Nettomittelflüsse

Rekord-Fondsabsatz zum Greifen nah

Der Fondsabsatz läuft in der Pandemie wie am Fließband, die Delle im September hat die Branche bereits verdaut. Für das laufende Gesamtjahr rückt ein Rekordwert damit näher, wie verschiedene Statistiken zeigen.

Rekord-Fondsabsatz zum Greifen nah

jsc Frankfurt

Die deutsche Fondsbranche kommt einem Rekordabsatz im laufenden Jahr näher: Im Oktober legten die Zuflüsse in deutsche Fonds netto auf 20,2 Mrd. Euro zu, nachdem sie im September lediglich bei 5,1 Mrd. Euro lagen, wie die Bundesbank berichtet. Vor allem Spezialfonds hatten sich erholt und trugen 15,8 Mrd. Euro zum Absatz bei, während das Geschäft der Publikumsfonds getrieben von steigenden Börsenkursen auf 4,4 Mrd. Euro zulegte. Gerade Aktienfonds sind von der Kursentwicklung abhängig und waren nach einem schwachen September im Oktober wieder gefragt (siehe Grafik).

Bezogen auf zehn Monate zeigt die Bundesbank im laufenden Jahr mit 110 Mrd. Euro den zweithöchsten jemals erzielten Fondsabsatz – lediglich im Ausnahmejahr 2015, als die EZB mit Start ihres Anleihenkaufprogramms die Börsen und das Fondsgeschäft belebt hatte, wurde mit 113 Mrd. Euro etwas mehr erzielt. Ob der damalige Gesamtjahreswert von 146 Mrd. Euro erreicht werden kann, hängt nun also entscheidend am Jahresendgeschäft, das erfahrungsgemäß häufig etwas stärker ausfällt.

Noch näher liegt ein Rekordwert, wenn der Blick auf die Fondsstatistik des Branchenverbands BVI fällt, der anders als die Bundesbank auch im Ausland aufgelegte, aber in Deutschland vertriebene Fonds mitzählt. Hier hatte der Verband unlängst für Ende September einen Absatz von 168 Mrd. Euro binnen neun Monaten gemeldet, womit der Gesamtjahreswert von 2015 in Höhe von 187 Mrd. Euro nicht mehr weit ist. Nach einem anziehenden Geschäft im Oktober zeichnet sich somit für die Verbandsstatistik ein Gesamtjahresrekord ab. Vor allem das für die Branche wichtige Geschäft mit Publikumsfonds im breiten Massengeschäft mit privaten Anlegern läuft im laufenden Turnus außergewöhnlich gut.

Empfindliches Segment

Ein Stolperstein bleibt das Börsengeschehen: Die Unruhe in den vergangenen Tagen dürfte das Neugeschäft im November in Teilen belastet haben, vor allem bei Aktien-Publikumsfonds. Setzt sich der seit Beginn der Pandemie ermittelte statistische Zu­sammenhang von Kursentwicklung und Aktienfondsgeschäft fort, zeichnet sich für November ein Absatz leicht unterhalb der Nulllinie ab. Der Effekt wäre jedoch allein nicht ausreichend, um das insgesamt starke Neugeschäft zu drehen.

Für die Ertragslage der Branche ist aber nicht der aktuelle Absatz, sondern vor allem der Fondsbestand entscheidend, speisen sich die Gebühren doch anteilig aus dem Volumen. Der Bestand stieg laut Bundesbank von Anfang Januar bis Ende Oktober um 10% auf 2,79 Bill. Euro. Bei steigenden Kursen kommen darüber hinaus oft noch erfolgsabhängige Fonds­gebühren hinzu.

Die großen deutschen Fondsadressen haben zuletzt stark steigende Erträge erzielt: Für die ersten neun Monate verzeichnet die DWS ein Plus von 18% auf 1,92 Mrd. Euro, die Allianz kommt inklusive Pimco im Fondsgeschäft mit einem Zuwachs von 12% auf 5,92 Mrd. Euro, die DekaBank hat das Provisionsergebnis um 25% auf 1,17 Mrd. Euro hochgeschraubt, während Union Investment bezogen auf das erste Halbjahr mit plus 65% auf 1,26 Mrd. Euro kommt. Ein Rekordabsatz käme als Sahne­häubchen hinzu.