Rennen um Borsa Italiana tritt in heiße Phase

Six und Deutsche Börse machen Zugeständnisse

Rennen um Borsa Italiana tritt in heiße Phase

bl Mailand – Die Entscheidung um den Zuschlag für die Mailänder Börse Borsa Italiana rückt näher und soll womöglich am 16. Oktober fallen. Nach einem Bericht der römischen Zeitung “Il Messaggero” will die Londoner LSE, die die Mailänder Börse aus kartellrechtlichen Gründen im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme des Datenanbieters Refinitiv verkauft, offenbar sehr schnell eine Shortlist aus zwei der drei Kandidaten Euronext, Deutsche Börse und Six bilden.Die Bewerber machen weitgehende Zugeständnisse an die italienische Regierung, die eine unliebsame Übernahme durch ein Veto unterbinden könnte. Die Schweizer Börse positioniert sich dabei mit einem stark föderalistischen Ansatz. Six-CEO Jos Dijsselhof erklärte der Zeitung “Corriere della Sera”, Six sei bereit, Verpflichtungen einzugehen, die die Interessen Roms berücksichtigten. Die Mailänder Börse solle als Ganzes erhalten bleiben, inklusive des derzeitigen Managements. Man sei bereit zu langfristigen Investitionen und wolle auch italienische Partner mit an Bord nehmen. Ziel sei es, einen “europäischen Champion mit globalen Dimensionen” zu bilden. Ein ähnliches Modell hat Six bei der kürzlich übernommenen Madrider Börse angewandt, die große Autonomie genießt. Für Six spricht, dass die Schweizer bereit sind, den höchsten Kaufpreis von vermutlich deutlich über 4 Mrd. Euro zu zahlen.Ähnliche Zugeständnisse macht die Deutsche Börse, die Italien volle Autonomie und eine starke Präsenz in der Governance eines fusionierten Unternehmens verspricht. Präsident und CEO der Mailänder Börse sollen dem Vernehmen nach italienisch sein. Bei der mehrheitlich von Mailand kontrollierten Anleihenhandelsplattform MTS ist die Deutsche Börse bereit, die Mehrheit an einen italienischen Partner zu übertragen, ist in Mailand zu hören. Das Thema wurde auch beim gestrigen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Mailand erörtert.Auch die Mehrländerbörse Euronext hat große Zugeständnisse in Richtung Autonomie und Besetzung von Spitzenposten mit Italienern gegenüber Mailand gemacht, doch es gibt ein Problem: Der niederländische Finanzminister bestimmt derzeit den Aufsichtsratschef, ein Posten, den Euronext-Chef Stéphane Boujnah gerne einem Italiener übertragen möchte.