Börsenflaute in China

Peking ruft zum Aktienkauf auf

Weil die Börsen im Zuge von Ukraine-Krieg und Corona-Lockdown unter Druck geraten sind, setzt Chinas Finanzregulator CSRC die Finanzbranche und Investoren unter Druck.

Peking ruft zum Aktienkauf auf

nh Schanghai

Chinas Wertpapieraufsichtsbehörde appelliert erneut an Banken, Versicherer, Fondsmanager und andere institutionelle Investoren, sich stärker im Aktienmarkt zu engagieren. Wie aus Marktkreisen verlautet, hat die Führung der China Securities Regulatory Commission (CSRC) bei einem Treffen mit Spitzenvertretern von chinesischen Finanzinstituten und Großinvestoren Orientierungshilfen verbreiten lassen. Die Leitlinien, die faktisch als Anweisung zu verstehen sind, sollen dazu beitragen, das gegenwärtig von Konjunktur und Lockdowns geprägte Börsengeschehen zu stabilisieren.

Die „Guidance“ des Wertpapier­regulators trug am Freitag dazu bei, die Talfahrt an Chinas Festlandbörsen zumindest vorerst zu unterbrechen. Der Leitindex CSI 300 mit den führenden Werten an den Börsen in Schanghai und Shenzhen drehte nach einem anfänglich weiteren Rückgang um 1,1% wieder ins Positive und ging mit einem Tagesgewinn von 0,4% auf 4013 Punkte knapp oberhalb der marktpsychologisch relevanten Marke von 4000 ins Wochenende. An den vorangegangenen sechs Handelstagen hatte der chinesische Blue-Chip-Index jeweils eingebüßt und dabei insgesamt 4,3% abgegeben.

Getrübte Stimmung

Gegenwärtig herrscht eine getrübte Stimmung an Chinas Aktienmärkten, die sich auch in ungewöhnlich niedrigen Handelsumsätzen und dem Rückzug von ausländischen Investoren manifestiert. Dabei befürchten die Anleger, dass der harte Lockdown in Schanghai und anderen chinesischen Großstädten in Verbindung mit landesweiten Mobilitätsbeschränkungen der Wirtschaft deutlichen Schaden zufügen wird und die Unternehmensgewinne ausbremst. Gleichzeitig macht sich Unmut breit, da Regierung und Zentralbank nur zögerlich fiskalische und monetäre Stimuli einsetzen.

Mitte März verzeichnete Chinas Börse angesichts der Unsicherheit über die Folgen des Ukraine-Krieges und der harten Lockdown-Politik einen Sell-off. Dieser Kursrutsch verkehrte sich allerdings wegen einer Verlautbarung des chinesischen Finanzstabilitätsrats mit einem Katalog von Versprechen zu einer marktfreundlichen Wirtschaftspolitik und einer Art Investorenschutzbekenntnis rasch wieder in eine kurzzeitige Hausse. Seitdem reagieren die Märkte allerdings kaum noch auf Unterstützungsparolen der Regierung und Zentralbank.

Die sichtliche Marktermüdung hat Peking nun eine andere Taktik wählen lassen: Einerseits wirkt die Führung auf Analysten und Broker ein, auf stark negative Wirtschafts- und Marktprognosen zu verzichten, während sie andererseits institutionelle Investoren zu Solidaraktionen und zur Marktstützung in die Pflicht nimmt. Anfang April hatte die CSRC Unternehmen bereits aufgefordert, Aktienrückkaufprogramme einzuleiten oder aufzustocken.