Immobilienkredite

Rheinische Sparkassen wettern gegen Aufsicht

Der Ärger über die neuen Kapitalanforderungen für Wohnungskredite ist gewaltig. Ansonsten lief das vergangene Jahr für die rheinischen Sparkassen aber recht gut.

Rheinische Sparkassen wettern gegen Aufsicht

ak Düsseldorf

– Die rheinischen Sparkassen lehnten die erhöhten Kapitalanforderungen für Wohnimmobilienkredite als „höchst kontraproduktiv“ ab. Auf die Institute im Rheinischen Sparkassen- und Giroverband (RSGV) käme ein zusätzlicher aufsichtsrechtlicher Kapitalbedarf von 1,1 Mrd. Euro zu, erläuterte Hauptgeschäftsführer Thomas Pennartz am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahreszahlen.

Die Argumentation der Bankenaufsicht, dem Risiko einer Immobilienblase vorbeugen zu wollen, überzeuge nicht. Denn bei der Entscheidung über die Vergabe eines Immobilienkredits spielten die Preise am Markt nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend sei die nachhaltige Fähigkeit des Kunden, den Kredit zu bedienen. Problematisch sei vor allem, dass die neuen Anforderungen für den gesamten existierenden Wohnkreditbestand gelten. Die Aufsicht hatte den antizyklischen Kapitalpuffer für alle Kredite auf 0,75% angehoben. Hinzu kommt ein sektoraler Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienkredite von 2%.

RSGV-Präsident Michael Breuer rechnet allerdings nicht damit, dass die Sparkassen im Rheinland ihr Neugeschäft mit Wohnimmobilienfinanzierungen reduzieren. Zumindest für 2022 gelte: „Ich mache mir keine Sorgen, dass die Kreditvergabe eingeschränkt wird.“

Im abgelaufenen Jahr waren die Darlehenszusagen für den gewerblichen und privaten Wohnungsbau der rheinischen Sparkassen um 7,1% auf 13,9 Mrd. Euro in die Höhe geschnellt. Mit Blick auf die Zahlen des vergangenen Jahres sprach Breuer von einem stabilen Fundament. Das Zinsergebnis der 29 rheinischen Institute erodierte zwar um annähernd 130 Mill. Euro durch das anhaltende Zinstief und die erhöhten Verwahrentgelte im Interbankengeschäft. Das Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft fiel hingegen deutlich besser aus als erwartet. Von der vorsichtigen Risikovorsorge im ersten Pandemiejahr 2020 konnte einiges wieder aufgelöst werden. So stieg das Betriebsergebnis nach Bewertung um satte 171 Mill. auf 920 Mill. Euro. Der Zuwachs wurde jedoch durch das stärker negative neutrale Ergebnis fast vollständig aufgezehrt. Hier flossen auch Rückstellungen für die Neuberechnung von Prämiensparverträgen mit hinein.

Genug Reserven wollen die Sparkassen hingegen für einen etwaigen Kapitalbedarf der Bad Bank Erste Abwicklungsanstalt (EAA) gebildet haben. Das Landgericht Frankfurt hatte im September 2021 überraschend einer Klage der WestLB-Nachfolgerin Portigon stattgegeben, die gut 1 Mrd. Euro Steuerschulden aus Cum-ex-Geschäften der früheren Landesbank auf die EAA verschieben will. Hätte dieses Urteil Bestand, könnte bei der Bad Bank, an der die NRW-Sparkassen zusammen 50% halten, weiterer Kapitalbedarf bestehen. „Wir machen uns keine Sorgen, dass die Sparkassen zusätzliches Geld mobilisieren müssen“, sagte Breuer. Die Sparkassen hätten für den Fall, dass die EAA weiteres Geld brauche, bereits Rücklagen nach §340g HGB gebildet, die nicht zum Eigenkapital zählten. Sie betragen laut Breuer jeweils 500 Mill. Euro in Rheinland und in Westfalen.

Die EAA zeigt sich derweil zuversichtlich, dass das Urteil des Landgerichts Frankfurt Bestand hat. Sie stuft die Entscheidung als „rechtsfehlerhaft“ ein und bezeichnet ihre Erfolgsaussichten in der eingelegten Berufung als „sehr gut“. Im bereits testierten Abschluss für das zurückliegende Jahr hat die EAA keine Rückstellungen für die Cum-ex-Lasten gebildet.

RSGV
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss2 2732 400
Provisionsüberschuss1 1781 116
Verwaltungsaufwand2 6242 637
Betriebsergebnis vor Bewertung893934
Bewertungserg. Kredite83−132
Bewertungsergebnis Wertpapiere−56−54
Sonst. Risikovorsorge/Neutrales Ergebnis−475−310
Ergebnis vor Steuern444438
Cost-Income-Ratio * (%)74,673,8
Kernkapitalquote (%)15,816,2
Bilanzsumme (Mrd.)189180
Kundeneinlagen (Mrd.)144138
Kundenkredite (Mrd.)133128
*) vor BewertungBörsen-Zeitung
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