Prüferaufsicht unter Rechtfertigungsdruck

Entscheidung zu HBOS verärgert Abgeordnete

Prüferaufsicht unter Rechtfertigungsdruck

hip London – Nicky Morgan, die Vorsitzende des Finanzausschusses des britischen Unterhauses, hat vom Financial Reporting Council (FRC) “eine vollständige Erklärung” dafür verlangt, warum er KPMG in Sachen HBOS ungeschoren davonkommen lassen will. Das unabhängige Aufsichtsgremium der britischen Wirtschaftsprüfer und Aktuare hatte seine Untersuchung der Tätigkeit von KPMG für Halifax Bank of Scotland (HBOS) mit dem Verdikt abgeschlossen, dass sie die Standards, die man vernünftigerweise von einer solchen Prüfung erwarten könne, “nicht wesentlich” unterschritten habe. Es ging um den Jahresabschluss für 2007, das Jahr, in dem Northern Rock, eine andere Bank, die für ihre Finanzierung in hohem Maße auf den Geldmarkt zurückgegriffen hatte, Liquiditätshilfen der Bank of England in Anspruch nehmen musste.Die Frage, ob es angemessen war, dass das HBOS-Management bei der Vorbereitung des Geschäftsberichts für das Geschäftsjahr 2007 von einer Fortsetzung des Geschäftsbetriebs ausging, wurde so beantwortet: “HBOS erwartete nicht, dass sich die Marktbedingungen verschlechtern, und schätzte die Lage so ein, dass sie sich selber finanzieren kann. Der Wirtschaftsprüfer prüfte diese Schlussfolgerung und akzeptierte sie.” Die Beweislage zu den Marktbedingungen zu dieser Zeit zeige nicht, dass die Entscheidung von HBOS oder deren Beurteilung durch KPMG “unvernünftig” gewesen sei. Die “extremen” Finanzierungsbedingungen, die sich im Oktober 2008 einstellten, seien nicht erwartet worden. Sechs Monate nach Veröffentlichung des Abschlusses ging die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite.HBOS wurde im September 2008 mit Lloyds TSB zur Lloyds Banking Group zwangsverheiratet und ist ein Symbol für die Finanzkrise. Nach der Übernahme musste die schottische Großbank vom Staat mit gut 20 Mrd. Pfund gestützt werden. Die Verluste der 2001 aus dem Merger von Halifax und Bank of Scotland hervorgegangenen HBOS summierten sich auf 47 Mrd. Pfund. Der FRC hatte erst nach erheblichem öffentlichen Druck die Ermittlungen aufgenommen. Im November 2015 hatten die Prudential Regulation Authority (PRA) und die Financial Conduct Authority (FCA) ihren Untersuchungsbericht zum HBOS-Debakel vorgelegt – nach Ablauf der Verjährungsfrist. Die Verfasser hatten bei der Prüferaufsicht angefragt, ob sie Ermittlungen gegen KPMG oder Einzelpersonen wegen der Bilanzen für 2007 und 2008 erwäge. Dazu sah das Gremium damals jedoch noch keinen Anlass.Die Entscheidung der Vorgängerbehörde der Financial Conduct Authority, allein Peter Cummings zu belangen, bleibt umstritten. Der Ex-Chef der HBOS-Gewerbeimmobiliensparte wurde mit 500 000 Pfund Geldstrafe und Berufsverbot belegt. Trotz Ablauf der Verjährungsfrist sind Berufsverbote weiter möglich.