Qonto beantragt Bankenlizenz
Französisches Fintech Qonto beantragt Banklizenz
Lizenz soll helfen, Produktpalette und Kundenstamm zu vergrößern – Einhorn holt Mustier in den Verwaltungsrat
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Acht Jahre nach seiner Gründung will das französische Fintech Qonto eine richtige Bank werden. Es hat deshalb jetzt bei der französischen Bankenaufsicht Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution (ACPR) eine Banklizenz beantragt. Sie ist ein weiterer Baustein in der Wachstumsstrategie des zuletzt mit 4,4 Mrd. Euro bewerteten Einhorns. Denn mit Lizenz als Kreditinstitut kann es eine noch breitere Palette an Finanzdienstleistungen anbieten, vor allem Kredite ohne Beschränkungen. Das ist essenziell, um neue Kunden gewinnen zu können.
„Das ist eine wichtige Etappe in unserer Entwicklung“, erklärt Qonto-Chef Alexandre Prot. Die jetzt beantragte Lizenz entspreche den Erwartungen der Kunden und einer Marktchance. Allerdings räumt Prot, der Qonto 2017 zusammen mit Steve Anavi gegründet hat, auch ein, dass es eine Weile dauern könnte, bis das Fintech die Banklizenz tatsächlich erhält. Die APCR informiert die Europäische Zentralbank (EZB) über Anträge für eine Lizenz und übermittelt ihr einen Beschlussentwurf, auf dessen Basis die EZB dann innerhalb von zwölf Monaten entscheidet, ob die Lizenz erteilt wird oder nicht.
Star-Banker Mustier verstärkt Verwaltungsrat
Um seine Chancen bei dem Antrag zu erhöhen, hat Qonto jetzt beschlossen, seinen Verwaltungsrat zu stärken und bekannte Spezialisten zu berufen. Dazu gehört Ex-Unicredit-Chef Jean-Pierre Mustier, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Börse und des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal Bank sitzt. Die Chefin der HR-Plattform Velocity Global Françoise Brougher, früher in führenden Positionen bei Google, Pinterest und Square tätig, ist ebenfalls mit an Bord.
„Unsere Vision ist es, Unternehmen in ganz Europa die sicherste und flexibelste Finanzmanagementlösung mit transparenten Preisen anzubieten", erklärt Qonto-Chef Prot. Das auf kleine und mittlere Unternehmen spezialisierte Fintech hat derzeit eine Lizenz als Zahlungsinstitut. Deshalb darf es nach Angaben von Prot bisland nur Kredite mit einer Laufzeit von zwölf Monaten anbieten, die an eine Zahlung gekoppelt sind und von der Höhe her nicht das Eigenkapital Qontos übersteigen. Mit Banklizenz fielen diese Beschränkungen weg.
Seit 2023 rentabel
„Wir denken, dass einige Kunden nicht zu uns kommen oder uns verlassen könnten, weil sie den Eindruck haben, dass wir nicht in der Lage sind, all ihre Bedürfnisse in Bezug auf Kredite erfüllen zu können“, erklärt Prot. „Es gibt Sachen, die wir als Bank machen können, aber nicht als Zahlungsinstitut.“ Die Banklizenz und die damit verbundene Ausweitung der Produktpalette soll helfen, die Zahl der Firmenkunden bis 2030 von derzeit 600.000 auf 2 Millionen zu erhöhen.
Das Fintech, das in Frankreich, Deutschland, Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Österreich und den Niederlanden tätig ist, ist nach Angaben von Prot bereits seit 2023 rentabel, ein Jahr früher als geplant. 2024 ist es mehr als 30% gewachsen. Parallel zum Lizenzantrag will Qonto seine Zahlungsdienstleistungen weiter ausbauen. Erst kürzlich hat es sein eigenes Kartenverarbeitungssystem lanciert. Dadurch sei Qonto bei diesem wichtigen Baustein nicht abhängig von Partnern.