Riksbank hadert mit eigener Digitalwährung
bg Frankfurt
Die schwedische Notenbank hat bekannt gegeben, dass sie ihr 2017 begonnenes Projekt zur Einführung einer E-Krona um ein weiteres Jahr verlängert. In der Mitteilung zeigt sich die Riksbank skeptisch, dass sich „bargeldähnliche Merkmale“ bei einer digitalen Währung umsetzen lassen. Die Riksbank gilt beim Thema Digitalwährungen international als Vorreiter, weshalb ihre Erkenntnisse auf besonderes Interesse stoßen dürften.
Konkret geht es darum, dass Nutzer nicht die gleiche Anonymität wie bei Bargeld erwarten könnten. Das Problem liegt in der technischen Architektur für eine solche Central Bank Digital Currency (CBDC): Um wie Bargeld zu funktionieren, müsste diese anonym und offline nutzbar sein, also auf dem Smartphone gespeichert. Die in der Regel auf einem Distributed Ledger (DLT) beruhenden Modelle verlangen jedoch zur Geldwäscheprävention eine Bestätigung durch das (entfernte) zentrale digitale Register, wo die entsprechenden Daten liegen.
Vor diesem Hintergrund spricht die Riksbank davon, es wäre falsch anzunehmen, die E-Krona könne sowohl offline als auch anonym nutzbar sein. Eine Studie dazu veröffentlichte die Zentralbank am Dienstag. Sowohl tokenbasierte als auch kontenbasierte CBDCs würden eine Nachverfolgbarkeit der Eigentümerschaft von Geld erfordern. Und da immer eine Verbindung zu zentralen Registern der Notenbank bestehen müsse, seien keine Offline-Zahlungen in großem Umfang möglich.
Damit eröffnet die Riksbank implizit die Option, kleine Beträge in eine elektronische Geldbörse zu laden und diese ohne Nachverfolgung einsetzen zu können. Dieses Modell schwebt der Europäischen Zentralbank vor, die sich sogenannte „Anonymitätsgutscheine“ bis 3000 Euro vorstellen kann – wobei sich dieses Modell wie das gesamte CBDC-Konzept inklusive der geldpolitischen Implikationen noch in der Erprobung befindet. Auch das kontenbasierte Modell könnte mit einer Guthaben-Obergrenze versehen werden, was sich über Verzinsungsmechanismen steuern ließe. Weicht dieser Zins vom Leitzins ab, könnte es zu Zielkonflikten kommen: Experten zufolge käme es zu einem hybriden System unterschiedlicher Zinssätze.
Dem Report zufolge verfolgen 58% der Zentralbanken ein tokenbasiertes CBDC-Modell, wobei dieses allem Anschein nach auch nicht besser geeignet sei, die Bargeldfunktionen zu replizieren, als das kontenbasierte Modell. Das Token sei aber ein Trägerinstrument, das in sich selbst Eigentum an einem monetären Wert repräsentiere. Eine kontenbasierte CBDC sei eher vergleichbar mit Buchgelddepositen. Die Studie der Riksbank illustriert, mit welchen Abwägungen die Notenbanken konfrontiert sind. Die Schweden haben gemeinsam mit Accenture eine DLT-Plattform aufgebaut, die nun weiteren Tests zur Leistungsfähigkeit unterzogen wird.