US-Bankenkrise

Regulatoren kassieren Schelte

Nach den jüngsten Turbulenzen im Bankensystem stehen US-Regulierungsbehörden unter Druck. Fed-Vize Michael Barr muss im Kongress das Vorgehen der Notenbank im SVB-Crash verteidigen.

Regulatoren kassieren Schelte

det/xaw Washington/New York

Mitglieder des US-Kongresses kritisieren die Reaktion der Regulierungsbehörden im Zuge der jüngsten Bankturbulenzen scharf. Bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus am Mittwoch musste sich insbesondere der für Aufsicht zuständige Fed-Vize Michael Barr kritischen Fragen der Abgeordneten stellen. So bezweifelt das Finanzdienstleistungskomitee der Kammer, dass die Federal Reserve, der Einlagensicherungsfonds FDIC und das Finanzministerium ausreichend für einen Bank Run vorausgeplant hätten.

Vorgehen verteidigt

Bereits am Vortag sagten Barr, FDIC-Chef Martin Gruenberg und Treasury-Unterstaatssekretärin Nellie Liang vor dem Banking-Ausschuss des Senats aus. Dort räumte der stellvertretende Fed-Vorsitzende zwar ein, dass „wir nicht genug getan haben“, verteidigte zugleich aber das Vorgehen im Zuge des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank (SVB). Der Start-up-Finanzierer, der 2022 noch über rund 209 Mrd. Dollar an Assets verfügt hatte, geriet am 10. März unter Zwangsverwaltung durch die FDIC. Das Geldhaus war nach einem Einlagenrückgang zu verlustreichen Wertpapierverkäufen gezwungen, die anschließende Ankündigung einer Kapitalerhöhung löste bei Kunden Panik aus – mit einem weiteren rasanten Mittelschwund als Folge. Der größte Bankenkollaps seit 2008 sandte Schockwellen durch das Finanzsystem.

Das Finanzministerium, die Fed und die FDIC versuchten die Lage daraufhin durch Garantien von Bankeinlagen und die Schaffung neuer Notfallkreditprogramme zu beruhigen. Dennoch gerieten die Aktienkurse mehrerer weiterer mittelgroßer Geldhäuser unter Druck, der First Republic Bank mussten führende Finanzinstitute beispringen.

Insbesondere das Vorgehen der Fed von San Francisco, die für die Kontrolle der Silicon Valley Bank zuständig war, ist nach den Verwerfungen in den Fokus geraten. Der Kollaps sei „ein Paradebeispiel für Missmanagement“, wiegelte Barr im Senat indes ab. Das Geldhaus habe über ein konzentriertes Geschäftsmodell im Technologie- und Venture-Capital-Sektor verfügt und sei enorm schnell gewachsen, habe seine Zins- und Liquiditätsrisiken aber nicht effektiv gemanagt.

Fed-Aufseher hätten bereits Ende 2021 auf diese Risiken hingewiesen und im Mai 2022 eine ineffektive Kontrolle durch den Verwaltungsrat sowie Schwächen der internen Audit-Funktionen hervorgehoben. Im Sommer des vergangenen Jahres habe der Regulator die Bank durch Herabstufungen der Management-Ratings zudem Wachstumsbeschränkungen unterstellt. Das volle Ausmaß der Verwundbarkeit der SVB sei aber erst während des Bank Run Anfang März ersichtlich geworden.

Der demokratische Senator Jon Tester aus Montana kritisierte, die Regulatoren hätten die Probleme also gekannt, aber nicht gehandelt. Sein republikanischer Amtskollege John Kennedy aus Louisiana kritisierte die mangelnde Eignung der Stresstests, die keinen ausreichenden Aufschluss über die zugrunde liegenden Probleme gegeben hätten. Weitere Senatoren fragten, warum die Fed nicht schneller eingegriffen habe. Barr betonte, dass die Bank nicht auf Anweisungen des Regulators reagiert habe. Auf Nachfrage konnte der Notenbank-Vize allerdings nicht beziffern, in welchem Zeitrahmen Finanzinstitute auf solche Vorgaben hin handeln müssten.

Die Fed ist noch mit der Aufarbeitung des SVB-Kollapses beschäftigt. Unter Barrs Federführung wird die Notenbank am 1. Mai einen entsprechenden Bericht vorlegen, der nun in weiten Teilen von der First Citizens Bank übernommen wurde. Auch der Auktionsprozess rief im Senat Kritik hervor. Die FDIC und Gruenberg hätten schneller einen Käufer finden müssen, betonten Mitglieder des Banking-Ausschusses. Eine erste Versteigerung scheiterte kurz nach dem Zusammenbruch, der Verkauf des Großteils der SVB-Assets kam erst mehr als zwei Wochen später zustande.

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