Visa, Mastercard und Paypal

Payment-Riesen stellen sich für Stablecoin-Boom auf

Im Zahlungsverkehr bahnen sich unter anderem durch den Siegeszug von Stablecoins Disruptionen an. Amerikas Payment-Riesen wandeln die Bedrohung für ihre Geschäftsmodelle derzeit aber in Chancen um.

Payment-Riesen stellen sich für Stablecoin-Boom auf

Payment-Riesen stellen sich für Stablecoin-Boom auf

Visa, Mastercard und Paypal treiben Digital-Assets-Initiativen voran – Gewinnwachstum übertrifft Erwartungen der Wall Street

Im Zahlungsverkehr bahnen sich unter anderem durch den Siegeszug von Stablecoins Disruptionen an. Amerikas Payment-Riesen wandeln die Bedrohung für ihre Geschäftsmodelle derzeit aber in Chancen um. Paypal will zudem durch weitere Technologie-Initiativen die zuletzt abgehängte Aktie beflügeln.

xaw New York

Die Geschäfte von Amerikas Payment-Riesen brummen, doch müssen sie sich für Revolutionen im Zahlungsverkehr aufstellen. Sowohl Mastercard, die am Donnerstag die Bücher öffnete, als auch Visa und Paypal haben im abgelaufenen Quartal mit ihrer Gewinnentwicklung die Erwartungen der Wall Street übertroffen – alle drei müssen sich allerdings mit Bedrohungen für ihre Vormachtstellung auseinandersetzen. Denn nachdem der US-Kongress im Sommer den Genius Act verabschiedete, der ein Rahmenwerk zur Regulierung wertstabiler, zumeist an den Dollar gekoppelter Kryptowährungen schafft, zogen die Aktien zahlreicher Digital-Assets-Unternehmen an, während die Papiere der bisherigen Zahlungsdominatoren zunächst unter Druck gerieten. Die Tristesse hat sich seither allerdings in Optimismus gewandelt.

Denn gerade Visa und Mastercard überzeugen Anleger davon, dass Stablecoins keine Disruption ihrer bisherigen Geschäftsmodelle darstellen müssen – sondern eine Chance, ihre Vormachtstellung noch zu festigen. Visa kündigte Ende September ein Krypto-Pilotprogramm für ihre Plattform Visa Direct an, das Finanzinstituten eine Nutzung vorfinanzierter Stablecoins erlaubt. Damit sollen sie grenzübergreifende Zahlungen schneller und reibungsloser vornehmen und die Kapitalkosten drücken können. Denn so müssen Finanzdienstleister keine liquiden Reserven in all ihren Einzelmärkten binden, um für Mittelabflüsse gerüstet zu sein, sondern können Gelder in Echtzeit dorthin bewegen, wo sie benötigt werden.

Optimistische Analysten

Entsprechend bullish zeigen sich die Analysten von Mizuho Securities. Das Pilotprojekt sei der jüngste Hinweis darauf, dass „Visa einer der größten Stablecoin-Gewinner sein könnte“, heißt es in einer Studie der japanischen Investmentbank. Denn Visa Direct sei allgegenwärtig und seit 2016 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 50% gewachsen – inzwischen entfiel ein Fünftel der globalen Debit-Volumina des Konzerns auf die Plattform. Zahlreiche Stablecoin-Emittenten wie Tether und Circle Internet suchten nach solch etablierten Partnern, um schneller Verbreitung zu finden und beim Endverbraucher anzukommen.

Visa-CEO Ryan McInerney betonte bei Vorlage der Quartalszahlen in der laufenden Woche, dass sein Unternehmen inzwischen einen zusätzlichen Support für vier wertstabile Kryptowährungen aufgebaut hat, über den Kunden diese Coins in mehr als zwei Dutzend Fiatwährungen umtauschen können. Das monatliche Volumen über die Visa-Blockchains, die zur Abwicklung von Stablecoin-Transaktionen zur Verfügung stünden, habe auf annualisierter Basis die Marke von 2,5 Mrd. Dollar überschritten. Auch Mastercard und Paypal machen Blockchain und Kryptowährungen im Hintergrund zum regulären Bestandteil des Zahlungsverkehrs, ohne dass sich auf den Benutzeroberflächen von Händlern viel ändert. Bei Paypal können Nutzer bereits seit 2021 Cyberdevisen als Zahlungsvariante über ihr Wallet wählen.

