Quarles wird bei der Fed oberster Bankenaufseher
det – Faktischer Oberaufseher der amerikanischen Bankenindustrie wird der Investmentbanker Randal Keith Quarles (60). Ihn bestätigte der US-Senat als Vizevorsitzenden der Notenbank mit besonderer Zuständigkeit für Bankenaufsicht. Die Position war unter dem früheren US-Präsidenten Barack Obama im Gefolge der Finanzkrise geschaffen, aber nie besetzt worden. Hierarchisch befindet sich Quarles damit auf einer Ebene mit dem amtierenden Fed-Vize Stanley Fischer, der diesen Monat allerdings von seinem Amt zurücktreten wird.Der Jurist hat seine Karriere im Staatsdienst und dann in der Finanzwelt gemacht. Unter anderem nahm Quarles die Interessen der USA als größter Anteilseigner im Vorstand des Internationalen Währungsfonds (IWF) wahr. Ab 2002 diente er in mehreren Positionen im US-Finanzministerium. So war er einerseits Staatssekretär für inländische Finanzen, entwickelte aber zunehmend Interesse an internationalen Finanzbeziehungen. Unter anderem war Quarles an Umschuldungsverhandlungen während der Finanzkrisen in Argentinien und Brasilien beteiligt. Auch vertrat er die USA beim Financial Stability Forum (FSF). In Gesprächen mit der EU bemühte er sich zudem um eine bessere Koordinierung der Finanzregulierung. Danach wechselte Quarles in den Privatsektor. Er war einer der Geschäftsführer der Private-Equity-Firma Carlyle Group und leitete bis zuletzt die von ihm gegründete Investmentfirma Cynosure Group, die in Utah, dem Heimatstaat des frisch gebackenen Notenbankers, ihren Sitz hat.Während seiner Bestätigungsanhörung plädierte Quarles für eine relativ weiche Gangart gegenüber den Banken. Dem Dodd-Frank-Gesetz steht er skeptisch gegenüber und plädiert für eine Lockerung der Aufsichtsregeln. Die Größe einer Finanzinstitution sei nicht entscheidend für jenes Risiko, welches sie für die Finanzstabilität darstellt, meint Quarles. Wenn zahlreiche kleine Banken von der Pleite bedroht seien, sei dies ebenso gefährlich. Höhere Kapitalanforderungen für Banken lehnt er deswegen ab, weil diese Kredite verteuern und somit wachstumshemmende Wirkung entfalten würden. Quarles ist zudem Anhänger einer regelgebundenen Zinspolitik und Verfechter der sogenannten Taylor-Regel. In Sachen Zinspolitik hat Quarles ein Stimmrecht im Offenmarktausschuss (FOMC) der Zentralbank.