Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat dividendenhungrige Anleger enttäuscht. Sie kehrte deutlich weniger an ihre Aktionäre aus als erwartet. Die neue Chefin Alison Rose kündigte an, das Institut noch in diesem Jahr in Natwest Group umzubenennen. Das Investment Banking soll auf die Hälfte eingedampft werden.hip London – Die Royal Bank of Scotland (RBS) wird für das Schlussquartal weniger an die Anteilseigner auskehren als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit einer um 16 % höheren Ausschüttung gerechnet. Wie das mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Institut mitteilt, werden je Aktie 3 Pence gewöhnliche Dividende plus 5 Pence Sonderdividende gezahlt. Mit Blick auf die gute Kapitalausstattung der Bank hatten viele mehr erwartet. Nun wird von manchen darauf spekuliert, dass die RBS nach Vorlage des Haushaltsentwurfs der britischen Regierung am 11. März einen Rückkauf der von der öffentlichen Hand gehaltenen Aktien einleiten könnte. Seit der Rettung durch den Steuerzahler in der Finanzkrise liegen 62 % bei der öffentlichen Hand. Verwaltet werden sie von UK Government Investments. Er habe noch nicht mit dem neuen Schatzkanzler Rishi Sunak gesprochen, zitierte der “Evening Standard” Chairman Howard Davies, aber die Regierung von Boris Johnson habe die Absicht, sich von der Staatsbeteiligung zu trennen, wiederholt bekräftigt. Er erwarte, dass der Verkauf “mit Enthusiasmus und Energie” vorangetrieben werde. “Schlechte Kosten”Die RBS will sich im Laufe des Jahres in Natwest Group umbenennen. Das Investment Banking soll – gemessen an den risikogewichteten Assets (RWA) – auf die Hälfte eingedampft werden, kündigte die neue Chefin Alison Rose an. “Wir sind immer noch zu kompliziert für unsere Kunden”, schrieb sie in einem Brief an die Aktionäre. Ein großer Teil des potenziellen Werts der Bank stecke in Produktlinien und Geschäftsmodellen fest, die zu komplex seien und zu wenig Rendite abwerfen. “Diese Komplexität erzeugt auch ,schlechte Kosten` – Kosten, die keinen Nutzen für die Kunden erzeugen.” Das treffe auf Teile von Natwest Markets zu. Genau genommen sollen die RWA der Sparte mittelfristig von 38 Mrd. Pfund auf 20 Mrd. schrumpfen. Die damit verbundenen Veräußerungsverluste werden in der Präsentation zu den Zahlen auf 400 Mill. Pfund im laufenden Jahr geschätzt, die “strategischen Kosten” auf 200 Mill. Pfund. Zum Umfang der in diesem Zusammenhang zu erwartenden Stellenstreichungen in der Sparte äußerte sich Rose nicht. Dafür kündigte sie an, das Geschäft der RBS im laufenden Jahr klimaneutral zu machen. Als besonders gefährdet gilt das Segment “Rates” (Schuldentitel und Zinsderivate). Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatten Chris Marks und Richard Place ihre Ämter als CEO bzw. CFO von Natwest Markets niedergelegt (vgl. BZ vom 20.12.2019).Man habe in den vergangenen Jahren viel in neue Technologien investiert. Man müsse aber auch finanzielle Disziplin üben, wenn solche Vorhaben nicht die gewünschten Ergebnisse lieferten, schrieb Rose. RBS bestätigte, dass Mark Bailie, der Chef der hauseigenen Digitalbank Bó, das Institut verlassen hat.Alles in allem will Rose die Kosten in diesem Jahr um 250 Mill. Pfund drücken. “Die Ziele können übertroffen werden, Restrukturierungsanstrengungen werden aus unserer Sicht jedoch zunehmend schwieriger und teurer”, schrieb der UBS-Bankenanalyst Jason Napier in einer ersten Einschätzung.Mittel- bis langfristig soll von der RBS eine Eigenkapitalrendite (RoTE) zwischen 9 % und 11 % erzielt werden, kündigte Rose an. Im abgelaufenen Jahr hatte die Bank 9,4 (i.V. 4,8) % erreicht. Die Kernkapitalquote soll sich zwischen 13 % und 14 % bewegen.Im Schlussquartal lag der bereinigte Vorsteuergewinn marginal unter den Markterwartungen. Die Erträge entsprachen in etwa den Analystenschätzungen, die Kosten lagen etwas darüber. Bei den Wertberichtigungen lieferte die RBS eine positive Überraschung. Hier hatten Branchenexperten nahezu ein Fünftel mehr auf der Rechnung. – Wertberichtigt Seite 6