Provinzial-Fusion quält sich voran

Due Diligence läuft seit fast einem Jahr - Zinstief macht es nicht einfacher - Bewertungsfragen strittig

Provinzial-Fusion quält sich voran

Die Fusion der beiden Provinzial-Versicherer in Nordrhein-Westfalen verzögert sich. Der ursprüngliche Zeitplan ist nicht zu halten. Der Bewertungsprozess dauert etliche Monate länger als erwartet. Doch noch sind die Beteiligten zuversichtlich. Der Wille zum Zusammengehen ist weiterhin vorhanden.Von Antje Kullrich, DüsseldorfDer Weg zur Fusion von Provinzial Nordwest und Provinzial Rheinland ist steinig und länger als geplant. Der geplante Zusammenschluss der beiden öffentlichen Versicherer verzögert sich. “Es wird nichts zum 1. Januar 2019”, bestätigte ein Sprecher der Provinzial Nordwest auf Anfrage der Börsen-Zeitung. Eigentlich hatte der im vergangenen Jahr vorgestellte Zeitplan vorgesehen, dass die Fusion rückwirkend zum Beginn dieses Jahres vollzogen werden sollte. Doch die Due Diligence läuft immer noch – und das seit fast zwölf Monaten. Die Beteiligten haben sich dem Vernehmen nach in einigen Punkten in Bewertungsfragen verhakt.Längst hätten die eigentlichen Fusionsgespräche auf Basis des neutralen Bewertungsgutachtens von Deloitte bereits beginnen und abgeschlossen sein sollen. Doch jetzt wird sich der Prozess wohl bis weit ins kommende Jahr hinein ziehen.Der Wille zur Fusion ist weiter unbedingt vorhanden – das ist unisono in den verschiedenen Lagern zu hören. Das betonte ganz offiziell auch Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, auf der Landschaftsversammlung am Donnerstag: “Wir hoffen darauf, dass der zähe Prozess der Fusionsprüfung noch zu einem guten Ergebnis führt.”Es ist der fünfte Anlauf zum Zusammenschluss der Nummer 2 und der Nummer 4 unter den öffentlichen Versicherern. Die Provinzial Nordwest ist mit Beitragseinnahmen von knapp 3,5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr der etwas größere Partner. Die Provinzial Rheinland kam 2018 auf 2,6 Mrd. Euro. Der jüngste abgebrochene Versuch eines Zusammengehens scheiterte 2013. Vor allem die komplizierte Eigentümerstruktur (siehe Grafik) mit fünf Sparkassenverbänden und zwei Landschaftsverbänden und die damit verbundenen unterschiedlichen Interessenlagen machen die Sache schwierig. Ruhe ist ein gutes ZeichenMehrere Faktoren sprechen dafür, dass trotz der andauernden Hängepartie die Chancen dennoch nicht schlecht sind, dass es diesmal klappt. Es ist auffällig ruhig um die Fusion. Wie zu hören ist, zieht keiner der Beteiligten rote Linien oder stellt Ultimaten – sonst ein sehr sicherer Weg, schwierige Prozesse zu sabotieren. Auch würde ein nochmaliges Scheitern die Eigentümer nicht gut dastehen lassen. Für die westfälische Sparkassenpräsidentin Liane Buchholz ist die überfällige Fusion der Versicherer zudem ein Prestigeprojekt. Einiges macht die Sache aber auch nicht einfacher: Das Marktumfeld hat sich noch einmal verschlechtert. Die Negativzinsen sind vor allem für die Lebensversicherer, die noch eine große Zahl Verträge mit hohen Garantien in ihren Beständen haben, eine große Herausforderung. Damit muss in der laufenden Due Diligence auch deren Bewertung nochmals überarbeitet werden. Ein Knackpunkt sind dem Vernehmen nach die getroffenen Annahmen zur künftigen Entwicklung der Geschäfte. Viele Berater am WerkNeben Deloitte sind auch noch andere Berater am Werk: Die KPMG ist auf Seiten der Provinzial Rheinland tätig, die Eigentümer der Provinzial Nordwest lassen von Ernst & Young ein eigenes Gutachten verfassen. In koordinierender Funktion hat die PwC-Einheit Strategy& ein Mandat.