Fintech

Peking schließt Verfahren gegen Ant Group mit hoher Strafe

Pekings Feldzug gegen den Fintech-Riesen Ant Group findet mit einer hohen Buße ein Ende. Eine Wiederbelebung des in 2020 verbotenen Börsengangs von Ant liegt aber noch in weiter Ferne.

Peking schließt Verfahren gegen Ant Group mit hoher Strafe

Peking belegt Ant Group mit hoher Strafe

Ende des Verfahrens gegen Fintech-Riesen – Neuer Anlauf zum IPO noch in weiter Ferne

nh Schanghai

Chinas Finanzhüter haben am Freitag das mehrjährige regulatorische Verfahren gegen den führenden Fintech-Konzern des Landes, Ant Group, für beendet erklärt. Die vom Tech-Entrepreneur Jack Ma gegründete Gesellschaft wird mit einer finalen Strafe in Höhe von 7,1 Mrd. Yuan (900 Mill. Euro) belegt. Laut einer Mitteilung der Zentralbank bezieht sich die Buße auf Verstöße gegen Verbraucherschutz- und Finanzproduktregeln, Zahlungssystemregularien sowie Geldwäsche-Kontrollbestimmungen.

Gegen eine Reihe von weiteren Fintech-Anbietern, darunter der Zahlungssystembetreiber des Tech-Konzerns Tencent und Ableger der chinesischen Finanzdienstleister Ping An Bank, Postal Savings Bank of China und PICC Insurance, wurden im Zusammenhang mit der Regulierungsoffensive geringere Strafen in allerdings nicht bezifferter Höhe verhängt.

Mit der Bußgeldbelegung fällt nach Ansicht von Analysten nun der Vorhang für eine aufsehenerregende und vielerlei Hinsicht politisch motivierte Pekinger Regulierungskampagne gegenüber Chinas mächtigsten Tech-Unternehmen. Dabei waren der von Ma aufgezogene E-Commerce-Riese Alibaba und der aus ihm herausgeschälte Zahlungssystembetreiber Ant die wichtigste Zielscheibe. Als dramatischer Auftakt des regulatorischen Feldzugs war Ende Oktober 2020 das fix und fertig arrangierte Initial Public Offering (IPO) der Ant Group an den Börsen in Hongkong und Schanghai nur zwei Tage vor dem geplanten Handelsstart von den Regulatoren abrupt untersagt worden.

Regulatorische Breitseite

Ma hatte die vor Alibabas Gang an die New Yorker Börse im Herbst 2014 separierte Ant Group zu einem integrierten Fintech-Konzern mit dominierender Stellung im Bereich von Online-Konsumkrediten und Geldmarktanlageprodukten geformt. Dabei profitierte die Gesellschaft im Gewand eines Tech-Konzerns von regulatorischen Grauzonen und fiel in ihrem rasch expandierenden Konsumkreditgeschäft auch nicht unter die Eigenkapitalbestimmungen von herkömmlichen Kreditinstituten und Finanzholdings.

In den vergangenen zwei Jahren war Ant mit aufwendigen Regulierungsauflagen, der Umwandlung in eine Finanzholding und weitreichenden Veränderung des Geschäftsmodells konfrontiert worden. Damit wurden lukrativsten Geschäftszweige des Fintechs drastisch beschnitten. Während Ant zu den Konditionen des geplanten IPO vom Start weg auf eine Marktbewertung von 280 Mrd. Dollar gekommen wäre, taxieren Analysten den impliziten Marktwert der Gruppe auf nur noch 30 bis 50 Mrd. Dollar.

Eine rasche Wiederbelebung der IPO-Pläne steht nach Angaben des Ant-Managements nicht auf dem Plan und ist auch aus anderen Gründen nicht darstellbar. Ma, der zum Zeitpunkt des geplanten Börsengangs eine mehrheitliche Kontrolle über Ant ausübte, wurde mittlerweile dazu gezwungen, seine Anteile an Ant auf unter 10% zu reduzieren. Damit kam es zu einem Eigentümerwechsel, der laut Listing-Vorschriften der Börse Schanghai in den nächsten zwei Jahren ein IPO verhindert. Die Regularien der Hongkonger Börse verordnen eine Abkühlungsfrist von mindestens einem Jahr.

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