Neustart für die Vorsorge
Neustart für die Vorsorge
Vertrauensverlust bei Rente
Studie: Private Vorsorge wird wichtiger – Deutsche Bank und DWS sehen Beratungsbedarf
Eine Studie von Deutscher Bank und DWS zeigt: 80% der Menschen rechnen damit, dass die gesetzliche Rente künftig nur noch Grundsicherung bietet. 58% befürworten daher eine verpflichtende private Altersvorsorge. Für die Finanzbranche wächst der Druck, einfache und verlässliche Lösungen zu liefern.
wbr Frankfurt
Die Deutsche Bank und die DWS haben ihren neuen Altersvorsorge-Report vorgestellt. Die Studie macht deutlich, wie sehr sich die Stimmung der Menschen beim Thema Altersvorsorge verändert hat. Zwar bleibt die gesetzliche Rente für die meisten wichtig, doch das Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit sinkt. 80% der Befragten glauben, dass sie im Alter nur noch eine Grundsicherung bieten wird. Zugleich wächst die Einsicht, dass ohne private Vorsorge der Lebensstandard kaum zu halten ist.
Komplex, undurchsichtig und überfordernd
Claudio de Sanctis, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, sagte: „Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente ist deutlich gesunken. Den Menschen wird immer klarer, dass sie ihren Lebensstandard im Alter nur durch zusätzliche private Vorsorge sichern können.“ Viele empfinden das Thema aber als komplex, undurchsichtig und überfordernd.
Für Finanzinstitute bedeutet das: Die Nachfrage nach Orientierung steigt – aber auch die Erwartung, dass Lösungen verständlich, flexibel und ertragreich sind. Die Untersuchung zeigt, wie stark die Haltung der Bevölkerung in Richtung klarer Strukturen geht. 58% befürworten eine verpflichtende private Altersvorsorge. Eine gesetzliche Pflichtlösung lehnen Deutsche Bank und DWS dennoch ab. Private Vorsorge müsse freiwillig bleiben, betonten die Verantwortlichen im Pressegespräch. Denkbar sei allenfalls ein sogenanntes Opt-out-Modell.
Beratung hilft bei Entscheidung
Gewicht erhält in der Studie die Rolle der Beratung. 59% derjenigen, die sich beraten lassen, schließen anschließend ein Vorsorgeprodukt ab. Doch nur 36% haben überhaupt schon einmal ein Beratungsgespräch zur Altersvorsorge geführt, und bei vielen liegt es mehr als zwei Jahre zurück. Das zeigt: Zwischen Bedarf und Umsetzung klafft eine Lücke – und hier liegt eine der Chancen für Banken und Finanzdienstleister.
Die von den Menschen bevorzugten Kanäle zeigen: 53% würden ein Altersvorsorgeprodukt bei einer Versicherung, Bank oder einem Berater abschließen, nur 17% online. Damit bestätigt sich, dass trotz aller Digitalisierung der persönliche Kontakt den Ausschlag gibt. Für Institute wie Deutsche Bank und DWS bleibt die direkte, anlassbezogene Beratung damit ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Studie nennt auch die Momente, in denen Menschen besonders empfänglich für das Thema sind. Für 30% ist der Berufseinstieg oder das erste Gehalt der entscheidende Anlass, sich erstmals mit Altersvorsorge zu beschäftigen. 17% reagieren auf den Erhalt der jährlichen Renteninformation. Diese Auslöser könnte die Branche künftig gezielter nutzen.
Altersvorsorgedepot ist vielversprechend
Gleichzeitig offenbart die Umfrage eine hohe Bereitschaft, mehr zu tun, wenn die Bedingungen stimmen. 74% der Befragten würden zusätzliche Beiträge leisten, um früher in Rente gehen zu können, 62% akzeptieren auch ein höheres Risiko über Kapitalmarktprodukte. Für die Anbieter ist das ein klares Signal: Wer die Angst vor Komplexität nimmt, kann den Zugang zu renditestarken Lösungen öffnen. DWS-Manager Björn Dreyer sieht Hoffnung: „Vielversprechend sind die kommende Reform mit einem Altersvorsorgedepot und die geplante Frühstart-Rente.“

