Zinsplattform

Raisin hat die erste Autobank an Bord

Für Raisin-DS-Chef Tamaz Georgadze läuft’s: Der Zusammenschluss mit Deposit Solutions ist unter Dach und Fach, was die Schlagkraft im Zinsplattformgeschäft erheblich stärkt.

Raisin hat die erste Autobank an Bord

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Die seit dem kürzlich vollzogenen Zusammenschluss mit Deposit Solutions als Raisin DS firmierende Zinsplattform hat ein weiteres Segment der Spezialinstitute erschlossen. „Die Renault Bank ist die erste Autobank, die bei uns live geht und das auf unserem Zinsportal in den Niederlanden“, so Tamaz Georgadze, Co-CEO von Raisin DS gegenüber der Börsen-Zeitung. Die Renault Bank sei auch eine der größeren Autobanken. „Für die Renault Bank ist das ein neuer Markt und damit wird für sie mehr Diversifikation auf der Länderebene hergestellt.“ Die Autobank ist nun in sieben Ländern verfügbar: In Frankreich, Deutschland (seit 2013), Österreich (2014), Großbritannien (2015), Brasilien (2019), Spanien (2020) und über Raisin DS jetzt zusätzlich in den Niederlanden. Ende Dezember 2020 verwaltete die Bank Spareinlagen in Höhe von 20,5 Mrd. Euro, was 43% ihrer ausgegebenen Darlehen entspricht.

Die Renault Bank weitet ihr Geschäft erstmals über eine Sparplattform in einen neuen Markt aus, und das mit einem vorzeigbaren Tagesgeld-Angebot von 0,35% Zinsen p.a. Für Raisin DS ist die Renault Bank die 18. Partnerbank in den Niederlanden. Gespräche über die Kooperation seien vor rund neun Monaten aufgenommen worden, sagt Georgadze. Das Setting sei im Gegensatz zum Onboarden von Inlands-Partnerbanken schon komplexer mit Blick auf die Anpassung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) sowie der technologischen Anbindung. „Autobanken sind durchaus eine neue Zielgruppe für uns, aber wir sind ja allgemein ein Marktplatz für viele Spezialinstitute.“ Raisin DS ermöglicht einer spezialisierten Bank, in das Retail-Geschäft einzusteigen und so ihre Refinanzierungsquellen zu erweitern, ohne dass diese Bank eigene Filialen oder Plattformen aufbauen muss. „Wir öffnen der Renault Bank den Zugang zum niederländischen Markt und bieten den niederländischen Verbrauchern Zugang zu wettbewerbsfähigen Einlagenprodukten wie dem Angebot der Renault Bank“, so Georgadze.

Einige Synergien vorhanden

In dem unter der Marke Weltsparen betriebenen deutschen Geschäft bemerke man, dass die Negativzinsen Retailkunden veranlassten, aktiver zu werden, erklärt der Raisin-Gründer. Das sei insbesondere spürbar, wenn wieder größere Schlagzeilen über weitere Institute mit Ausweitung der Negativzins-Konditionen kämen. Neben dem Tagesgeschäft sei man derzeit auf die Zusammenführung mit Deposit Solutions fokussiert und kümmere sich „um ganz naheliegende Dinge“, wie den Dialog mit Partnerbanken und Vertriebspartnern. Auch wenn es einige Doppelfunktionen in der kombinierten Einheit gebe, so sei doch nicht geplant, Mitarbeiter freizusetzen. „Wir sind auf beschleunigtes Wachstum eingestellt. Im zweiten Quartal haben wir zusammen ein Wachstum von 40% erzielt.“ Es gebe einiges an Synergien zu realisieren, so seien Ausschreibungen einfacher, da man nicht mehr Konditionen mit dem ehemaligen Wettbewerber benchmarken muss; auf der Produktseite ergäben sich Synergien mit erhöhten Cross-Selling-Möglichkeiten für den Kundenbestand auf der Retail-Plattform. Im Segment Spar- und Investmentlösungen kämen perspektivisch zusätzliche Assetklassen hinzu, auch das Banking-as-a-Service sieht er gut aufgestellt, da es neben der Solarisbank da nicht viel Konkurrenz gebe in Deutschland – bei steigender Nachfrage. In den vergangenen zwölf Monaten habe man da auch einige neue Partner gewinnen können. In den USA hätten Raisin und Deposit Solutions bislang separat investiert und mit unterschiedlichen Ansätzen den Markt erschlossen, da könne man nun Ressourcen bündeln. So werde über die Marke „Savebetter“ direkt der Retailmarkt adressiert und über Software-as-a-Service Banken im B2B-Segment angesprochen. Das USA-Geschäft sei noch „early stage“, man sei aber schon mit vielen Banken im Gespräch, das Marktumfeld verspreche in Übersee eine gute Zeit für Raisin DS.

Keine Eile mit Funding

Spekulationen über die Bewertung des fusionierten Fintechs mag Georgadze nicht kommentieren. Da der Merger ohne Kapitalzufuhr abläuft, wird perspektivisch eine Kapitalaufnahme erfolgen – er lässt aber durchblicken, dass man ein neues Funding nicht so bald angehen werde. Mit den bestehenden Investoren würden Stück für Stück die üblichen Gespräche geführt, alle hätten den Merger-Plan unterstützt. Die Investorenliste von Raisin DS ist lang, über die Hamburger Deposit Solutions kamen unter anderem Peter Thiel, die Deutsche Bank sowie die von Bernd Förtsch gesteuerte Finlab hinzu. Raisin und Deposit Solutions haben bislang zusammen rund 300 Mill. Euro an Risikokapital eingesammelt, wobei davon zwei Drittel auf die Berliner entfallen. Bei der letzten Runde 2019, als 100 Mill. Euro aufgenommen wurden, kam Raisin auf eine geschätzte Bewertung von knapp 700 Mill. Euro. Deposit Solutions wurde zuletzt mit gut 400 Mill. Euro bewertet – die Einschätzungen dazu schwankten in der Vergangenheit.