfte im zweiten Quartal um 28% auf 384 Mill. Euro. Gewinne abschöpfen kann die Konzernmutter in Wien wegen der Sanktionen aber nicht.

Gewinnrückgang

Insgesamt verbuchte die RBI im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte. Unter dem Strich sank das Ergebnis auf 578 Mill. Euro nach 1,27 Mrd. Euro, was im Rahmen der Analystenerwartungen lag. An der Wiener Börse verloren die RBI-Aktien dennoch 3,5%.

Im Juni hatte Reuters berichtet, dass die Bank mit ihren Ausstiegsplänen nur schleppend vorankommt und der Zeitplan für eine mögliche Abspaltung wackelt. Kritiker werfen den noch in Russland tätigen westlichen Unternehmen vor, mit ihren Steuern den russischen Staatshaushalt zu unterstützen und damit indirekt den Krieg zu finanzieren. So plant Russland etwa die Einführung einer einmaligen Gewinnsteuer für Großunternehmen.

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