Pandemie lähmt britische Aufsicht

Financial Conduct Authority verhängt seit Jahresbeginn vier Geldstrafen

Pandemie lähmt britische Aufsicht

hip London – Die Londoner Finanzaufsicht FCA hat seit Jahresbeginn gerade einmal vier Geldstrafen verhängt. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren es 16, wie die City-Kanzlei RPC ermittelte. Vermutlich habe die Coronavirus-Pandemie die Befragung von Verdächtigen und Zeugen erschwert. Zudem findet gerade ein Führungswechsel statt: Der ehemalige Chef der Londoner Börse, Nikhil Rathi, löst Übergangschef Christopher Woolard an der Spitze der Financial Conduct Authority (FCA) ab.Zumindest fehlt es nicht an Whistleblowern. Der Kanzlei zufolge ist die Zahl der Fälle, in denen Insider wegen aggressiver Verkaufstaktiken (Pressure Selling) Alarm schlugen, im vergangenen Jahr auf 58 (2018: 47) gestiegen.Unterdessen hat die Anti-Brexit-Aktivistin Gina Miller den Finanzausschuss des Unterhauses aufgefordert, die Konsultation der FCA auszusetzen, in der es darum geht, wie Opfer des Versagens der Behörde entschädigt werden sollen. Die FCA habe die Konsultation nicht nur geräuscharm während der Sommerferien anlaufen lassen, sondern auch einen derart kurzen Zeitraum dafür gewählt, dass ihr Vorgehen – insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemie – den Prinzipien solcher Konsultationen zuwiderlaufe. Die von der Behörde vorgeschlagenen “Reformen” würden für Entschädigungen eine Obergrenze von 10 000 Pfund setzen und die Opfer in unfairer Weise benachteiligen. Zudem seien die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchungen der drei Skandale HBOS Reading, London Capital & Finance (LCF) und Connaught noch nicht veröffentlicht.Zwischen 2002 und 2007 wurden Mittelstandskunden von HBOS, selbst wenn sie keine einzige Rate verpasst hatten, an das Firmenkundengeschäft in Reading übergeben und als “hohes Risiko” kategorisiert. LCF vermarktete riskante Mini-Bonds als steuerbegünstigten Sparplan und behauptete, von der FCA beaufsichtigt zu werden. Der Connaught Income Fund Series 1, der Unternehmen kurzfristige Brückenfinanzierungen zur Verfügung stellte, musste bereits vor acht Jahren liquidiert werden.