Regulierung

Pensionsfonds fordern besseren Anlegerschutz

Große Pensionsfonds haben die von der britischen Finanzaufsicht vorgeschlagene Reform des Listing-Regimes kritisiert. In Großbritannien notierte Gesellschaften würden dadurch weniger attraktiv.

Pensionsfonds fordern besseren Anlegerschutz

Pensionsfonds fordern besseren Anlegerschutz

Kritik an Vorschlägen für ein neues Londoner Listing-Regime

hip London

Zehn der größten britischen Pensionsfonds haben die Reform des Listing-Regimes harsch kritisiert, mit der die Finanzaufsicht die Londoner Stock Exchange wieder attraktiver für Börsenkandidaten machen will. Dem Markt setzt nicht nur die politische und wirtschaftliche Ungewissheit seit dem Brexit zu. Es fehlt an Investoren, die Interesse an Wachstumsunternehmen haben und über ein tiefes Verständnis der Informations- und Kommunikationstechnologien verfügen. Hochkarätige Firmen wie den Chipdesigner Arm Holdings zieht es deshalb nach New York, wo sich höhere Bewertungen erzielen lassen. Die Anforderungen an Gesellschaften, die ihr Initial Public Offering in der britischen Metropole planen, sind höher als auf dem Kontinent. Die Financial Conduct Authority (FCA) wollte sie lockern, etwa wenn es um Mehrstimmrechte geht.

„Wir sind für eine öffentliche Debatte über die britischen Kapitalmärkte und sind sehr daran interessiert, sicherzustellen, dass der Markt aufblüht, während die robuste Qualität erhalten bleibt, für die Großbritannien bekannt ist“, sagte Michael Marshall, Head of Investment Risk & Sustainable Ownership bei der Eisenbahner-Pensionskasse Railpen. „Die aktuellen Vorschläge der FCA bergen das Risiko, diese Qualität zu verwässern und den Pool von institutionellen und Kleinanlegern zu verkleinern, die bereit sind, in Gesellschaften zu investieren, die in Großbritannien notiert sind.“ Grundlegende Anlegerschutzbestimmungen würden zurückgedreht, darunter das Recht der Aktionäre, über wesentliche Transaktionen und über Transaktionen mit nahestehenden Parteien abzustimmen, sowie der Grundsatz, dass alle Aktien über das gleiche Stimmrecht verfügen. Das seien „die Grundlagen eines fairen und demokratischen kapitalistischen Systems“, heißt es in einem offenen Brief der Pensionsfonds. Die Reputation und die Attraktivität Großbritanniens als der „Qualitätsmarkt“ der Welt würden dadurch gemindert, seine Rolle als „Leuchtfeuer für hohe Corporate-Governance-Standards und robusten Anlegerschutz“ ebenso. Durch die geplante Reform würden die bestehenden Probleme nur verschärft. Britische Gesellschaften würden dadurch für „gut informierte, langfristig orientierte“ Investoren unattraktiver gemacht.

Die Pensionsfonds verwalten rund 300 Mrd. Pfund für mehr als 22 Millionen Anspruchsberechtigte. Zu den Unterzeichnern des offenen Briefs gehören neben The Church of England Pensions Board HSBC Bank (UK) Pension Scheme und das Universities Superannuation Scheme. Pensionskassen geht es – allen anderen Bekundungen zum Trotz – in erster Linie darum, ihre Leistungsversprechen zu erfüllen. Ihre Anlagen müssen deshalb regelmäßige Einnahmen in Form von Zinsen oder Dividenden abwerfen. Firmen, die neu an die Börse gehen, tun das in der Regel nicht, Versorger schon eher. Das Universities Superannuation Scheme (USS) ist mit 19,7% der zweitgrößte Anteilseigner von Thames Water, die sich seit Monaten bemüht, 1 Mrd. Pfund dringend benötigtes frisches Kapital bei ihren mehr auf Entnahme als auf unternehmerisches Denken gepolten Eigentümern einzuwerben. Das Stewardship, das sich die Pensionsfonds auf die Fahnen schreiben, konnte nicht verhindern, dass der Londoner Wasserversorger seinen Versprechungen, Lecks zu beseitigen, nicht nachgekommen ist. Finanziell steht das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. Erst vor 18 Monaten hatte USS ihren Anteil aufgestockt.

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