Rosigere Aussichten für Rückversicherer

Leicht anziehende Preise sorgen für Hoffnung auf höhere Erträge - Gespannter Blick auf Hurrikan "Dorian"

Rosigere Aussichten für Rückversicherer

ak Frankfurt – Nach den hohen Naturkatastrophen-Schäden der Jahre 2017 und 2018 hat sich der Preistrend in der Rückversicherungsbranche gedreht. Die Ratingagentur S&P erwartet, dass die Branche global im Durchschnitt etwa 5 % höhere Preise in den kommenden Erneuerungsrunden durchsetzen kann, wie Rückversicherungsexperte Johannes Bender vor Journalisten in Frankfurt ausführte. Es gebe aber Unterschiede. Der Trend zu einer Regionalisierung des Pricings sei unverkennbar.Im zuletzt relativ schadenarmen Europa sei der Preisauftrieb auch angesichts generell hoher Kapazitäten kaum ausgeprägt. In den zuletzt stark getroffenen USA dagegen stiegen die Preise für Rückversicherungsschutz. Der auf den Bahamas wütende Hurrikan “Dorian”, der sich langsam auch auf die US-Küste zubewegt, dürfte sich diese Tendenz eher verstärken. “Dorian wird Implikationen für die Preisdiskussion in Monte Carlo haben”, sagte Bender mit Blick auf das am kommenden Wochenende beginnende internationale Rückversichertreffen in Monaco. Bodenbildung 2018Bender erwartet, dass die Rückversicherer in diesem und im nächsten Jahr ihre Kapitalkosten wieder verdienen können. Das war 2017 und 2018 nicht der Fall, als die Hurrikans “Harvey”, “Irma”, “Maria” sowie die Feuer in Kalifornien und der Taifun “Jebi” in Japan die Schadenquoten in die Höhe trieben. S&P prognostiziert, dass die Rückversicherer 2019 und 2020 – ein durchschnittliches Schadenaufkommen durch Naturkatastrophen vorausgesetzt – eine Schaden-Kosten-Quote von 95 bis 98 % erreichen könnten und sich die Eigenkapitalrendite auf 7 bis 9 % einpendeln könnte.Nach Jahren des Preisverfalls in der Rückversicherungsbranche und einer Bodenbildung der Preise 2018 könne aber von einem sogenannten harten Markt noch keine Rede sein, sagte Bender. Dazu sei zu viel Kapazität vorhanden. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist das Volumen an traditionellem Rückversicherungskapital nach einer Erhebung von Aon im ersten Quartal 2019 um gut 6 % auf 512 Mrd. Dollar weltweit gestiegen.Rückläufig war dagegen erstmals seit Jahren das alternative Kapital, das um 4 % auf 93 Mrd. Dollar zurückging. Vor allem der Bereich Collateralized Reinsurance (besicherte Rückversicherung), eine boomende Nische in den vergangenen Jahren, hatte durch die hohe Schadenexposition 2017 und 2018 einen Dämpfer erhalten. In diesen Jahren hat der Markt für alternatives Rückversicherungskapital nach Angaben von S&P Negativrenditen von 5,6 bzw. 3,9 % erwirtschaftet. Noch immer seien etwa 15 Mrd. Dollar Kapital aus diesem Segment “gefangen”, weil noch nicht klar ist, ob sie für Schadenzahlungen gebraucht werden, sagte Bender. Er erwartet jedoch, dass der Markt für alternatives Kapital grundsätzlich weiter wachsen wird und eine anhaltende Herausforderung für die traditionellen Rückversicherer bleibt. “Jebi” wurde viel teurerZu einer Verunsicherung am Rückversicherungsmarkt haben in diesem Jahr die unerwartet hohen Nachreservierungen für den Taifun “Jebi” geführt. Hatten die Schadenschätzungen des Anfang September über Japan fegenden Sturms Ende 2018 noch bei 6 Mrd. Dollar gelegen, waren sie bis zur Jahresmitte 2019 auf 15 Mrd. Dollar hochgeschnellt. Zahlreiche Rückversicherer hatten stark nachreservieren müssen. Durch die Nachreservierungen sei bei den 20 größten Spielern der Branche etwa 15 % des jährlichen Naturkatastrophenbudgets bereits ausgeschöpft, so S&P.