Privatpleiten auf Tiefstand

Auskunftei Crif Bürgel: Zahl der Insolvenzen dürfte 2020 wieder zunehmen

Privatpleiten auf Tiefstand

Den Bundesbürgern geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Die Zahl der Privatinsolvenzen geht seit 2010 kontinuierlich zurück. Die konjunkturelle Eintrübung dürfte aber schon im kommenden Jahr den Trend umkehren und zu mehr Pleiten führen. Das erwartet die Kreditauskunftei Crif Bürgel.tl Frankfurt – Die Zahl der Privatinsolvenzen ist in Deutschland weiterhin rückläufig, dürfte aber ab dem kommenden Jahr wieder ansteigen. Dies erwartet der Geschäftsführer der Kreditauskunftei Crif Bürgel, Christian Bock. Im ersten Halbjahr 2019 mussten 42 235 Verbraucher Insolvenz anmelden – so wenig wie seit 2004 nicht mehr, heißt es in dem am vergangenen Freitag veröffentlichten “Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2019″ der Auskunftei (s. Grafik). Die Zahl der Privatpleiten ging damit um 1,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück (1. Halbjahr 2018: 42 846). Für das gesamte Jahr 2019 rechnet Crif Bürgel derzeit mit bis zu 88 000 (i.V. 88 995) Privatinsolvenzen und damit auf Jahressicht mit dem neunten Rückgang in Folge. Im Insolvenzrekordjahr 2010 mussten 69 417 Privatpersonen in den ersten sechs Monaten des Jahres Insolvenz anmelden – rund 40 % weniger als aktuell. Niedrige Arbeitslosenquote”Der erneute Rückgang der Privatinsolvenzen liegt an der weiterhin niedrigen Arbeitslosenquote in Deutschland”, sagt Bock. Für die Zukunft sieht er allerdings schwarz. “Die Trendumkehr bei den Privatinsolvenzen ist eingeleitet. Für 2020 erwarten wir wieder mehr private Insolvenzen in Deutschland. Die konjunkturelle Schwächephase hinterlässt langsam auch am Arbeitsmarkt leichte Spuren.” Diese Entwicklungen werden sich aber erst 2020 in den Insolvenzzahlen niederschlagen, so der Crif-Bürgel-Geschäftsführer weiter. Sechs HauptursachenIm Schuldenbarometer werden sechs Hauptursachen einer Privatinsolvenz benannt: Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, unwirtschaftliche Haushaltsführung, Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung beziehungsweise Trennung und Krankheit. Zur Verteilung werden allerdings keine Aussagen getroffen. Ein Blick in die Überschuldungsstatistik 2018 von Destatis zeigt, dass zumindest bei all denen, die in so ernste finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, dass sie eine Schuldnerberatung aufgesucht haben, Arbeitslosigkeit mit einem Anteil von 20 % der führende Hauptauslöser der Überschuldung ist. Mit deutlichem Abstand folgen Erkrankung, Sucht und Unfall (15,8 %) sowie Trennung, Scheidung, Tod des Partners/der Partnerin (13,1 %). Alle anderen Ursachen liegen im einstelligen Prozentbereich.Im Schuldenbarometer von Crif Bürgel zeigen sich in den Altersgruppen deutlich unterschiedliche Entwicklungen bei den neu angemeldeten Privatinsolvenzen. Steigende Fallzahlen waren im ersten Halbjahr 2019 bei den 31- bis 40-Jährigen (+2,3 % auf 11 308), den 51- bis 60-Jährigen (+ 2,2 % auf 8 555) und den über 61-Jährigen (+2,2 % auf 4 795) zu verzeichnen. Damit wird fast jede dritte Privatinsolvenz in Deutschland von einem Bundesbürger angemeldet, der mindestens 51 Jahre alt ist. In den drei übrigen Altersgruppen sind die Privatinsolvenzen rückläufig – am stärksten bei den 18- bis 20-Jährigen (- 14 %). Geografisch gibt es ein klares Nord-Süd-Gefälle. In Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist die Zahl der Privatinsolvenzen bezogen auf die Einwohnerzahl am höchsten, in Bayern und Baden-Württemberg am niedrigsten. – Wertberichtigt Seite 8