Panne bei eigener Kryptowährung

Allerdings zeigen sich bei dem kalifornischen Finanztechnologie-Anbieter auch Risiken der verstärkten Stablecoin-Aktivitäten. Denn beim Partner Paxos, mit dem der Dienstleister seinen Dollar-gekoppelten Token PYUSD auflegt, kam es Mitte Oktober zu einem technischen Fehler. So prägte der Blockchain-Spezialist versehentlich Stablecoins im Gegenwert von 300 Bill. Dollar – global sind nicht ansatzweise genug Dollar im Umlauf, um ein solches Angebot physisch zu hinterlegen. Der Fehler wurde nach 20 Minuten behoben, Paxos verbrannte die überschüssigen PYUSD-Einheiten nach eigenen Angaben. Gemäß Unternehmensmitteilung auf Social Media gab es keine Sicherheitslücken, Kundenmittel seien nicht bedroht gewesen. Dennoch gießt der Vorfall Wasser auf die Mühlen von Stablecoin-Skeptikern.

Allerdings bleibt Paypal auch im klassischen Zahlungsgeschäft nicht von Pannen verschont. Im August führte ein Ausfall von Sicherheitssystemen bei Paypal zu Störungen im europäischen Zahlungsverkehr. Die Analysten von J.P. Morgan verweisen darauf, dass die Probleme mutmaßlich zum Anstieg der Transaktionsverluste im abgelaufenen Quartal beigetragen haben und damit das Gewinnwachstum begrenzt habe. Die Transaktionsmargen legten gegenüber dem Vorjahr um 6% auf 3,87 Mrd. Dollar zu. Für das Gesamtjahr 2025 hob Paypal die Prognose zur wichtigen Kennzahl leicht an und rechnet nun mit 15,45 bis 15,55 statt wie zuvor mit 15,35 bis 15,5 Mrd. Dollar.

Auch dass bei dem Dienstleister im dritten Viertel unter dem Strich 1,34 Dollar statt wie im Konsens erwartet 1,20 Dollar pro Aktie hängen blieben und das Unternehmen für das Gesamtjahr nun einen unerwartet hohen Nettogewinn von 5,35 bis 5,95 Dollar pro Anteil vorhersagt, hebt die Stimmung der Investoren. Im Gegensatz zu Visa und Mastercard, deren Aktien seit Jahresbeginn 11 bzw. 7% an Wert gewonnen haben und Kaufempfehlungen durch die Breite der Analysten kommen, lagen Paypal zwischen Anfang Januar und Donnerstagvormittag in New York mit nahezu 20% im Minus. Citigroup nahm den Titel jüngst mit einer Einstufung auf „Neutral“ in die Coverage auf, während sie dazu rät, die führenden Zahlungsnetzwerkbetreiber ins Portfolio zu nehmen.

KI-Initiative als Treiber

Für Paypal sollen neben dem Stablecoin-Engagement aber auch andere Technologieinitiativen zum Treiber der Wertschöpfung werden. So verkündete das Unternehmen in der laufenden Woche eine Vereinbarung mit OpenAI, in deren Folge Nutzer direkt aus dem Textgenerator ChatGPT mit Paypal bezahlen können sollen. Auch soll Paypal die Zahlungsabwicklung für Händler unterstützen, die „Instant Checkout“-Funktionen des Chatbot-Vorreiters nutzen.

Mizuho betont indes, dass sich Visa und Mastercard trotz zahlreicher Disruptionen im Zahlungsverkehr wohl keine Sorgen über einen Verlust ihrer Vormachtstellung machen müssten. Zu schwierig sei es, das Konsumverhalten der Masse zu ändern, das insbesondere in den USA stark durch klassische Kreditkartenzahlungen angetrieben werde – zu attraktiv seien die Belohnungen, die beteiligte Banken Verbrauchern böten. Das stetige Wachstum der Transaktionsvolumina über die Netzwerke von Visa und Mastercard dürfte sich laut Analysten damit fortsetzen.