Bankenkonsolidierung

PSD Nord und PSD Hannover sondieren Fusion

Die Bereinigung in der PSD-Bankengruppe setzt sich fort – auch ohne Beteiligung der BBBank. Die Häuser in Hamburg und Hannover wollen durch einen Zusammenschluss zu einer wettbewerbsfähigen Betriebsgröße kommen.

PSD Nord und PSD Hannover sondieren Fusion

„Wir haben mit der BBBank nichts am Hut“

PSD Bank Nord bereitet Fusion mit PSD Bank Hannover vor – Lager schrumpft auf neun Häuser – Neues Girokonto soll Kundenwachstum ermöglichen

Die Bereinigung in der PSD-Bankengruppe setzt sich fort – auch ohne Beteiligung der BBBank. Die Häuser in Hamburg und Hannover wollen durch einen Zusammenschluss zu einer wettbewerbsfähigen Betriebsgröße kommen. Sollten die Eigentümer im Frühjahr zustimmen, schrumpft die Zahl der PSD Banken auf neun.

Von Carsten Steevens, Hamburg

Die Fliehkräfte im Lager der genossenschaftlichen PSD Banken nehmen weiter zu. Nach der PSD Bank Berlin-Brandenburg wird bald auch die PSD Bank Hessen-Thüringen unter dem Dach der BBBank in Karlsruhe landen. Voraussetzung: Die Eigentümer stimmen dem am 21. Oktober angekündigten Plan im nächsten Jahr zu. Weiter im Norden bahnt sich derweil ein Zusammenschluss innerhalb der PSD-Bankengruppe an. Mit der Fusion, die die in Hamburg ansässige PSD Bank Nord und die PSD Bank Hannover derzeit sondieren, könnte die Zahl der einst aus den Postspar- und Darlehnsvereinen hervorgegangenen Häuser 2026 auf neun schrumpfen. Über die Vorgänge hatte zuerst der Branchendienst „Finanzszene“ berichtet.

Kein neues Muster

Es sei nicht das „neue Muster“, dass am Ende alle PSD Banken bei der BBBank landen, sagt Martin Laubisch, Marktvorstand der PSD Bank Hannover, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Man müsse sich auch nicht zu einer VR-Bank umfirmieren, fügt der 58-Jährige in Anspielung auf das Ausscheiden der früheren Institute Niederbayern-Oberpfalz und Westfalen-Lippe aus dem PSD-Bankenlager in den Jahren 2015 und 2023 hinzu. „Es funktioniert auch, innerhalb der PSD-Gruppe zu fusionieren.“

Marktvorstand der PSD Bank Hannover: Martin Laubisch
Marktvorstand der PSD Bank Hannover: Martin Laubisch
PSD Bank Hannover

Interesse an einem der beiden Nord-Institute hat die bundesweit tätige BBBank nicht gezeigt. Zumindest wurden in jüngerer Vergangenheit keine Gespräche geführt, wie neben Laubisch auch Oliver Pöpplau anmerkt, Vorstandschef der PSD Bank Nord. Darauf hat man an Elbe und Leine offenbar auch nicht gewartet. Der 59 Jahre alte Hamburger macht sich jedenfalls im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betont für die PSD-Marke stark. „Wir wollen grün bleiben, wir haben mit der BBBank nichts am Hut.“ Ein gehöriger Schuss Trotz klingt da durch.

Kaum Wachstum

Denn die auf Retail-Geschäft ausgerichteten PSD Banken ringen um Wachstum, nicht nur im Norden. Kunden- und Mitgliederzahlen schrumpfen. Bilanzsummen von zuletzt 2,8 Mrd. Euro (PSD Nord) und 1,2 Mrd. Euro (PSD Hannover) halten die Fusionspartner in spe für unzureichend. Auch nach einem Zusammenschluss würde die geplante „neue“ PSD Bank Nord nicht zu den großen Genossenschaftsbanken gehören und Hamburg weiterhin die bundesweit einzige Metropolregion ohne eine Genossenschaftsbank mit einer Bilanzsumme nahe oder über 10 Mrd. Euro sein. Das Thema Konsolidierung käme nicht vom Tisch.

