Provinzial arbeitet am Ergebnisniveau

Nordwest-Vorstand peilt mittelfristig 150 Mill. Euro Jahresgewinn an - Garantien in Leben auf Prüfstand

Provinzial arbeitet am Ergebnisniveau

Bei der Provinzial Nordwest liefern noch nicht alle Konzerntöchter zufriedenstellende Ergebnisbeiträge. Im Norden besteht Verbesserungsbedarf. In den Zahlen der Lebensversicherung sind die Auswirkungen der Niedrigzinsphase deutlich zu sehen. Der öffentliche Versicherer macht sich Gedanken über modifizierte Garantien.ak Münster – Der Vorstandsvorsitzende der Provinzial Nordwest, Ulrich Rüther, peilt mittelfristig ein deutlich höheres Ergebnisniveau an. “Der Konzernüberschuss sollte sich von 2016/17 an in Richtung 150 Mill. Euro bewegen”, forderte der Chef des zweitgrößten öffentlichen Versicherers bei der Bilanzvorlage in Münster. Im vergangenen Jahr baute der Konzern trotz gut 5 % weniger Beitragseinnahmen sein Nettoergebnis um mehr als die Hälfte auf 116 Mill. Euro aus. Knapp 20 Mill. Euro entfielen jedoch auf einen positiven Steuereffekt: Die Provinzial hatte aus Vorsichtsgründen gebildete Rückstellungen für eine jetzt abgeschlossene Betriebsprüfung wieder aufgelöst. Die durch ein groß angelegtes IT-Projekt belastete Kostenquote soll künftig wieder sinken.Noch ist Rüther mit nicht allen Ergebnisbeiträgen der Konzerntöchter zufrieden. Als Rückgrat der Gruppe bezeichnete er die Westfälische Provinzial, die für weit mehr als die Hälfte des Jahresüberschusses steht. In die roten Zahlen rutschte dagegen die kleine Hamburger Feuerkasse, während die inzwischen sanierte Provinzial Nord zwar 4 Mill. Euro Nettogewinn erzielte, Rüther hier aber mittelfristig 20 Mill. Euro erwartet. Im Konzern gehen die Münsteraner 2012 von leicht sinkenden Beitragseinnahmen durch das weiter rückläufige Einmalbeitragsgeschäft in der Lebensversicherung aus. Das Konzernergebnis soll bei mehr als 100 Mill. Euro landen. Hohe ZinszusatzreserveIn der Lebensversicherung hinterließ im vergangenen Jahr die EU-Staatsschuldenkrise Spuren. Durch Abschreibungen auf Immobilien und Wertpapierfonds sank die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen der Sparte auf 3,9 (i.V. 4,4) %, während sie konzernweit durch die höhere Aktienquote bei der Westfälischen Provinzial noch etwas höher lag. Erstmalig musste der Lebensversicherer eine Zinszusatzreserve von 41 Mill. Euro bilden, die sich deutlich auf das Rohergebnis und die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) niederschlug. Die Zuführung zur RfB brach auf 184 (305) Mill. Euro ein. Finanzchef Ulrich Lüxmann rechnet für das laufende Jahr mit einer Zinszusatzreserve von 120 Mill. Euro und damit noch stärkeren Lasten.Rüther betonte, dass die Provinzial trotz Niedrigzinsphase auf Jahre keine Probleme haben werde, die Garantieversprechen an die Kunden zu erfüllen. Der Puffer sei allerdings kleiner geworden. Deshalb macht man sich auch in Münster Gedanken über Produktänderungen. Als Alternativen sieht er zeitlich befristete feste Garantien oder variable Versprechen, die an einen definierten Zinssatz, zum Beispiel einen Korb von Staatsanleihen, gekoppelt sind.”Wir haben Modellrechnungen gemacht”, betonte Rüther, wollte sich aber nicht auf einen Zeitpunkt für die Einführung von neuen Produkten festlegen. Marktführerin Allianz hatte angekündigt, neue Garantieprodukte im kommenden Jahr vorzustellen. Die Provinzial Nordwest steuert derweil bei der bestehenden Policenpalette um: Im vergangenen Jahr verlagerte sich das Neugeschäft in der Lebensversicherung stark in Richtung hybride Verträge, deren Verkauf sich fast verdreifachte.