Postbank-Zwangsabfindung ist Dreimonatsschnitt
bg Frankfurt – Die Deutsche Bank orientiert sich mit der Barabfindung für den Squeeze-out der Kleinaktionäre der Deutschen Postbank am Dreimonatsschnitt vor Bekanntgabe der Maßnahme. Wie am Dienstagabend nach Börsenschluss bekannt gegeben wurde, bietet die Deutsche Bank 35,05 Euro je Anteilschein. Das liegt 3,7 % unter dem letzten Schlusskurs, der allerdings nicht für die Berechnung der Zwangsabfindung maßgeblich ist.Denn bei diesem Verfahren wird entweder auf die Berechnung des Unternehmenswertes abgestellt oder aber der nach Umsätzen gewichtete durchschnittliche Börsenkurs im Zeitraum drei Monate vor der Bekanntgabe der Squeeze-out-Absicht herangezogen. Einem Sprecher der Bank zufolge war dies der Zeitraum vom 27. Januar bis zum 26. April. Wie die Bank weiter erklärt, liegt dieser Kurs “höher als der von einem Wirtschaftsprüfer ermittelte anteilige Ertragswert”.Sollten Postbank-Anteilseigner aus dem verbliebenen Streubesitz von 3,2 % mit der Barabfindung nicht zufrieden sein, so bleibt ihnen nur, nachgelagert in einem Spruchstellenverfahren eine höhere Unternehmensbewertung durchzufechten. Den Squeeze-out selbst kann der Streubesitz nicht aufschieben oder verhindern. Dieser soll auf der Hauptversammlung (HV) der Postbank am 28. August beschlossen werden. Die Postbank notierte am Mittwoch bei 36,77 Euro leicht höher. Kehrtwende im AprilAuf Basis des Angebots würde die Deutsche Bank sich das Herausdrängen des Streubesitzes rund 245 Mill. Euro kosten lassen – noch sind 7 Millionen der insgesamt 218,8 Millionen Postbank-Aktien im Streubesitz. Die Deutsche Bank hatte die Postbank beginnend vor fünf Jahren in mehreren Schritten für bislang rund 6,5 Mrd. Euro übernommen. Ende Februar 2013 wurde ein Anteil von 93,7 % erreicht, woraufhin ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen wurde. Als Teil der Sparte Private and Business Clients (PBC) sollte eine enge Verschränkung der Postbank mit dem angestammten Privatkundengeschäft stattfinden, es wurde unter anderem eine gemeinsame Service-Einheit geschaffen.Im April 2015 fand allerdings die Kehrtwende statt, als die Deutsche Bank beschloss, die Postbank zu entkonsolidieren, um die aus regulatorischen Gründen angestrebte Bilanzverkürzung zu bewerkstelligen. Geplant ist, die Tochter mit nach dem am 27. April erfolgten Überschreiten der Squeeze-out-Schwelle von 95 % von der Börse zu nehmen. Nach dem für September anstehenden Delisting soll dann ein neuer Börsengang der Postbank stattfinden. Berichten zufolge gibt es auch Interessensbekundungen von strategischen Käufern, ein IPO soll aber die präferierte Variante sein.Gemessen am Börsenkurs beträgt die Marktkapitalisierung der Postbank 8 Mrd. Euro. Allerdings hat dieser Wert angesichts des geringen Free Float nur eingeschränkte Aussagekraft, spekulieren Investoren doch seit gut drei Jahren auf eine hohe Zwangsabfindung. Im Markt wird vermutet, dass beim erneuten Listing ein Unternehmenswert von maximal 4 Mrd. Euro erreicht werden könnte. Wie hoch der vom Wirtschaftsprüfer ermittelte Unternehmenswert ist, das dürfte Ende kommender Woche mit der Einladung zur Postbank-HV bekannt werden. Zu welchem Buchwert die Postbank-Beteiligung in der Deutsche-Bank-Bilanz geführt wird, ist nicht bekannt.Belastet vom zusätzlichen Aufwand für Bankenabgaben erzielte die Deutsche Postbank im ersten Quartal ein Vorsteuerergebnis von 135 (i.V. 140) Mill. Euro bei nahezu konstanten operativen Erträgen von 893 Mill. Euro. Der Verwaltungsaufwand ging vor allem dank der gemeinsamen Service-Einheit mit der Konzernmutter deutlich zurück von 704 Mill. Euro im Vorjahresquartal auf 649 Mill. Euro. Die Deutsche Postbank weist per Ende März eine Bilanzsumme von 153,7 Mrd. Euro aus. Unter Einberechnung des Quartalsgewinns zeigte das Institut eine harte Kernkapitalquote (fully phased-in) von 10,5 %.—– Wertberichtigt Seite 8