ste – Ein Softwarespezialist ist Dr. Tim Sievers nicht. Auch für ein Kreditinstitut hat der 41-Jährige noch nie gearbeitet. Doch mit seinem im April 2011 gegründeten Fintech-Unternehmen Deposit Solutions hat sich der Norddeutsche, der aus der Nähe von Husum stammt, im Bankensektor einen Namen gemacht. Der erste Betreiber einer Open-Banking-Plattform für Einlagenprodukte schickt sich an, einen Standard im europäischen Einlagenmarkt zu entwickeln.Die Motivation, Deposit Solutions zu starten, lieferten nicht zufriedenstellende Kundenerlebnisse. Wollte man sein Geld in attraktiven Einlagenprodukten anlegen, sei bislang immer ein aufwendiger Kontowechsel notwendig gewesen, erklärt Sievers. Außerdem interessierten ihn Produkte und die Organisation von Wertschöpfungsketten. Was Deposit Solutions mache, lasse sich am besten mit Redesign der Wertschöpfungskette in einer Produktkategorie von Kreditinstituten, den Einlagen, beschreiben.Mit dem Entschluss, als Vollzeit-Unternehmer tätig zu werden, gab Sievers 2010 seinen Job bei der auf Mehrheitsbeteiligungen bei mittelständischen Unternehmen ausgerichteten Private-Equity-Firma Arcadia in Hamburg auf. Zu der Gesellschaft war er nach einer Promotion in Volkswirtschaftslehre 2005 gekommen.Erste Erfahrungen in der Start-up-Szene machte Sievers nach einem Bachelor-Studium der Politikwissenschaft, Wirtschaft und Philosophie in Oxford zu Beginn der 2000er Jahre. Nach dem Aufbau einer deutschen Tochtergesellschaft gründete er eine erste eigene Firma mit Intra- und Extranetlösungen für kleine und mittlere Unternehmen. Nach dem Verkauf folgte ein Masterstudiengang an der London School of Economics.Nach dem Einstieg von Geldgebern wie der Venture-Capital-Gesellschaft E.Ventures, dem Frühphaseninvestor Greycroft und Paypal-Mitgründer Peter Thiel ist Sievers heute mit rund 30 % an Deposit Solutions beteiligt. Das Unternehmen mit inzwischen mehr als 200 Mitarbeitern, das er mit einer Anschubfinanzierung von 50 000 Euro durch den EU-Pro-Ideen-Fonds aufbaute, führt der Vater von vier Kindern mit sechs Mitgliedern in der Geschäftsführung. Sievers, der sich privat mit Pferdezucht befasst und den Fußball mag, gehört auch dem im März vergangenen Jahres gegründeten Fintech-Rat des Bundesfinanzministeriums an.