Rolet freut sich am "starken Start"

Londons Börsenbetreiber peilt weitere Zukäufe an - Zweistelliges Wachstum im Auftaktquartal

Rolet freut sich am "starken Start"

Xavier Rolet, der Chef des Londoner Börsenbetreibers, blickt nach vorn. Nach zweistelligem Wachstum im Auftaktquartal kündigte er an, wieder auf Einkaufstour zu gehen. Die geplatzte Fusion mit der Deutschen Börse wird von ihm nur noch beiläufig erwähnt.hip London – Die London Stock Exchange Group (LSE) wird nach dem Scheitern der Übernahme durch die Deutsche Börse wieder selbst auf Einkaufstour gehen. Chief Executive Xavier Rolet formulierte es so: “Wir werden weiterhin aktiv darangehen, selektive permanente organische und anorganische Investitionen zu sondieren, um das weitere Wachstum voranzutreiben.” Als die Europäische Kommission die Fusion mit Frankfurt untersagte, hatte er sich bereits in ähnlicher Weise geäußert. Der Betreiber der Börsen von London und Mailand hatte aus seiner Sicht einen “starken Start” ins neue Jahr. AbwertungsgewinnerWie aus den ersten Geschäftszahlen seit Platzen der Übernahme hervorgeht, steigerte die Gruppe ihre Einnahmen im Ende März abgelaufenen Quartal um 19 % auf 459 Mill. Pfund. Analysten hatten im Schnitt 449 Mill. Pfund auf der Rechnung. Die LSE-Aktie stieg daraufhin auf ein neues Rekordhoch. Auf vergleichbarer Basis lag das Wachstum bei 9 %. Die Abwertung des Pfund gegen Euro und Dollar kam dem Marktinfrastrukturbetreiber zugute. Wie die Gesellschaft mitteilt, schlägt sich eine Veränderung des Wechselkurses zum Euro um 5 Cent mit 6,3 Mill. Pfund in den Einnahmen nieder. Eine Veränderung des Kurses zum Dollar um 5 Cent wirke sich dort mit 4,9 Mill. Pfund aus.Für das positive Gesamtbild sorgten vor allem das Nachhandelsgeschäft und die Indexsparte FTSE Russell. Das traditionelle Kapitalmarktgeschäft stagnierte dagegen. Das Volumen der bei Börsengängen in London eingeworbenen Mittel verharrte auf Vorjahresniveau. Die drei größten Initial Public Offerings entstammten der Finanzbranche: Die Anlagevehikel Biopharma Credit und Ocelot Partners kamen auf ein Emissionsvolumen von 610 Mill. bzw. 342 Mill. Pfund, der Pensionsplanexperte Xafinity auf 180 Mill. Pfund. Die Zahl der Emissionen stieg insgesamt auf 38 (i.V. 33), davon 22 (15) an den Hauptsegmenten in London, 10 (15) am AIM und 6 (3) in Mailand. Rolet bemüht sich darum, das IPO der saudischen Ölgesellschaft Aramco nach London zu holen.LSE-Chairman Donald Brydon ging in seiner Rede auf der Hauptversammlung auf das Scheitern der Börsenfusion gar nicht erst ein. “Wir sind in einer Zeit außerordentlicher Veränderungen in der Weltwirtschaft und in der politischen Landschaft erfolgreich durch ein arbeitsreiches Jahr gesteuert”, sagte Brydon auf dem Aktionärstreffen in der Haberdashers’ Hall, in der sich einst die Zunft der Kurzwaren- und Seidenhändler traf. Übernahmen und Fusionen gehören für Börsenbetreiber einfach zum Geschäft. Neben den großen Akquisitionen Borsa Italiana, LCH.Clearnet und Frank Russell hat sich die Gruppe in den vergangenen Jahren durch eine ganze Reihe kleinerer Zukäufe gestärkt. Stolz vermerkte der Ex-Investmentbanker Rolet, dass der Finanzdatenanbieter Mergent den ersten positiven Beitrag zum Geschäft der Gruppe geleistet habe. Der Kauf der US-Firma wurde zu Beginn des ersten Quartals abgeschlossen. Das traditionelle Kassamarktgeschäft (Aktien) stagnierte. Die Einnahmen aus Sekundärmarktgeschäften mit Bonds und Derivaten stiegen um 9 %. LCH.Clearnet lieferte einen Zuwachs von 31 %. Der Nennwert der von Swapclear verrechneten OTC-Zinsswaps stieg um 45 % auf 245 Bill. Dollar. Die Zahl der Kunden-Trades erhöhte sich um mehr als ein Viertel auf 307 000. Bei CDSClear stagnierte der Nennwert dagegen mit 131 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau. Der Erlös der Sparte Information Services stieg um knapp ein Viertel auf 172 Mill. Pfund. Das Indexgeschäft FTSE Russell steuerte 127 Mill. Pfund dazu bei.