Vorstandschef der PSD Bank Nord: Oliver Pöpplau
Vorstandschef der PSD Bank Nord: Oliver Pöpplau
PSD Bank Nord

„Wir müssen realistisch sein“, konzediert Pöpplau, seit 2022 im Vorstand der PSD Bank Nord. „Auch diese Fusion wird in Anbetracht des Wettbewerbsumfelds, der regulatorischen Anforderungen und des Fachkräftemangels nur ein Zwischenschritt sein.“ Pöpplau spricht aus Erfahrung. Denn die PSD Bank Nord, 2002 aus der Fusion von PSD Bank Hamburg und PSD Bank Bremen entstanden, schloss sich erst 2023 mit der PSD Bank Kiel zusammen. Das Wachstum reiche auch nach Erweiterung des Geschäftsmodells nicht aus, so der Bankchef. Seit rund einem Dreivierteljahr bietet die PSD Bank Nord ihr Kernprodukt Baufinanzierung auch Wohnungsbaugenossenschaften, das heißt Firmenkunden, sowie Freiberuflern und Selbstständigen an. Das Brutto-Neugeschäft in der Baufinanzierung soll nun von 213 Mill. Euro im vergangenen Jahr auf 360 Mill. und 400 Mill. Euro 2025 und 2026 zulegen – so die Planung.

Einlagenseite im Visier

Um das Wachstum der Neukunden- und Mitgliederzahlen anzukurbeln, hat man in Hamburg und Hannover die Einlagenseite im Visier: Ab Anfang 2026 – noch vor dem geplanten Zusammenschluss – soll es ein gemeinsames Girokonto geben. Einfach und preiswert, wie es heißt. Wie groß das Potenzial ist, neue Kunden zu gewinnen, lässt Laubisch offen. Es gebe noch keine Hochrechnung. Gezielt wird auf tiefhängende Trauben: Die PSD Hannover ist heute das einzige Institut aus der PSD-Gruppe ohne eigenes Girokontenangebot.

Stammhaus der PSD Bank Hannover
Stammhaus der PSD Bank Hannover
PSD Bank Hannover

Es fehle das „niedrigschwellige Einstiegsprodukt“, so Laubisch. Der Berliner, der nach 16 Jahren als Vorstand der Sparda-Bank Berlin im September 2024 zur PSD Bank kam, verweist auf den mangelnden Zugang zu jungen Kunden. Mit Baufinanzierungen sei man im Regelfall erst für Kunden in der Altersgruppe ab 35 Jahren relevant. Zudem fehle es an häufigeren Kontaktgelegenheiten, Kundenbindung sei schwierig. Ohne Girokontenverbindung sitze man „mit Dienstleistungen beim Kunden nicht auf dem Sofa“, sondern habe allenfalls „einen Fuß in der Tür“.

Refinanzierung teurer

Das fehlende Giralgeld wirkt sich auch auf die Refinanzierung aus. Man müsse sich so Mittel suchen, „die eher am oberen Rand der Verzinsung stehen“, fügt der Vorstand hinzu, der sich darüber freut, dass die PSD Bank Nord zu den wenigen Pfandbriefbanken unter den genossenschaftlichen Primärinstituten gehört. Problematisch mit Blick auf Fachkräftemangel und die Sicherung von Know-how auch: Die PSD Bank Hannover mit ihren rund 75 Vollzeitkräften zieht selbst keine Nachwuchskräfte heran. „Wir sind kein Ausbildungsbetrieb“, sagt Laubisch.

Die Fusion soll nun zu einer wettbewerbsfähigeren Größe führen. Der Plan sei der Aufsicht angezeigt, der Verband der PSD Banken unterstütze das Vorhaben. Vorgesehen ist, dass die Eigentümer der PSD Hannover am 29. Mai und der PSD Nord am 3. Juni 2026 abstimmen. Für die technische Migration ist bereits ein „Slot“ bei Atruvia im September gebucht.