ALLIANZ ZIEHT BILANZ

Rekorde purzeln im Zahlenwerk der Allianz

Umsatz und Gewinn erreichen Höchststände - Naturkatastrophen und Dollar-Schwäche belasten

Rekorde purzeln im Zahlenwerk der Allianz

mic München – Das Allianz-Management ist hochzufrieden mit den Geschäftszahlen des vergangenen Jahres. “Ich betrachte die Performance 2017 als hervorragend”, erklärte Finanzvorstand Giulio Terzariol, der erstmals nach seinem Amtsantritt im Januar die Allianz-Zahlen präsentierte. Auch Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte lobte auf der Bilanzpressekonferenz die Leistungen. Die Allianz habe sich im Jahr 2017 wunderbar entwickelt, sagte er. Zugleich stellte er fest: “2017 war ein ganz besonders anstrengendes Jahr für unsere Industrie.”Trotz hoher Belastungen etwa aus zahlreichen Naturkatastrophen und aus einem schwachen Dollar zieren allerlei Rekorde das Zahlenwerk, wenngleich die Zuwächse teils inkrementell sind. Umsatz, operativer Gewinn und Dividende stiegen auf Höchststände. Die Erlöse kletterten um 3 % auf 126,1 Mrd. Euro, der operative Gewinn wuchs um 0,4 % auf 11,1 Mrd. Euro. Damit lag die Allianz am oberen Ende der prognostizierten Spanne von 10,3 bis 11,3 Mrd. Euro. Den Rückgang des Nettogewinns nach Anteilen Dritter um 2,3 % auf 6,8 Mrd. Euro begründete Terzariol mit den fast verdreifachten Ausgaben für den Stellenabbau. Die Allianz, die den Bonus ihrer Führungskräfte mittlerweile um derartige Kosten bereinigt, um einen Anreiz zu mehr Restrukturierungen zu setzen, gab hierfür 450 Mill. Euro aus. Das Jahr ist durch die Rückkehr der Naturkatastrophen in das Zahlenwerk der Assekuranz geprägt. Es könne das teuerste Jahr bezüglich Naturkatastrophen-Belastung für die Branche werden, sagte Bäte. Mit einem gewissen Stolz fügte er hinzu: “Aber die Allianz ist sehr gut durchgekommen.” Dies liege nicht nur daran, dass sein Unternehmen Exponierungen an die Rückversicherer weitergegeben habe (vgl. BZ vom 9. Februar). Vielmehr habe es sich auch aus hochriskanten Bereichen zurückgezeichnet. Bäte lobte ausdrücklich seinen Vorstandskollegen Axel Theis, der für die Sachversicherung zuständig ist. Teure Stürme in EuropaDie Allianz gab 1,1 Mrd. Euro für Naturkatastrophen aus. Dies entspricht 2,4 % der Schaden-Kosten-Quote nach 1,5 % im Vorjahr und ist der höchste Wert seit dem Jahr 2013. Dies trieb die Combined Ratio der Sachversicherung um 0,9 Prozentpunkte auf 95,2 %. Stürme in Europa kosteten 400 Mill. Euro, die US-Waldbrände 120 Mill. Euro und die Hurrikans in der Karibik 390 Mill. Euro. Der Anteil am versicherten Schaden der Tropenstürme “Irma”, “Harvey” und “Maria” betrage nur rund 0,5 %, obwohl der US-Marktanteil der Allianz 1,2 % sei, strich Bäte heraus. Trotzdem sind die Belastungen im Ergebnis der Sachsparte abzulesen. Obwohl der Umsatz von 51,5 Mrd. Euro auf 52,3 Mrd. Euro stieg, sank das operative Ergebnis um 7,5 % auf 5,1 Mrd. Euro. Darüber hinaus lasteten vier weitere Sonderfaktoren auf dem Zahlenwerk. Der Verkauf der Oldenburgischen Landesbank Anfang 2018, die im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn von 51 Mill. Euro bei der Allianz ablieferte, führte zu Kosten von 210 Mill. Euro. Die US-Steuerreform, die sich künftig positiv auswirkt, kostete initial 135 Mill. Euro. Für den veränderten Abzinsungssatz in der britischen Versicherungswirtschaft (Ogden rate) mussten die Münchner mit 125 Mill. Euro geradestehen. Ungeplant traf die Allianz darüber hinaus die Dollar-Schwäche: Sie verringerte den operativen Gewinn um 152 Mill. Euro. Operativ glänzte im Jahr 2017 neben dem Assetmanagement (siehe Artikel “Turnaround des Assetmanagement” auf dieser Seite) die Sparte Lebens- und Krankenversicherung. Bäte strich heraus, dass sie nach zwei Jahren Schrumpfen wieder gewachsen sei. Sie legte um 4,1 % auf 67,3 Mrd. Euro zu. Dass sich der Neugeschäftswert um 30 % auf 1,9 Mrd. Euro erhöhte, “haben wir uns selbst nicht zugetraut”. Das operative Ergebnis stieg um 3,1 % auf 4,4 Mrd. Euro. Im vierten Quartal lieferte die Sparte zum siebten Mal in Folge mehr als 1 Mrd. Euro Gewinn ab. In Deutschland scheint der Neustart in der Autoversicherung mit einem neuen Tarif erfolgreich zu verlaufen. Die Kfz-Beitragseinnahmen sind im vierten Quartal um gut 8 % gestiegen, ist dem Zahlenwerk zu entnehmen. Weitere Angaben machte das Management nicht und verwies auf die Bilanz-Pressemitteilung der Allianz Deutschland AG am 5. März, nachdem die dortige Bilanzpressekonferenz gestrichen wurde. Die deutsche Sachversicherung erhöhte ihren Umsatz um 1,7 % auf 10,1 Mrd. Euro. Die Preise sind laut Präsentation um 2,2 % gestiegen. Die hohe Belastung aus Naturkatastrophen (3,1 %) ließ die Schaden- und Kostenquote um 2,6 Punkte auf 95,3 % abrutschen. Hohe SolvenzquoteDas Zahlenwerk prägt außerdem eine unverändert starke Kapitalposition. Die Solvenzquote stieg um 11 Prozentpunkte auf 229 %. Terzariol erwartet einen weiteren Anstieg im laufenden Jahr von gut 10 Punkten aus dem operativen Geschäft. Eine Rechnungslegungsumstellung auch bei der US-Lebensversicherung werde die Quote im ersten Quartal um 4 Punkte senken. Die US-Steuerreform könne dann im zweiten Quartal mit 3 Punkten belastend wirken, hießt es in der Präsentation.